Schwierige Suche nach einer „guten“ Bank

Bankkunden wollen nicht nur sparen, sondern auch wissen, was die Bank mit ihrem Geld macht. Zunehmend mehr Menschen suchen nach einem „guten“ Geldinstitut, das ihr Kapital nach ethischen und ökologischen Kriterien investiert. Erst wenige Banken bieten die Möglichkeit eines nachhaltigen Sparbuchs. Konsumentenschützer kritisieren, dass es dafür noch keine einheitlichen Kriterien gibt.

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Die Österreicher wollen heuer mehr sparen als im Vorjahr. Beliebtestes Veranlagungsprodukt bleibt das Sparbuch, auch wenn die Zinsen im Keller sind. Wenn Sparen schon ein Verlustgeschäft ist, wollen manche mit ihrem Geld zumindest nachhaltige Projekte unterstützen.

Interesse an ethisch-ökologischen Geldanlagen steigt

Zu den Bereichen, die gerne gefördert werden, gehöre nachhaltige Energie in Form von Windkraft oder Solarenergie, so Susanne Hasenhüttel, Expertin für grünes Investment bei der österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT). Dieser Verein bewertet Projekte auf ihre Nachhaltigkeit hin. Investitionen in Atomkraft, Rüstungsindustrie und Gentechnik würden in Österreich weitgehend abgelehnt.

Geldscheine Euro

ORF.at/Christian Öser

Der Markt für nachhaltige, ökologische und ethische Geldanlagen wächst

Viele Menschen würden sich dafür interessieren, welche Produkte sie im Supermarkt kaufen. Den wenigsten sei aber bewusst, dass sie auch bei ihrer Bank nachfragen könnten, in welche Unternehmen ihr Geld investiert wird, so die Expertin. Derzeit fehle es den Banken diesbezüglich an Transparenz, auch wenn das Interesse an ethisch-ökologischen Geldanlagen steigt.

Erst wenige „gute“ Sparbücher in Österreich

Eine explizite Alternativ- oder Umweltbank gibt es in Österreich noch nicht. Chancen dazu hätte die 2008 ins Leben gerufene Initiative „Bank für Gemeinwohl“. Dort arbeitet man daran, über ein Genossenschaftsbeteiligungsmodell genug Geld für eine Banklizenz aufzutreiben. Dass das gelingen wird, hält Hasenhüttel für schwierig. Einstweilen bliebe nur der Blick ins Ausland. Bekannte Beispiele seien die deutsche „GLS Gemeinschaftsbank“ und die deutsche „Umweltbank“, sowie die „Alternative Bank Schweiz“ (ABS).

Bei allen drei Banken würden Produkte von Sparbüchern bis zur Bankomatkarte angeboten. Für nähere Details, welche Konditionen für österreichische Kunden gelten, empfiehlt Hasenhüttel sich direkt bei den Banken zu erkundigen. „Gute“ Sparbücher würden in Österreich bisher nur vereinzelt angeboten, so die Expertin für Nachhaltigkeit. Beispiele seien die „Raiffeisenkasse Gundskirchen“ in Oberösterreich und das Bankhaus „Schelhammer und Schattera“ mit Sitz in Wien.

AK kritisiert fehlende Transparenz

Die Arbeiterkammer (AK) Wien überprüfte im Rahmen einer Untersuchung zum Thema nachhaltiges Investment das Ethik-Sparbuch von „Schelhammer und Schattera“. Sparer könnten nicht erfahren, welche Unternehmen die Kreditnehmer dieser Spareinlage sind, so Studienautor Christian Prantner, Experte für Bankdienstleistungen bei der AK Wien. „Schelhammer und Schattera“ wies das gegenüber help.ORF.at zurück. Den zur Verfügung gestellten Geldmitteln stünde ein „ethischer Deckungsstock“ gegenüber. Dieser bestehe aus Wertpapieren, die von einem unabhängigen Ethikbeirat exakt definiert werden. „Eine detaillierte Aufstellung der Zusammensetzung kann Kunden des Bankhauses zur Verfügung gestellt werden“, so Vorstandsmitglied Peter Böhler.

Auf einer Liste, die das Bankhaus an help.ORF.at sandte, finden sich unter den Top 10 der rund 1.000 Aktien und Anleihen: die Republik Österreich, Banken wie die Europäische Investmentbank (EIB) oder die Hypo Niederösterreich, der Konsumgüter-Konzern Procter & Gamble und österreichische Unternehmen wie die ÖBB Infrastruktur sowie die OMV. Sie alle würden den Ethikstandards entsprechen.

Umweltzeichen für nachhaltige Fonds

Noch sind Angebot und gute Beratung zum Thema grüne und sozial gerechte Bankprodukte rar. Kunden könnten hier aber Druck machen, so AK-Experte Prantner. Bei österreichischen Investmentprodukten gibt es schon mehr Bewegung. Der Anteil an nachhaltigen Fonds ist seit 2014 von drei Prozent auf acht Prozent gestiegen. Mit dem Österreichischen Umweltzeichen gibt es dafür ein staatliches Zertifikat des Vereins für Konsumenteninformation (VKI), der die Anlageprodukte anhand ethisch-sozialer Gesichtspunkten prüft.

Jonathan Scheucher, help.ORF.at

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