Abzocke mit gefälschten Promi-Finanztipps

Seit einigen Monaten geistern Anzeigen durchs Netz, in denen angeblich die geheimen Finanztipps von Prominenten gelüftet werden. Geworben wird etwa mit Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz und dem ORF-Moderator Armin Wolf. Wer sich den versprochenen schnellen Reichtum erwartet, wird enttäuscht. Die mit dem Inserat verknüpften Links führen in eine Betrugsfalle.

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Ein gefälschter Sonderbericht der Kronen Zeitung geistert seit einigen Monaten auf Facebook durch das Internet. „Dietrich Mateschitz’ neueste Investition sorge für Begeisterung bei Fachleuten und Angst bei Großbanken“, heißt es da. Die Meldung, wonach viele Österreicherinnen und Österreicher mit Hilfe eines „Vermögensschlupflochs“ bereits Millionen verdienen, führt letztlich in eine Falle. Dietrich Mateschitz ist nicht der einzige Prominente, der für solche Fake-News-Inserate missbraucht wurde.

Mateschitz, Waltz und Wolf als Köder

Auch Fotos des ORF-Moderators Armin Wolf oder des Schauspielers Christoph Waltz wurden für diese Fake-Postings verwendet. Über ein Facebook-Inserat, in dem Waltz vermeintlich lukrative Finanztipps verriet, sei sie auf die Webseite eines Trading-Portals namens Morgan-Trust gestoßen, schreibt eine Konsumentin an help.ORF.at: „Eine innere Stimme hat mir die ganze Zeit gesagt, dass das ein Blödsinn ist, den ich da mache, aber ich habe nicht auf sie gehört. Das schnelle Geld. Das Hirn hat ausgesetzt und die Gier eingesetzt. Leider.“

Dreihundert Euro legte die Konsumentin letzten Endes bei Morgan Trust an. Ein Betrag, den sie verschmerzen könne, so die junge Wienerin. Es ärgere sie allerdings, dass sie sich habe in die Falle locken lassen. Die versprochenen Gewinne werden wohl tatsächlich ausbleiben, sagt Thorsten Behrens, Leiter der Watchlist Internet. Zurzeit seien einige vermeintliche Broker im Netz unterwegs, die mit genau derselben Masche arbeiten. In der Regel werde man Geld verlieren, so Behrens, da hinter diesen Plattformen keine seriösen Anlageunternehmen stünden.

Glücksspiel am PC - Würfel und Laptop

dpa/Axel Heimken

Wetten auf Börsen- und Wechselkurse sind eher Glücksspiel als Geldanlage

Hochriskante Bitcoin- und Börsenwetten

Trading-Plattformen wie Morgan Trust verkaufen hochriskante Finanzwetten. Man wettet hier beispielsweise darauf, ob Börsenkurse steigen oder fallen. In den konkreten Fällen werde auch auf den Kurs der Kryptowährung Bitcoin gesetzt. Investierte Beträge könne man in der Praxis abschreiben. Wer Geld zurückfordert, werde ignoriert oder hingehalten, meint Netzexperte Behrens: „Wenn man Geld zurückhaben will, dann fällt der Kurs plötzlich, und man wird darüber informiert, dass man zusätzliches Geld einsetzen muss, um den Kurs wieder zum Steigen zu bringen.“ Ein Spiel, das man unendlich oft wiederholen könne, so Behrens.

Totalausfall der Anlagen sehr wahrscheinlich

Auch die im aktuellen Fall betroffene Konsumentin wollte ihre Einlage von Morgan Trust refundiert. Erfolglos. Ihr Betreuer habe sie zunächst vertröstet und schließlich den Kontakt abgebrochen. Wer hinter solchen Machenschaften steckt, lasse sich kaum eruieren, sagt Behrens. Auch dann nicht, wenn die Plattformen über eine Telefonhotline verfügen. Denn letztlich können auch Telefonnummern nicht zwangsläufig einem konkreten Ort zugewiesen werden, sagt der Experte. Die Gespräche würden ein ums andere Mal weitergeleitet, bis sich irgendwann die Spur verliert. Häufig würde auch mit Internettelefonie gearbeitet, was eine Ortung des Gesprächs kaum möglich mache, so Behrens.

Die Prominenten, die für die geschalteten Werbeinserate missbraucht werden, haben mit den Trading-Plattformen natürlich nichts zu tun. Sie werden von Kriminellen länderspezifisch ausgewählt. In Deutschland waren beispielsweise Thomas Gottschalk und Dieter Bohlen betroffen, in Österreich waren es Dietrich Mateschitz, Andreas Gabalier, Christoph Walz und Armin Wolf. Gesucht werden Personen, die in den entsprechenden Ländern eine hohe Klickrate erzielen.

Online-Trading-Netzwerke bedienen sich im Darknet

Die gefälschten Werbeinserate, die etwa auf Facebook kursieren, sind handwerklich gut gemacht. Kriminelle Organisationen, die solche Fakes produzieren, bieten ihre Dienste unterschiedlichen Online-Trading-Netzwerken an. Gebucht werden können viele solche Dienstleistungen im Darknet. Auf diese Weise können kriminelle Netzwerke ein Gesamtpaket zusammenstellen, das den gewünschten Erfordernissen entspricht und mit dem arglose Internetanwender nach Belieben abgezockt werden können, so Behrens. Ein niedriger Betrag mag für manche noch verschmerzbar sein, es gebe aber auch Fälle, wo Konsumentinnen und Konsumenten um mehrere zehntausend Euro erleichtert worden sind, so Behrens.

Bei der Finanzmarkaufsicht nachfragen

Die resultierenden Webseiten solcher Finanznetzwerke seien von seriösen Finanzdienstleistern oft kaum zu unterscheiden. Netzexperte Behrens rät Verbraucherinnen und Verbrauchern daher grundsätzlich zu erhöhter Vorsicht, bevor man sich auf Online-Finanzgeschäfte einlässt. Bevor man bei einem vermeintlichen Online-Finanzdienst Geld investiert, sollte man sich bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) erkundigen, ob die Anbieter über eine entsprechende Handelslizenz in Österreich verfügen, rät Behrens.

Die im aktuellen Fall verantwortliche Online-Plattform Morgan Trust hat übrigens keine Lizenz, um in Österreich Finanzprodukte anbieten zu können, bestätigt die FMA gegenüber help.ORF.at. Unsere Bitte um Stellungnahme ließ Morgan Trust trotz mehrfacher Anfragen unbeantwortet.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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