Unseriöser Tuningclub wieder auf GTI-Treffen

Konsumentenschützer befürchten beim kommenden GTI-Treffen am Wörthersee wieder Ärger mit einem deutschen Tuningclub. Die Firma, die unter wechselnden Namen auftritt, wirbt mit jungen Hostessen für ein angeblich kostenloses Gewinnspiel. Die Zielgruppe sind junge Männer, die mit der Teilnahme unwissentlich einen teuren Zwei-Jahresvertrag abschließen - eine klassische Abofalle.

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Wie jedes Jahr um Christi Himmelfahrt werden in knapp zwei Wochen mehr als 100.000 Motorsportfans aus aller Welt nach Kärnten pilgern. Vom 29.5. bis 1.6. findet zum 38. Mal das GTI-Treffen in Reifnitz am Wörthersee statt.

Hostessen locken mit Gewinnspiel

Die zweifelhaften Geschäftspraktiken eines deutschen Tuningclubs, der auf dem GTI-Treffen mit ständig wechselnden Namen auftritt, sorgten bereits im Vorjahr für Ärger. Der Tuningclub firmiert unter den Bezeichnungen „ES Club“, „Europa Touringclub Nürnberg“ und zuletzt „Tuningclub Agentur“. Seit zehn Jahren gibt es Beschwerden über diese Firma, die auf Motorsportveranstaltungen und in Einkaufszentren im ganzen deutschsprachigen Raum auftritt.

Die Fälle würden immer gleich geschildert, so Juristin Barbara Forster vom Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ). „Hübsch gekleidete Hostessen locken vor allem junge Männer zu ihrem Stand. Die Konsumenten erzählen, dass man ihnen gesagt hat, das ist irgendetwas Kostenloses“, so Forster.

Als Lockmittel würden die Hostessen ein Gewinnspiel benutzen oder die Möglichkeit, mehr Informationen über den Club zu erhalten. Dafür sollen die jungen Konsumenten ihre persönlichen Daten inklusive Kontonummer bekanntgeben. „Die Begründung dieser Hostessen ist: Dann haben wir gleich einmal all ihre Daten, falls Sie sich in Zukunft sich für eine Mitgliedschaft entscheiden“, so Forster.

Statt Gewinn kommen Mahnungen

Etwa vier Wochen später erhalten die jungen Männer eine erste Zahlungsaufforderung für einen Zweijahresvertrag um rund 320 Euro. Tatsächlich haben sie genau das mit ihren Verträgen unterschrieben, das 14-tägige Rücktrittsrecht ist bereits verstrichen. In den meisten Fällen mache das Unternehmen aber einen Formfehler, indem es den Konsumenten kein gesetzlich vorgeschriebenes Widerrufsformular beilegt, so die Konsumentenschützerin.

Damit sei der Vertag aufgelöst und der Firma stünden keine Zahlungen mehr zu. Der Tuningclub würde aber massiv weiter Mahnungen an die Konsumenten verschicken. „Das ist eine unseriöse Firma, die an das Geld der Leute kommen will. Wenn nur ein Bruchteil der Personen bezahlt, haben die ein gutes Geschäft gemacht“, so Forster. Wer eine ordnungsgemäße Rücktrittserklärung an das Unternehmen schickt, muss aber auch bei noch so vielen Mahnungen kein Geld überweisen. Fälle, bei denen die Firma ihre Kunden auf Zahlung geklagt hat, seien nicht bekannt, so die Juristin.

Veranstalter gibt sich zugeknöpft

Vor zwei Jahren wurde in Deutschland gegen das Unternehmen ermittelt. Es konnten aber keine Belege für Betrug festgestellt werden, weshalb die Ermittlungen wieder eingestellt wurden. Wie bereits im Vorjahr verzichtete der Tuningclub gegenüber help.ORF.at auf eine Stellungnahme.

Von Seiten der Veranstalter, der Gemeinde Maria Wörth, hieß es vergangenes Jahr, man stufe den Club als seriös ein und würde ihm eine erneute Bewerbung nicht ausschlagen. Auch heuer steht wieder ein „Tuning Club“ auf der Liste der Standbetreiber. Ob es sich dabei um das Nürnberger Unternehmen handelt, wollte man help.ORF.at nicht verraten.

EVZ-Juristin Forster rät allen Motorsportfans am heurigen GTI-Treffen zu Vorsicht. Egal bei welchem Stand solle man nichts unterschreiben, was man sich nicht vorher durchgelesen hat. „Bei allem Verständnis für die Feierlaune dort, das gilt auch, wenn die Hostess noch so hübsch ist und mir 700 Mal sagt, das ist gratis“, so Forster. Wer das Gefühl hat, er könne ein Angebot nicht ganz genau lesen und verstehen, sollte es besser nicht unterschreiben.

Jonathan Scheucher, help.ORF.at

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