Im Netz zahlen manche Kunden mehr

Preise für ein und dieselbe Ware oder Dienstleistung können im Internet innerhalb weniger Minuten verändert werden. Manche sind personalisiert und je nach Endgerät, Tag und Ort unterschiedlich. Das geht aus einem Test der Arbeiterkammer (AK) hervor.

Wie die AK per Aussendung mitteilte, hat sie an sechs Erhebungstagen im März zu einer bestimmten Uhrzeit 33 Preisabfragen auf den Webseiten Amazon, Lufthansa, Air Berlin, Austrian Airlines, Opodo, Booking.com und Heine-Versand durchgeführt. Verwendet wurden über 20 verschiedene Endgeräte, nämlich stationäre PC, Laptops, Notebooks, Smartphones, iPhones und iPads, die über Wien, Niederösterreich, Salzburg, Kärnten und Tirol verteilt waren; ein Laptop wurde in Düsseldorf benützt.

Große Schwankungen

Die Preise seien, vor allem im Dienstleistungsbereich, beispielsweise bei Buchungsplattformen wie Opodo oder Booking.com, zum Teil völlig intransparent gewesen. Dort würden Preise gelegentlich innerhalb von fünf Minuten geändert oder waren je nach Endgerät, mit dem die Preise abgefragt wurden, unterschiedlich. So variierte etwa ein Preis bei Austrian Airlines innerhalb von fünf Minuten um 80 Euro.

Apple-Nutzer zahlen nicht zwangsläufig mehr

Wer denkt, iPhone- und iPad-Benutzer würden grundsätzlich mehr zahlen als Android- und Laptop-Anwender, der irrt, so die AK-Tester. Es kam auch vor, dass iPhone- und iPad-Benutzer einen um fünf bis zehn Euro geringeren Preis angezeigt bekamen als Nutzer anderer Endgeräte. Das sei beispielsweise bei Air Berlin der Fall gewesen.

Kein erkennbares Muster

Spitzenreiter in Sachen Preisintransparenz war laut AK die Flugbuchungsplattform Opodo. Je nach Erhebungstag habe es bei der konkreten Flügeabfrage bis zu neun unterschiedliche Preise und Preisdifferenzen von bis zu rund 167 Euro gegeben. Es kann aber auch bei Opodo nicht gesagt werden, dass der angezeigte Preis bei Abfrage mittels iPhone teurer wäre als bei Abfrage mittels eines stationären PC. Meist wurde sogar der günstigste und teuerste Preis jeweils über ein anderes iPhone abgefragt.

Bei Booking.com gab es Preisdifferenzen bei zwei von acht abgefragten Hotels (etwa Madrid je nach Erhebungstag und Endgerät von bis zu 154,35 Euro bzw. elf Prozent). Bei den anderen Hotels gab es lediglich reine Rundungsdifferenzen. Nur beim Heine-Versand war bei allen fünf abgefragten Produkten der Preis auf der österreichischen Website um bis zu 100 Euro (6,7 Prozent) teurer als auf der deutschen. Preisschwankungen im Zeitverlauf über die zwei Erhebungswochen konnten bei Amazon (bis zu elf Euro), Lufthansa (bis zu 40 Euro), Air Berlin (bis zu 130 Euro), AUA (bis zu 160 Euro), Opodo (bis zu 113,40 Euro) und Booking.com (bis zu 232,35 Euro) festgestellt werden.

Im Vorjahr noch keine personalisierten Preise festgestellt

Bei der Erhebung im Vorjahr sei noch keine personalisierte Preisdifferenzierung festgestellt worden. Das sei eine bedenkliche Entwicklung, so die AK. Es werde für den Einzelnen immer schwieriger, einen fairen Marktpreis herauszufinden und eine informierte und wirtschaftlich günstige Entscheidung zu treffen. Zudem könne diese Art der Preisgestaltung schnell zu weitreichenden Eingriffen in die Privatsphäre sowie zu Diskriminierung führen.

Die AK fordert klare Regelungen für individualisierte Preisdifferenzierung auf europäischer Ebene. So sollten Unternehmen verpflichtet sein, ihre Preispolitik offenzulegen, insbesondere ob personenbezogene Daten, Surf- und Kaufverhalten, geografische Lage oder Endgerätetyp Einfluss auf die Preisgestaltung haben. Auch über ein Verbot der Verwendung bestimmter Merkmale wie Typ des Endgerätes sollte nachgedacht werden. In Bezug auf dynamische Preisgestaltung sollten Preise nur einmal pro Tag verändert werden dürfen.

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