E-Book-Reader im Test: Kindle oder Tolino?

Die gesamte Reiselektüre auf einem kleinen Gerät - das bieten E-Book-Reader. Der Markt wird von zwei Systemen beherrscht, Amazons Kindle-Reihe und Tolino der Buchhandelskette Thalia. Die Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich hat sie verglichen.

Für ihren Test hat die Arbeiterkammer Oberösterreich von den beiden Marktführern den jeweils höchstwertigen E-Book-Reader in der Größe von 6 Zoll auswählt: Den „Kindle Paperwhite“ von Amazon um 120 Euro und den „Tolino Vision 4 HD“ von Thalia um 160 Euro. Zehn Testerinnen und Tester haben beide Produkte unter die Lupe genommen.

Gut lesbar auch mit Sonnenbrille

„Besonders überzeugt haben beide Geräte bei direkter Sonneneinstrahlung“, so Ulrike Weiß, Leiterin der Konsumentenschutzabteilung der AK Oberösterreich. Gelesen wurde sowohl mit als auch ohne Sonnenbrille, beides habe gut funktioniert. Die Kontrastfähigkeit des Kindle-Displays haben die Testleser als minimal besser bewertet. Der Tolino bietet eine automatische Display-Beleuchtung, die als nette Funktion wahrgenommen wurde, aber schlechter funktioniert habe als die manuelle Einstellung. Beim Durchblättern reagierte der Kindle schneller und zuverlässiger. Eine Funktion des Tolino, Umblättern mittels Tippen auf der Rückseite des Geräts, machte dagegen Probleme.

E-Book-Reader Tolino

Tolino

Die Automatische Display-Beleuchtung beim Tolino konnte nicht überzeugen

Kritik an Amazons Form der Kundenbindung

Am meisten kritisieren die Konsumentenschützer die Kundenbindung von Amazon. Der Kindle unterstützt nur das eigene Dateiformat, für woanders gekaufte E-Books macht es einem der Konzern unnötig schwer, so Ulrike Weiß: „Es braucht einen Zwischenschritt. Die Datei muss auf einem anderen Gerät konvertiert werden. Entweder über eine App am Handy oder Tablet oder über ein Programm am PC.“

Der E-Book-Reader Kindle von Amazon

AFP

Amazons Kindle erlaubt Fremdformate nur über Umwege

Der Tolino verwendet hingegen ein offenes System, das alle gängigen E-Book-Formate lesen kann. Außerdem hat der E-Reader von Thalia in der Regel den Onlineshop jener Buchhandlung eingespeichert, bei der man das Gerät gekauft hat. Zusätzlich besteht mit dem Tolino die Möglichkeit, die sogenannte „Onleihe“ zu nutzen. Damit können in städtischen Bibliotheken E-Books ausgeliehen werden.

Datenschutzbedenken beim Kindle

Beim Kindle äußert AK-Konsumentenschützerin Weiß auch Datenschutzbedenken, da der Reader automatisch mit dem Amazon-Konto der Käuferinnen und Käufer verbunden wird. Damit kann jede Handlung am Gerät einer Person zugeordnet werden. Lesefortschritt, Lesegeschwindigkeit und sämtliche Vorlieben für Bücher werden mit der Cloud synchronisiert; „nicht weil Sie es so wünschen, sondern das erfolgt automatisch.“

Sowohl Amazon als auch Thalia bieten Abo-Modelle an. Um rund zehn Euro im Monat kann man sich aus einer begrenzten Liste E-Books leihen. Ein Vorzug vom Kindle ist, dass er auch Hörbücher abspielen kann. Bevor man sich für einen der Platzhirschen entscheidet, lohnt sich ein Blick auf die Produkte der kleineren Mitbewerber. So bietet der schweizer Hersteller „PocketBook“ mit seinem „Touch HD 3“ ein Gerät an, das zwei Vorzüge verbindet: Die Hörbuchfunktion des Kindle und das offene Dateisystem vom Tolino. Außerdem hat das „PocketBook“ analoge Tasten zum Umblättern und Navigieren im Menü.

Jonathan Scheucher, help.ORF.at