Wie man Notvorräte für den Ernstfall anlegt

Viele Österreicher wissen nicht, wie sie sich auf Notfälle vorbereiten - oder denken nur einmal im Jahr bei der landesweiten Sirenenprobe daran. Bei den Zivilschutzverbänden häufen sich derzeit die Anfragen zum Anlegen von Notvorräten. Dazu hat auch der Aufruf der deutschen Regierung beigetragen, sich für Ernstfälle zu wappnen. Eine wachsende Gruppe macht die Vorbereitung auf Krisen zum Lebensinhalt: Die Prepper.

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Seit die deutsche Regierung im August mit ihrem neuen Zivilschutzkonzept zum Anlegen von Vorräten aufgerufen hat, steigt auch in Österreich das Interesse an der Krisenvorsorge. Bei den Zivilschutzverbänden haben sich in den vergangenen Wochen so viel Menschen beraten lassen wie sonst in einem ganzen Jahr. Laut Experten sind zwei Drittel aller heimischen Haushalte schlecht vorbereitet.

Blackout als wahrscheinlichster Notfall

„Die Krise muss nicht gleich eine Umweltkatastrophe oder ein Terrorangriff sein“, so Wolfgang Kastel vom Wiener Zivilschutzverband „Die Helfer Wiens“. Derzeit sei ein Blackout, ein flächendeckender, tagelanger Stromausfall das wahrscheinlichste Szenario. Weder Zapfsäulen an der Tankstelle, noch Supermarktkassen würden dann funktionieren. „Da ist es wichtig, wenn man autark ist und einige Notvorräte zu Hause hat“, bis das Stromnetz wiederhergestellt sei.

vereiste Stromleitungen im Schnee

APA/KELAG,HANDOUT

Längere Stromausfälle sind das wahrscheinlichste Szenario für einen Notfall

Laut Richtwert sollte jede Person in der Lage sein, eine Woche lang ohne Einkaufen, ohne Strom und ohne Wasserversorgung auszukommen. Die Zivilschutzverbände bieten dazu Checklisten an, mit deren Hilfe ein Grundvorrat zusammengestellt werden kann. Pro Tag und Person wird zum Beispiel mindestens ein Liter Mineralwasser in Flaschen, ein Viertel Kilo Reis, ein Viertel Kilo Teigwaren, Knäckebrot, Zwieback, Haltbarmilch, Lebensmittelkonserven und ähnliches empfohlen.

Vorräte für eine Woche ohne Versorgung

Wer Vorräte einkauft, sollte sich zuerst überlegen, was mit diesen Lebensmittel zubereiten werden kann und ob die Gerichte auch schmecken, so der Experte. Grundsätzlich benötige ein Erwachsener zwischen 2.000 und 2.500 Kalorien pro Tag. Dementsprechend sei der Vorrat anzulegen. Der Zivilschützer rät dazu, einen Speiseplan für eine Woche zu erstellen. Wer Nudel oder Reis als Notvorrat lagert, braucht eine Wärmequelle für die Zubereitung. Am besten eigne sich dafür ein Campingkocher, mit dem auch Babynahrung erhitzt werden kann.

Kurbeltaschenlampe, Kurbelradio, Campingkocher

Karin Fischer/help.ORF.at

Zur Notfallausrüstung gehören Campingkocher, Kurbelradio und Kurbeltaschenlampe

Pro Woche und Person rechnen Zivilschutzexperten mit Bevorratungskosten von rund 40 Euro. Ein kurbelbetriebenes Radio, eine kurbelbetriebe Taschenlampe, Teelichter und Zündhölzer gehören zur Grundausrüstung, ebenso regelmäßig eingenommene Medikamente wie etwa Blutdruckmittel. Einige der Notfallprodukte wie Radios und Taschenlampen, die ohne Batterien auskommen, gibt es auch im neuen Webshop des Zivilschutzverbandes Österreich zu kaufen.

Prepper bereiten sich akribisch auf die Krise vor

Der Internethandel mit Ausrüstung für den Notfall erlebt derzeit auch in Österreich einen Boom. Diese Webshops richten sich vor allem an die Zielgruppe der Prepper. Das sind Menschen, die sich intensiv auf drohende Katastrophen vorbereiten, im Extremfall auf den Weltuntergang. „Prepper“ steht für: „be prepared“ – „vorbereitet sein“. Diese Gruppe legt nicht nur Vorräte an, sie beschäftigt sich auch intensiv mit Überlebenstraining, Wasseraufbereitung, Pflanzenkunde und Erster Hilfe. Es gibt eigene Internetforen für die Vernetzung und Beratung.

Fertiggerichte für den Notfall

Karin Fischer/help.ORF.at

Prepper-Webshops werben mit Spezialnahrung für den Krisenfall

Die heimische Prepper-Szene sei bei weitem nicht so extrem wie jene in den USA, so Rene Sanjath, der den Webshop „Preppermax“ betreibt. „Bei den Amerikanern gibt es Gruppen, die sich auf Kriege, Naturkatastrophen oder die Zombieapokalypse vorbereiten“, so Sanjath. In Österreich gehe man eher von einem Blackout aus. Trotzdem dürfe man das nicht ins Lächerliche ziehen, weil eine Naturkatastrophe auch hier passieren könne. „Es hat nicht mit Panik, sondern mit Vernunft zu tun, wenn man sich auf Gefahren vorbereitet“, so der Händler.

Zivilschutzverbände beraten kostenlos

Webshops für Prepper verkaufen neben Outdoor-Zubehör auch Schutzausrüstung, Wasserfilter und speziell verpackte Lebensmittel, die mindestens 15 Jahre lang haltbar sein sollen. Viele dieser Produkte sind gefriergetrocknet, so dass zur Zubereitung nur noch Wasser hinzugefügt werden muss. Bei „Preppermax“ etwa kostet das Notfallpaket für 90 Tage stolze 990 Euro. Die Lebensmittel decken den Kalorienbedarf einer Person für 90 Tage. „Natürlich kann man auch billige Dosen einlagern und regelmäßig ersetzen“, so Sanjath. Ein hoher Nährwert und hohe Qualitiät hätten aber ihren Preis.

Wolfgang Kastel vom Zivilschutzverband sieht die Prepper-Bewegung grundsätzlich positiv. „Uns ist es wichtig, dass die Leute ein Basiswissen haben und dass sie etwas tun“. Bedenklich wird es für den Zivilschützer dann, „wenn jemand Geld für das Hamstern verschwendet aus Sorge, sich monatelang verbarrikadieren zu müssen“. Ein Vorrat an haltbaren Grundnahrungsmitteln, Dosen und Wasser für eine Woche sei vollkommend ausreichend. Die Zivilschutzverbände bieten dazu in allen Bundesländern kostenlose, persönliche Beratung an.

Karin Fischer, help.ORF.at