Fast jeder zweite Toastschinken verdorben
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Schinken-Käse-Toast ist zwar kein raffinierter, kulinarischer Höhepunkt, als schnelle Mahlzeit erfreut er sich aber nach wie vor einiger Beliebtheit. Die Zutaten bekommt man in jedem Supermarkt. Abgepackter Toastschinken ist meist recht günstig, 100 Gramm kosten rund einen Euro.
Vier von zehn Toastschinken durchgefallen
Der VKI unterzog zehn verschiedene, abgepackte Toastschinken einer Analyse im Labor, bewertete Inhalt und Verpackung und ließ die Produkte von Laien verkosten. „Leider war das Ergebnis nicht sehr erfreulich“, so Nina Siegenthaler, Projektleiterin beim VKI, gegenüber help.ORF.at.
Bei mehr als der Hälfte der Toastschinken war die Mikrobiologie am Ende der Haltbarkeit nicht mehr in Ordnung. Die Keimzahl war zu hoch. Gefährliche Listerien wurden nicht gefunden, für eine Magendarmverstimmung hätte es aber gereicht, so Siegenthaler. Auch sensorisch entsprach der Schinken nicht mehr, er roch sauer. „Vier Produkte waren bereits so verdorben, dass sie als nicht verkehrsfähig beurteilt wurden“, so die VKI-Projektleiterin.
Ich bin Österreich; Jeden Tag; S-Budget; Tann (Montage)
Die Note „Nicht zufriedenstellend“ wegen der hohen Keimbelastung bekam Toastschinken der Marken Ich bin Österreich, Jeden Tag und S-Budget, die jeweils einen Euro pro 100 Gramm kosteten. Aber auch der Schinken im Test von Tann - mit 1,49 Euro/100 Gramm am teuersten - stellte sich als bereits verdorben heraus und fiel durch.
Drei Produkte schnitten „gut“ ab
Ein „Sehr gut“ schaffte keines der Produkte. Testsieger mit der Note „Gut“ war der Schinken von Hofstätter (1,46 Euro/100 Gramm). Auch die Produkte von Berger (1,15 Euro/100 Gramm) und Aibler (1 Euro/100 Gramm) schnitten „gut“ ab. „Hier zeigt sich wieder einmal, dass der Preis allein kein Kriterium für die Qualität eines Produktes ist“, so Siegenthaler.
Hofstädter; Berger; Aibler (Montage)
Erhöhter Wassergehalt im Schinken
Wie jeder andere Kochschinken enthält auch Toastschinken reichlich Wasser. Die erlaubte Höchstmenge ist im Österreichischen Lebensmittelkodex festgelegt. Fast alle Produkte entsprachen diesen Vorgaben. Lediglich der Toastschinken von S-Budget war knapp über der Grenze.
Viel Wasser kauft man hingegen bei dem Produkt Mein Leckerbissen. Zwar lässt die Aufmachung den üblichen Toastschinken vermuten, auf der Verpackung wird aber auf einen erhöhten Wassergehalt hingewiesen. „Damit fällt dieses Produkt nicht mehr unter die Vorgaben des Lebensmittelbuches und die Hersteller können nicht für einen zu wässrigen Toastschinken ‚bestraft‘ werden“, so Siegenthaler. Dieses Produkt darf sich nicht Toastschinken nennen. Tatsächlich wird es unter der Bezeichnung „Toaster“ verkauft.
Rosa Folie verleiht frischeres Aussehen
Im Geschmack waren die meisten Produkte „mittelmäßig“. „Gut“ schmeckte den Laienverkoster lediglich Toastschinken der Marken Hofstätter und Ich bin Österreich. Die anderen waren ihnen teilweise „zu flachsig“. Keinen Anklang fand die Marke Mein Leckerbissen, der Toastschinken mit dem erhöhten Wassergehalt. Seine Konsistenz wurde als „zäh und gummiartig“ beschrieben.
„Optisch waren die Lebensmittel alle nicht sehr ansprechend“, so Siegenthaler. Bei zwei Produkten (Mein Leckerbissen, Ich bin Österreich) halfen die Hersteller nach, indem sie den Schinken in rosa Folie verpackten. „Das lässt das Produkt frischer aussehen, auch wenn es nicht mehr ganz top ist“, kritisiert die VKI-Expertin.
Toastschinken kühl lagern, rasch verbrauchen
Fünf abgepackte Produkte enthielten mehr Salz als auf der Verpackung angegeben war. „Im Vergleich zu anderen Wurstsorten ist Schinken aber nicht so ungesund. Er enthält weniger Salz und Fett als Wurst“, so Siegenthaler. Wer Toastschinken kauft, sollte zu kleinen Packungen greifen und auf ausreichende Kühlung achten.
Getty Images/boblin
Das Ende der Haltbarkeit sollte möglichst weit in der Zukunft liegen. „Hände weg von Produkten mit dem Aufkleber ‚minus 50 Prozent‘, die demnächst ablaufen und von Großpackungen“, so Siegenthale. Nach dem Öffnen empfiehlt es sich, das Lebensmittel rasch zu verbrauchen.
Die Hersteller, deren Produkte im Test durchfielen, wiesen die Verantwortung für die hohe Keimbelastung zurück. Der Fehler müsse bei der Kühlkette im Handel liegen. Der VKI wollte ursprünglich auch Biotoastschinken testen. Das sei aber nicht möglich gewesen, weil es in den Geschäften zu wenige Produkte derselben Charge und mit demselben Haltbarkeitsdatum gab, so Siegenthaler. Das sei aber eine Voraussetzung für die Vergleichbarkeit im Test.
Karin Fischer, help.ORF.at
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Publiziert am 24.10.2019