Wirbel um chinesische Videofälsch-App

Eine neue Smartphone-App aus China sorgt derzeit für Aufregung. Nutzer können mit „Zao“ virtuell in die Hauptrolle in einem Film oder einem Musikclip schlüpfen, indem die App das Gesicht des Schauspielers mit einem Selfie-Foto des Nutzers überlagert. Das Ergebnis zeigt, wie einfach sich Videos bereits fälschen lassen.

Dass Fotos schon von Laien ganz einfach mittels Bildbearbeitung verändert werden können, ist allseits bekannt. Eine neue App aus China zeigt, dass das inzwischen auch bei Videos möglich ist, wie Bloomberg berichtet.

Deepfake-Beispiele fluten das Netz

Die „Zao“ genannte App kann die Videobilder mittels künstlicher Intelligenz realistisch fälschen - diese Technik wird auch als „Deepfake“ bezeichnet, einer Zusammensetzung aus „Deep Learning“ und „Fake“. Vor wenigen Tagen erstmals veröffentlicht (die App ist bisher nur in China erhältlich), wurde die App sofort zum Hit. Sie liegt an der Spitze der chinesischen Download-Charts und die damit produzierten Videoclips und Memes fluten die Sozialen Netzwerke in China.

Die Ergebnisse sind verblüffend. Der Twitter-Nutzer Allan Xia postete ein Beispielvideo, bei dem er mit Hilfe der App sein Gesicht in diverse Auftritte von Leonardo DiCaprio montieren ließ. Nötig war dafür nur das Hochladen eines Handyfotos, laut Xia wurde das Video in unter acht Sekunden fertiggestellt.

Datenschutz-Kritik an Nutzungsbedingungen

Bisher sind die Möglichkeiten begrenzt, denn die Videosequenzen, in die Nutzer ihr Foto einbauen können, werden noch von Zao vorgegeben. Neben populären Filmszenen gibt es auch viele K-Popvideos zur Auswahl. In jeden beliebigen Film lässt sich das eigene Gesicht aber noch nicht einbauen.

Doch nicht nur die Begeisterung, auch die Bedenken gegen die App sind groß. Zunächst wurde Kritik an einer Klausel in den Nutzungsbedingungen laut, in denen sich der App-Betreiber sämtliche Rechte an den hochgeladenen Fotos zusichern ließ, inklusive der Möglichkeit, sie an andere weiter zu lizensieren. Nach massiver Kritik wurden die Nutzungsbedingungen inzwischen geändert.

Gefälschte Nachrichten und Propaganda befürchtet

Experten fürchten zudem, dass Kriminelle derartige Software zum Austricksen von Gesichtserkennungsprogrammen nutzen und sich so Zugang zu Bankkonten oder anderen Diensten zu verschaffen könnten.

Auch sehen Kritiker die Gefahr, dass mit Zao manipulierte Videos zur Verbreitung von Falschnachrichten oder auch missbräuchlich zur politischen Meinungsbildung etwa vor Wahlen verwendet werden könnten.

Im Unterhaltungsbereich wäre denkbar, dass Deepfake-Software in Zukunft interaktive Filme und Serien ermöglicht, in denen der Nutzer selbst in der Hauptrolle oder einer Nebenrolle seiner Wahl zu sehen ist. Welche Anwendungsgebiete in den nächsten Jahren wirklich auf die Nutzer zukommen, wird wohl erst die Zeit zeigen.

Links:

Mehr zum Thema: