Verwirrung um neue Roamingregeln
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Grundsätzlich muss man zwischen Telefonaten im Ausland und Telefonaten in das Ausland unterscheiden. Von Roaming spricht man immer dann, wenn der Konsument sich im Ausland befindet und das dortige Handynetz nutzt. Die Extrakosten für das Roaming fallen nun ab diesem Sommer weg. Gespräche nach Hause, innerhalb des EU-Urlaubslandes und in alle anderen EU-Länder kosten dann gleich viel wie zu Hause.
dpa/Daniel Naupold
Wer etwa diesen Sommer in Italien urlaubt, kann dort ohne Aufpreis nach Österreich und alle anderen EU-Länder telefonieren. Und auch ein Tisch im Fischrestaurant am Strand kann vor Ort unbesorgt über das österreichische Handy reserviert werden. Extrakosten fallen dafür keine an.
Keine Vorteile in Österreich selbst
Ist man in seinem Heimatland, bringt der Wegfall der Roaminggebühren hingegen keine Vorteile. Gespräche von Österreich ins Ausland kosten weiterhin ein Vielfaches des Normaltarifs.
„Ein Telefonat von Österreich in ein anderes Land bleibt völlig unreguliert. Hier gilt weiterhin der Grundsatz der freien Preisgestaltung, das heißt, da können sehr unterschiedliche, teilweise auch sehr hohe Tarife anfallen“, so Gregor Goldbacher von der Telekom-Regulierungsbehörde (RTR).
Erste Tarife ohne Roaming
Manche Mobilfunker befeuern die Verwechslungsgefahr zusätzlich mit verwirrend formulierten Werbungen für neue Tarife. Ein Beispiel ist etwa der aktuelle „3“-Slogan „Huhu EU. Ein Tarif für 28 Länder“ - wer sich auf ausgiebige Auslandstelefonate für 19 Euro im Monat freut, wird enttäuscht. Nicht Gespräche in die EU, sondern nur Gespräche, wenn man selbst gerade in einem anderen EU-Land ist, sind inkludiert.
Andere Mobilfunker schließen das Roaming zumindest in Teilen bei einigen Tarifen aus. So gilt etwa der Tarif „Superbob“ des A1-Diskontangebots Bob nur innerhalb der Landesgrenzen und T-Mobile schließt bei den „Wie ich will SIM“-Tarifen das Datenroaming aus. Wer überlegt in nächster Zeit seinen Tarif zu wechseln, sollte das Kleingedruckte daher noch genauer studieren - mehr dazu in Hohes Sparpotenzial bei regelmäßigem Handytarifwechsel.
Grenznahes Roaming: Vom Unglück zum Sparvorteil
Die neuen Roamingregeln legen grundsätzlich fest, dass alle im eigenen Tarifpaket inkludierten Minuten und SMS im Urlaub ohne Preisaufschlag verbraucht werden können. Beim Datenvolumen ist das etwas anders. Hier müssen die Mobilfunker nur einen Teil für das kostenlose Roaming freigeben. Wie viel das genau sein wird, soll noch im Frühjahr entschieden werden.
Das führt teilweise zu kuriosen Auswirkungen. War das grenznahe Roaming bisher eher ein Unglücksfall, weil durch irrtümliches Einbuchen in ein ausländisches Handynetz hohe Roamingkosten verursacht werden konnten, ist es jetzt andersrum.
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Wenn man sich in Grenznähe befindet und ein Telefonat in ein anderes EU-Land tätigen will, kann es billiger sein, wenn man aus dem ausländischen Netz anruft, als ein normales Auslandstelefonat im inländischen Netz. Wer zum Beispiel nahe der tschechischen Grenze wohnt und die Tante in Spanien anrufen möchte, kann das also ab Juni ohne Extrakosten tun - sofern er ins tschechische Handynetz eingebucht ist.
Skype, Hangouts und iCall für Telefonate ins Ausland
Wer regelmäßig Verwandte und Freunde im Ausland anrufen möchte, ist aber ohnehin mit Alternativen zum normalen Handytelefonat besser dran. „Gerade bei Verbindungen in das Ausland bieten sich natürlich alternative Produkte wie Skype, Hangouts und iCall an“, rät Telekom-Experte Goldbacher. All diese Dienste ermöglichen es, sehr günstig bis kostenfrei Gesprächspartner im Ausland zu erreichen. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass auch diese diese nutzen.
Beate Macura, help.ORF.at
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Publiziert am 11.03.2017