Diesel-Pkw: Mehr Schadstoffe als bisher angenommen

Neue Dieselautos der Euroklasse 6 stoßen wesentlich mehr Schadstoffe aus, als bisher angenommen. Das bestätigte das österreichische Umweltbundesamt. Rechtlich bestehe aber kein Handlungsbedarf, da das Umweltbundesamt keine Befugnisse habe. Zuständig seien die jeweiligen Typisierungsbehörden.

Bis zu 78 Prozent mehr Stickoxide als angenommen

Neue Diesel-Pkw der Schadstoffklasse Euro 6 stoßen deutlich mehr Stickoxide (NOx) aus als bisher angenommen. Die Emissionen würden für Euro 6 eine Zunahme bei NOx um 34 Prozent ohne Berücksichtigung von Temperatureinflüssen zeigen. Wird der Temperatureinfluss mit eingerechnet, steige die Erhöhung der Emissionsfaktoren gar um 78 Prozent, teilte das Umweltbundesamt mit.

Grundlage sind Messergebnisse für das europäische Emissionsmodell und das „Handbuch Emissionsfaktoren des Straßenverkehrs“. Dieses Handbuch ermöglicht laut Umweltbundesamt Berechnungen der Treibhausgas- und Schadstoffbelastungen des Straßenverkehrs. Das Computermodell diene der raschen und einfachen Ermittlung von Emissionsfaktoren für Straßenfahrzeuge. In diese Emissionsfaktoren seien gezielte Adaptierungen am Testzyklus und vor allem Abschaltvorrichtungen der Abgasnachbehandlung bei niedrigen Temperaturen eingeflossen. Die Emissionsfaktoren sollen das Abgasverhalten in realen Fahrsituationen wiedergeben. Die Werte würden auf umfangreichen Messungen und Untersuchungen basieren.

Volkswagen-Logo auf einem geparkten Auto in Wien

ORF.at/Carina Kainz

Wie viel Stickoxide ein PKW im Realbetrieb ausstößt, wird nicht geprüft

Indes sorgt ein aktueller Bericht des ZDF zum VW-Skandal für Aufsehen: Das Softwareupdate, das VW für seine Diesel-Pkw entwickelt habe, löse die Abgasprobleme der Kunden nicht, berichtete das ZDF-Magazin „Zoom“ am Mittwochabend mit dem Verweis auf interne Unterlagen. Mit der neuen Software von VW haben die Dieselautos laut ZDF mehrere Abschalteinrichtungen, die zu hohen Stickoxidemissionen im Straßenverkehr führen würden. Das deutsche Kraftfahrtbundesamt (KBA) kommt laut den dem Fernsehsender vorliegenden Unterlagen zu dem Schluss, die vorhandenen Abschalteinrichtungen als zulässig einzustufen.

Der Konzern aus Wolfsburg erklärte gegenüber dem ZDF, „dass die betroffenen Fahrzeuge alle gesetzlichen Anforderungen nach Umsetzung der technischen Maßnahmen vollumfänglich erfüllen.“

Werte müssen nur im Testzyklus eingehalten werden

Die manipulierten VW-Fahrzeuge wurden in Deutschland typisiert, damit sei das deutsche Kraftfahrtbundesamt (KBA) die zuständige Typisierungsbehörde, so das österreichische Umweltbundesamt. Das deutsche KBA sei auch für die Beurteilung der Sanierungsmaßnahmen zuständig. Eine Fahrzeug-Typisierung in Deutschland gilt europaweit.

Die Schadstoffgrenzwerte müssen für die Typisierung laut Umweltbundesamt nur im Testzyklus eingehalten werden. Die Emissionen im Realbetrieb würden gemäß der bestehenden europäischen Abgasgesetzgebung im Rahmen der Typisierung nicht überprüft. Mit der Einführung der realitätsnäheren „Worldwide harmonized Light vehicles Test Cycles“ (WLTC) im September 2017 werden auch die Emissionen im Realbetrieb überprüft. „Die Emissionen der Fahrzeuge, die ab diesem Zeitpunkt typisiert werden, dürfen den Grenzwert dann nicht mehr als um den Faktor 2,1 übersteigen“, so das Umweltbundesamt.

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