Worauf es bei Schneeketten ankommt

Spätestens wenn das blaue Vorschriftszeichen auf dem Weg zum Wintersporthotel auftaucht, müssen sie angelegt werden: Schneeketten. Unterschiedliche Systeme erschweren die Wahl und geben nicht selten bei der Montage Rätsel auf. Der Verein für Konsumenteninformation hat die Handhabung verschiedene Schneeketten getestet und erklärt worauf man beim Kauf und beim Anlegen achten sollte.

Schneeketten vor einem Schild "Kettenpflicht"

APA/Barbara Gindl

Elf Schneeketten im Test

Bei starkem Schneefall reichen Winterreifen oft nicht mehr aus, um sicher voranzukommen. Dann sind Schneeketten gefragt. Sie geben Grip, verhindern ein Wegrutschen oder Feststecken im Schnee und bringen einen auch auf ungeräumten Straßen sicher bis zur Berghütte.

Das Anlegen der Schneeketten ist zwar immer eine frostige und patzige Angelegenheit, aktuelle Systeme bieten aber zumindest einen gewissen Komfort bei der Montage. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat die Handhabung von elf Schneeketten und zwei Anfahrhilfen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Alle Schneeketten funktionieren und leisten gute Dienste. Große Unterschiede wurden allerdings beim Montagekomfort festgestellt.

Snox Pro und RUDcompact easytop an der Spitze

In der Handhabung überzeugen konnten die am Markt vorherrschenden Schneeketten mit Ringsystem und automatischer Nachspannung. Sie lassen sich am leichtesten montieren und demontieren. Sechs Modelle mit Ringsystem wurden im Test mit „Sehr gut“ bewertet. Den ersten Platz belegte das Modell Snox Pro (136 Euro) des österreichischen Kettenherstellers Pewag, knapp vor dem Modell RUDcompact easytop (140 Euro) der deutschen Firma Rud. Gleichzeitig gehören die beiden Schneeketten zu den günstigsten im Test.

Ebenfalls „sehr gut“, aber teilweise schon wesentlich teurer, sind die Modelle Easy-fit CU-9 (317 Euro) von Thule, RUDmatic classic (378 Euro) von Rud, servo sport (182 Euro) von Pewag und brenta-c 4x4 (239 Euro) von Pewag. Auch eine Billigkette aus China um 20 Euro wurde getestet. Laut VKI-Experte Christian Kornherr ist die Kette zwar grundsätzlich brauchbar, aber sehr filigran - dadurch verwurschtle sie sich beim Montieren stark. Außerdem war die Billigkette schon nach einmaligem Einsatz stark verrostet.

„Sehr gute“ Anfahrhilfe, aber kein Ersatz für Ketten

Anfahrhilfen aus Textil- oder Kunststoffseilgeflecht, die ebenfalls auf den Reifen gespannt werden, können zwar durchaus helfen („Sehr gut“ für Modell 600 von AutoSock um 89 Euro), für den dauerhaften Einsatz sind sie aber nicht geeignet. Auch die gesetzliche Norm für Schneeketten erfüllen sie nicht, bei Schneekettenpflicht darf man also nicht mit ihnen fahren.

Welche Schneeketten die richtigen für das eigene Fahrzeug sind, findet man mittels Blick auf die Beschriftung am Reifen (Reifendimension) heraus. Schneeketten und Alufelgen vertragen sich grundsätzlich schlecht. Kratzer auf der Felge sind kaum zu verhindern, selbst bei Ketten, deren Glieder im Felgenbereich eigens mit Kunststoff ummantelt sind. Viele Alufelgen sind zudem gar nicht erst für die Montage von Schneeketten geeignet und zugelassen.

Ein Autofahrer montiert Schneeketten

APA/Dietmar Stiplovsek

Arbeitshandschuhe und eine Gummifußmatte erleichtern die Montage

Montage erst einmal in der Garage üben

Montiert werden die Schneeketten immer auf die Räder, die angetrieben werden. Bei einem Allradantrieb wären Ketten auf allen vier Rädern ideal. Hat man nur zwei, gibt die Betriebsanleitung des Autos Auskunft, wo diese angelegt gehören bzw. ob überhaupt welche verwendet werden dürfen. Nach dem Kauf sollte unbedingt erst einmal ein Trockentraining eingelegt werden. Die Kette sollte am besten ein paar Mal in der Garage Probe angelegt werden, damit man im Fall der Fälle weiß, wie es geht und nicht unnötig lange in der Kälte herumhantieren muss. Auf Videoplattformen wie YouTube sind oft auch Anleitungsvideos der einzelnen Anbieter, die zeigen, wie die Montage funktioniert, abrufbar.

Kette nach Gebrauch abspülen und gut trocknen

Die Experten des VKI empfehlen desweiteren die Kette im gepackten Kofferraum so zu deponieren, dass sie leicht erreicht werden kann. Auch Arbeitshandschuhe und eine Stirn- oder Tachenlampe sollten idealerweise dazu gepackt werden, denn in der Regel ist es draußen dunkel, wenn Ketten montiert werden müssen. Im Ernstfall kann man dann noch die Gummifußmatte zum darauf Knien verwenden, das erleichtert das Arbeiten.

Sendungshinweis:

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Österreich 1

Sind die Ketten angebracht, kommt es auf eine angepasste Fahrweise an. Antischlupfsysteme - ESP oder auch ESC genannt – sollten ausgeschaltet, die Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde nicht überschritten werden. Zu guter Letzt ist auch noch die Pflege wichtig: Nach der Benutzung sollten die Ketten mit Wasser abgespült und erst nach dem Trocknen wieder verstaut werden. So kann nichts rosten und sie sind bereit für ihren nächsten Einsatz.

Beate Macura, help.ORF.at

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