Ärger bei Jö-Bonusclub-Mitgliedern

Der Jö-Bonusclub bietet Rabatte, Einkaufsboni und zahlreiche Kupons, die wiederum Rabatte und zeitlich befristete Aktionen versprechen. Ein System, das manchen Verbraucherinnen und Verbrauchern zu kompliziert scheint. Konsumentenschützer äußern außerdem erhebliche Datenschutzbedenken und stellen Rabattsysteme grundsätzlich in Frage. Bei Jö ist man um Beruhigung bemüht.

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Über 3,8 Millionen Österreicherinnen und Österreicher besitzen eine Jö-Kundenkarte. Diese verspricht etliche Vergünstigungen. Den „Einkaufsbonus“, den „Rabattsammler“ und zahlreiche Aktionsangebote, die als Kupons in den Briefkästen der Kundinnen und Kunden landen oder via App zugänglich sind. Aus Sicht mancher Clubmitglieder ein unübersichtliches System, in Internetforen häuft sich Kritik. So schreibt beispielsweise ein verärgerter Jö-Kunde im Onlineforum von derstandard.at: „Dieses Durcheinander mit Punkten hier und Boni dort, aber nur, wenn wir hier dieses Produkt und das andere dort kaufen... Und dann noch die Papier-Zettelchen per Post und und und ... Wer kein Pensionist ist und massig Zeit hat, ist einfach nur noch genervt. Geht vielen in meinem Bekanntenkreis übrigens genauso.“

Einkaufsbonus und Rabattsammler

Was bietet die Jö-Karte nun genau den Kundinnen und Kunden? Mit ihr können Punkte, so genannte „Ös“, gesammelt werden. Die gesammelten Punkte können dann gegen diverse Vergünstigungen eingetauscht werden. Da wäre zunächst der „Einkaufsbonus“. Beim „Einkaufsbonus“ sind einhundert gesammelte „Ös“ einen Euro wert, erklärt Ulrike Kittinger, Geschäftsführerin des Jö-Bonusclub. Wer also beispielsweise 1.000 „Ös“ gesammelt hat, erhält auf Wunsch einen Sofortabzug von zehn Euro an der Kassa. Bezogen auf den „Einkaufsbonus“ behalten die gesammelten Punkte ihre Gültigkeit drei Jahre lang. Während dieses Zeitraums können sie jederzeit eingelöst werden.

Anders sieht die Sache bei dem so genannten „Rabattsammler“-Programm aus, das Mitgliedern des BILLA-Vorteilsclubs und Besitzern der Friends-of-Merkur-Card schon länger vertraut sein dürfte. Der „Rabattsammler“ gewährt jeden Monat einen einmaligen Rabatt in der Höhe von zehn, fünfzehn oder zwanzig Prozent auf einen Einkauf. Die Höhe des Rabatts ist vom Umsatz abhängig, den die Kundinnen und Kunden im Laufe des vorangegangenen Monats getätigt haben. In diesem Fall können also nur jene Punkte eingesetzt werden, die man im Vormonat gesammelt hat.

Jö-Kundenkarte plus einiger Kuponfolder

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

Zahlreiche Kupons per Post sorgen für Unmut bei Mitgliedern des Jö-Bonusclub

Dies kann zunächst für Verwirrung sorgen, weil der Gesamtpunktestand, der auf der Rechnung ersichtlich ist, eine wesentlich höhere Zahl aufweisen kann, als jene, die im Rahmen des „Rabattsammlers“ tatsächlich eingelöst werden kann. Denn die Gesamtzahl der verfügbaren „Ös“ beinhaltet natürlich auch jene Punkte, die aus weiter zurückliegenden Monaten oder dem aktuellen Einkaufsmonat stammen. Obwohl mittlerweile zwölf Unternehmen am Jö-Programm teilnehmen, kann der Rabattsammler außerdem nur bei drei Handelsketten eingelöst werden: Bei BILLA, BIPA und Merkur. Die anderen Partnerunternehmen hätten es vorgezogen, am „Rabattsammler“ nicht teilzunehmen, so Bonusclub-Geschäftsführerin Kittinger. Diese würden jedoch andere Aktionen anbieten.

Jö-Mitglieder erhalten großformatige Aktionskupons

Diese anderen Aktionsangebote werden den Mitgliedern mittels großformatiger Kuponfolder per Post zugestellt. Zusätzlich sind die verschiedenen Angebote auch über die Jö-App abrufbar. Die Aktionen sind meist zeitlich begrenzt und mit zahlreichen Ausnahmen im Kleingedruckten versehen. Wer ein Aktionsprodukt erwerben möchte, sollte die entsprechenden Bedingungen vorher eingehend studiert haben, um allzu lange Verzögerungen an der Kassa zu vermeiden. Das Kassenpersonal kann hier keine große Hilfestellung bieten, da die Kassierer und Kassiererinnen nur die Gesamtzahl der gesammelten „Ös“, nicht aber die individuellen Aktionsangebote einsehen können.

Konsumentenschützer kritisieren Rabattprogramme

Konsumentenschützer sehen Rabattprogramme generell kritisch. Geld sparen könne man in Wahrheit kaum, da die gewährten Rabatte von den Unternehmen eingepreist seien, meint etwa Walter Hager, Finanzexperte beim Verein für Konsumenteninformation (VKI). Das gesamte Rabattsystem sei nichts anderes als eine Werbeaktion. Die betroffenen Produkte seien ja nicht generell günstiger als bei anderen Handelsketten, so Hager. In der Regel werde der Preis von Aktionsartikeln zunächst künstlich hoch gehalten, um in der Folge einen Rabatt zu gewähren und somit ein nur scheinbar günstigeres Produkt anbieten zu können, so Hager.

Das Jö-Bonusprogramm sei primär ein Kundenbindungsprogramm und kein „Pricing-Tool“, räumt auch Jö-Bonusclub-Chefin Kittinger ein. Man wolle sich hier keinesfalls auf einen Preiskampf einlassen, die einzelnen Rabatte und Aktionen lägen ausschließlich in der Verantwortung der einzelnen Partnerunternehmen.

„Dynamic-Pricing“ durch Datenverknüpfung?

Ein weiterer kritischer Punkt beim Jö-Bonusprogramm ist laut VKI der Datenschutz. Mit den gewonnenen Daten, die von zwölf verschiedenen Unternehmen beim Jö-Bonusclub zusammenlaufen, ließen sich genaue Kundenprofile erstellen. Man könne sehen, welche Person welches Produkt zu welcher Uhrzeit und an welchem Ort erstanden hat. Daraus könne man auch ableiten, welche Produkte zu welcher Tageszeit besonders gefragt seien, sagt VKI-Experte Hager. Dies könne zum „Dynamic-Pricing“ führen, wie man es bereits aus dem Onlinehandel kennt.

Als „Dynamic-Pricing“ wird eine Methode bezeichnet, bei der sich Preise theoretisch mehrmals täglich ändern können. Fixpreise gehören in so einem System mehr oder weniger der Vergangenheit an. So könne etwa ein Kilogramm Tomaten um neun Uhr Früh um drei Euro zu haben sein, während es am späten Nachmittag plötzlich zehn Euro kostet, so Hager. Die Höhe der Preise werde dabei vom Einkaufsverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten mitbestimmt. Ist ein Produkt zu einer bestimmten Tageszeit besonders gefragt, werde es teurer. Reduziert sich die Nachfrage, sinkt auch der Preis. Die Preisgestaltung wäre damit nicht mehr ausschließlich vom Händler und dem Produzenten abhängig. Aufgrund der verfügbaren und präzisen Kundenprofile könnten Konsumentinnen und Konsumenten direkt und gegen ihren Willen in die Kalkulation einbezogen werden, so Hager.

„Sind nicht für Preise unserer Partner verantwortlich“

Bonusclub-Chefin Kittinger betont, dass die gesammelten Daten nur beim Jö-Bonusclub zusammenlaufen. Die einzelnen Partnerunternehmen würden lediglich jene Datensätze erhalten, die für sie relevant seien. Es gebe grundsätzlich keinen Datenaustausch zwischen den einzelnen Jö-Partnern, und auch der Mutterkonzern REWE habe keinen Zugriff auf den gesamten Datenpool, so Kittinger. Zur Frage des „Dynamic-Pricings“ hält die Bonusclub-Geschäftsführerin fest, dass man für die Preise der Jö-Partner nicht verantwortlich sei. Sollte es zu unterschiedlichen Preisen kommen, liege das ausschließlich in der Verantwortung der einzelnen Handelsunternehmen, so Kittinger.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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