Der richtige Umgang mit Lithium-Ionen-Akkus

15 Prozent der Batterien auf dem Markt sind Lithium-Ionen-Akkus. Schlagzeilen machen sie immer dann, wenn es buchstäblich brenzlig wird: Zuletzt wegen der explosiven Neigung der Akkus im Smartphone Samsung Galaxy Note 7. Wie groß die Brand- und Explosionsgefahr wirklich ist, dazu sind sich Experten nicht immer einig. Sicher ist: Werden sie falsch behandelt oder falsch eingesetzt, können die Akkus tatsächlich in die Luft gehen.

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Grundsätzlich sprechen Batterieexperten bei Lithium-Ionen-Zellen von einer sicheren Technologie. So auch Gerald Schmidt, Leiter des „Kompetenzzentrum Batterie“ der Firma Saubermacher, dem größten Batterierecycler Europas. Dennoch hat er hat am eigenen Leib erlebt, was es heißt, wenn ein Akku schlagartig Temperaturen von über 100 Grad Celsius annimmt. Er hatte sein Handy hinten in der Hosentasche eingesteckt. „Auf einmal war es extrem heiß. Ich hab hingegriffen und konnte es fast nicht mehr angreifen, so brennheiß war das“, so Schmidt. Schlimmeres habe er gerade noch verhindern können, indem er den Akku so schnell wie möglich aus dem Handy nahm.

Kälte, Hitze, Stürze beschädigen den Akku

Grund solcher Erhitzung sind meist feine Haarrisse im Inneren der Batterie. Im Laufe der Zeit können diese zu einem Kurzschluss innerhalb der Batterie führen. Im Extremfall sind die Haarrisse von außen nicht erkennbar. Die meisten Gefahrenquellen können aber mit der richtigen Handhabung der Akkus ausgeschlossen werden, so der Batterieexperte. Schmidt empfiehlt, Lithium-Ionen-Akkus nicht zu überladen, und sie keinen extremen Temperaturen auszusetzen, weder Minusgraden noch starker Hitze. Eine Ursache für spätere Kurzschlüsse können auch Beschädigungen sein, etwa wenn das Handy hinunterfällt.

eine verletzte Hand und ein explodiertes Samsung Galaxy Note7 Handy

APA/AFP/Gwangju Bukbu Police Station/STR

Wenn der Akku versengt riecht oder sich aufbläht, ist Vorsicht geboten

Schmidt mahnt auch zu besonderer Vorsicht, wenn der Akku zu riechen beginnt: „Es ist einen spezieller Geruch, so ein bisschen versengt. Da ist höchste Alarmbereitschaft gegeben. Auch wenn sich der Akku aufbläht.“ Kommt es tatsächlich zu einem Brand, solle man den Akku, wenn möglich noch ins Freie bringen, um die Dämpfe nicht einatmen zu müssen. Der Batterieexperte spricht von einem regelrechten Giftcocktail aus Phosphorsäure, Flusssäure und ähnlichem, der massive gesundheitliche Beeinträchtigungen bewirken kann.

E-Bike-Akkus: Gefahr durch falsche Ladegeräte

Brandgefährdet sind auch E-Bike-Akkus, vor allem wenn falsche Ladegeräte verwendet werden, oder es zu einer Überladung kommt, so Schmidt. Mittels Überwachungskamera hatte ein Deutscher so einen Vorfall in seiner Garage zufällig mitgefilmt. Der Batterieexperte beschreibt die Folgen des sogenannten „Thermal Runway“, wie der Kurzschluss in der Batterie in der Fachsprache genannt wird: „Es ist eine Mischung aus Brennen und Explosion, wobei immer wieder Eruptionen entstehen und Stichflammen losgehen“, so Schmidt. Besonders problematisch bei Lithium-Ionen-Akkus sei, dass sie ihren Sauerstoff selbst produzieren, unabhängig vom Umgebungssauerstoff. Die Brände seinen deshalb besonders schwer unter Kontrolle zu bringen. Im Falle des Deutschen stand die Garage binnen kürzester Zeit in Großbrand.

E-Bike auf Fahrradweg

ORF.at/Sabine Koder

Falsche Ladegeräte sind für E-Bike-Akkus brandgefährlich

Vorfälle wie diese sind selten, nehmen aber mit den steigenden Verkaufszahlen von Elektrofahrrädern zu. Der Batterieexperte empfiehlt, schon beim Kauf der Geräte auf die Qualität zu achten. Das gilt für E-Bikes genauso wie für den Modellbaubereich, Drohnen oder Smartphones. Dabei sollte man sicher gehen, dass ein Überladungsschutz eingebaut ist. Bei billigen Geräten sei das leider keine Selbstverständlichkeit. „Wenn ein E-Bike extrem günstig ist, also nur 300 Euro kostet, dann ist Vorsicht angebracht. Diese Sicherheitsmaßnahmen kostet einfach Geld“, so der Fachmann.

Handy vor dem Schlafengehen ausstecken

Auch wenn man sich grundsätzlich auf den Überladungsschutz namhafter Hersteller verlassen könne, geht der Experte auf Nummer sicher. Für den Fall, dass der Überladungsschutz kaputtgeht, lädt er sein Handy nur unter Aufsicht und nicht über Nacht. Vor dem Schlafengehen steckt er das Gerät wieder aus. Das sollte man auch schon Kindern beibringen, so Schmidt.

Mobiltelefon wird aufgeladen

Getty Images/baloon111

Geräte mit Lithium-Ionen-Akkus nicht unbeaufsichtigt über Nacht laden lassen

Hat ein Lithium-Ionen-Akku das Ende seiner Lebensdauer erreicht, muss er ordnungsgemäß entsorgt werden. Der Akku müsse dabei vom Elektroaltgerät getrennt werden, sofern er nicht fix verbaut ist. Nur so sei gewährleistet, dass Entsorgung und Verwertung ordentlich passieren kann. Viele Brände in Elektroaltgeräteanlagen in ganz Europa seien auf nicht ordnungsgemäß entsorgte Akkus zurückzuführen, so Schmidt. Ist der Akku unbeschädigt, kann er problemlos mit anderen Batterien gemeinsam entsorgt werden. Im Falle von offensichtlichen Problemen wie Blähungen, Geruch oder Wärmeentwicklung, muss er unbedingt separat und im Freien gelagert werden. Besonders gut eignet sich dafür Sand oder Katzenstreu. Beides könne im Falle eines Kurzschlusses die Brandausbreitung verhindern, so der Experte.

Jonathan Scheucher, help.ORF.at

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