„Leute werden sich daran gewöhnen“

Der US-Bankomatbetreiber Euronet, der in Österreich seit Anfang Juli die bisher einzigen gebührenpflichtigen Geldautomaten betreibt, will auch weiterhin Spesen für jede Geldbehebung verlangen. „Die Leute werden sich daran gewöhnen“, so Euronet.

Euronet geht davon aus, dass sich die direkte Verrechnung von Geldbehebungsgebühren längerfristig auch in Österreich durchsetzen wird. „Es geht in diese Richtung. Wir sind überzeugt davon“, so der für Österreich, Deutschland, die Schweiz und Skandinavien zuständige Euronet-Manager Martin Croot.

Die Österreicher seien es bisher nur nicht gewöhnt, fürs Geldabheben zu bezahlen. In allen anderen 20 europäischen Ländern, wo Euronet Gebühren verrechnet, sei dies keine Diskussion.

Ein Bankomat der Firma Euronet

ORF.at/Beate Macura

Ein Euronet-Bankomat

Sturm der Entrüstung Anfang Juli

Euronet preschte Anfang Juli 2016 als erster Bankomatbetreiber in Österreich mit der direkten Verrechnung von Gebühren bei Geldbehebungen vor. Seither müssen Kunden für jede Behebung an Euronet-Geräten 1,95 Euro bezahlen - unabhängig von der abgehobenen Summe. Der mediale Sturm, der dadurch losgelöst wurde, habe Euronet auch Einnahmen gekostet, so Croot ein.

Seither gibt es in Österreich eine Diskussion darüber, ob gebührenpflichtige Bankomaten speziell gekennzeichnet werden sollen oder ob es gar ein gesetzliches Verbot geben soll.

„Niemand ist verpflichtet, bei uns abzuheben“

Euronet ist strikt gegen ein gesetzliches Verbot von Bankomatgebühren. „Niemand ist verpflichtet, bei uns abzuheben“, so der Euronet-Manager. Ein etwaiges Verbot würde bloß die unabhängigen Geldautomatenbetreiber vom Markt ausschließen und somit dem Wettbewerb schaden. „Wir machen es so transparent wie möglich“, so Croot.

Euronet-Geräte wären aufgrund ihrer speziellen Beschriftung schon jetzt als solche erkennbar, erklärt der für Österreich zuständige Manager Daniel Menzel. Zudem habe man auf die Kritik sehr schnell reagiert und die Transparenz erhöht. Der Hinweistext, der im Zuge der Geldbehebung auf dem Display des Bankomaten auf die anfallenden Gebühren hinweist, sei verkürzt, die Schrift vergrößert und der Text prominenter platziert worden.

Weniger Abbrüche

Man beobachte, dass sich die Akzeptanz an den Euronet-Standorten in Österreich erhöhe, für das Abheben auch zu bezahlen, meinte Menzel. „Wir beobachten, dass sich die Abbruchquoten mit der Zeit verringern“, so Menzel. Dies hänge auch damit zusammen, dass die Menschen angesichts von Schließungen von Bankfilialen keine Alternativen mehr hätten. Hier springe Euronet ein.

Euronet sei keine Bank sondern ein unabhängiger Finanzdienstleister und als solcher in Österreich ausschließlich von den Einnahmen über die verrechneten Behebungsgebühren abhängig. Euronet habe nicht - wie etwa die österreichischen Banken - die Möglichkeit, die durch das Einmieten, Aufstellen und Betreiben der Geldautomaten entstehenden Kosten mit anderen Einnahmen zu kompensieren, da Euronet in Österreich keine anderen Geschäfte betreibe.

Keine Gebühren in Rewe-Supermärkten

Euronet betreibt nach eigenen Angaben österreichweit 96 Standorte, die meisten in den Tourismuszentren von Wien, Salzburg und Tirol. Insgesamt gibt es in Österreich rund 8.500 Geldautomaten. Sechs Mitarbeiter seien damit beschäftigt, neue Standorte zu finden, so Menzel. In der Zwischenzeit habe auch der Einzelhandelskonzern Rewe die Kündigung der Verträge mit Euronet wieder zurückgezogen, so Menzel.

Grundbedingung für die Rücknahme sei die Zusicherung von Euronet gewesen, an den sechs betroffenen Merkur-Standorten keine Gebühren einzuheben, erklärt Rewe-Sprecherin Ines Schurin.

Ein Bankomat je 1.000 Einwohner

In Österreich gibt es insgesamt rund 9.000 Bankomaten (Stand August 2016), davon werden 7.521 (85 Prozent) von der den heimischen Banken gehörenden Payment Services Austria (PSA) betreut. Weitere 1.200 Geldausgabegeräte betreibt First Data International, 96 Euronet.

Im internationalen Vergleich sind die Österreicher damit gut mit Bankomaten ausgestattet. Je 10.000 Einwohner gibt es rund zehn Geräte. In der Schweiz sind es acht, in Deutschland sieben, in den Niederlanden gut vier und in Schweden etwas mehr als drei, geht aus einem Vergleich der PSA hervor.

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