D: Tankstellen stoppen Erdgasverkauf nach Unfall

Nach einem schweren Unfall wollen deutsche Tankstellen bis auf Weiteres kein Erdgas mehr anbieten. Beim Tanken explodierte bei einem Auto einer von vier Erdgastanks. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Nach dem deutschen Marktführer Aral haben weitere Tankstellenkonzerne ihren Stationen und Pächtern empfohlen, vorübergehend kein Erdgas mehr zu verkaufen. Shell, Exxonmobil (Esso) und Jet erklärten, sie räumten der Sicherheit Vorrang ein und rieten deshalb von der Betankung mit Erdgas ab. Auslöser ist ein Unfall vom vergangenen Freitag in Duderstadt (Niedersachsen), bei dem die Gastanks eines VW Touran geplatzt sind und der Fahrer schwer verletzt wurde.

Nach der Explosion des Erdgasautos hat die Staatsanwaltschaft Göttingen ein Strafverfahren eingeleitet. Ermittelt wird gegen Unbekannt wegen des Verdachts fahrlässiger Körperverletzung.

Unfallauto war Teil eines Rückrufs

VW teilte mit, der Touran aus Duderstadt sei Teil eines aktuellen Rückrufes, die Nachbesserung des Wagens habe aber noch nicht stattgefunden. Man könne jedoch keine Angaben dazu machen, ob der Hintergrund des Rückrufes bei dem Vorfall in Duderstadt eine Rolle spielte oder ob ein anderer Auslöser infrage komme. Bisher habe nur die Staatsanwaltschaft Zugriff auf das Auto, die VW-Experten nicht.

Tankstutzen eines bilvanten Fahrzeugs

dpa/dpa-Zentralbild/Z5335 Jan Woitas

Tankstutzen eines bivalenten Fahrzeugs. Neben Erdgas kann auch Benzin getankt werden.

In Duderstadt war ein Autofahrer durch umherfliegende Trümmerteile schwer verletzt worden, als es beim Betanken eines VW Touran an einer Erdgaszapfsäule zu einer Explosion kam. „Das Auto und die Zapfsäule wurden beschlagnahmt“, sagte Oberstaatsanwalt Frank-Michael Laue. Gutachter seien beauftragt, die Ursache der Explosion zu ermitteln und zu klären, wer dafür verantwortlich ist.

Rückruf wegen rostender Gastanks

Bei Volkswagen läuft schon seit einiger Zeit eine Rückrufaktion von Erdgasautos. Dabei geht es um den vorsorglichen Tausch von Gasflaschen. Betroffen sind mehr als 35.000 Fahrzeuge der Modelle Caddy, Passat und Touran aus den Jahrgängen 2006 bis 2010.

Hintergrund ist nach VW-Angaben mögliche Korrosion. Sinke dadurch die Wandstärke der Gasflaschen, könne dies zum Bersten und zu erheblicher Verletzungsgefahr führen. Bis zur Umrüstung sollten betroffene Modelle nur im Benzinbetrieb genutzt werden. VW bekräftigte diesen Sicherheitshinweis noch einmal. Außerdem sei klar, dass nur die genannten Modelle und Jahrgänge zur Werkstatt müssten. Hinweise auf eine Ausweitung des Problems gebe es nicht.

Kritik an „überzogener Reaktion“

Ein Erdgasauto bei einem Feuertest

APA/OÖ Ferngas

Bei einem Brandtest des ÖAMTC und der OÖ Ferngas im Frühjahr 2014 zeigte sich kein Unterscheid zwischen Benzin- und Erdgasantrieb. Beide Autos waren schnell gelöscht, keines explodierte. Im Bild das Versuchsauto mit Erdgastank.

Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) kritisierte das Vorgehen der Tankstellenunternehmen als überzogen. Generell gebe es kein Sicherheitsproblem mit Erdgasautos. Zu den Gesellschaftern der Dena gehört die Bundesrepublik Deutschland mit 50 Prozent.
In Deutschland sind insgesamt rund 100.000 Fahrzeuge mit Erdgastanks zugelassen, in Österreich sind es knapp 2.500.