Wenn Kosmetik auf natürlich macht

Ein grünes Image liegt im Trend. Hinter so mancher Kosmetik verbirgt sich kaum Natur, obwohl die Aufmachung und die Werbung es so wirken lassen. Greenwashing nennt man dieses Phänomen, das es nicht nur in der Kosmetikindustrie gibt.

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Die Werbeslogans versprechen natürliche, biologische oder fair produzierte Inhaltsstoffe. Auf den Verpackungen sind etwa Olivenöl, Mandeln und Lavendel abgebildet. Viele Hersteller geben sich dabei grüner, als sie sind. Denn wie hoch der Anteil der natürlichen Inhaltsstoffe sein muss, ist für konventionelle Kosmetik nicht geregelt.

Genau hinsehen bei Werbeaussagen

„Man muss bei Werbeaussagen ganz genau darauf achten, wie das Wording ist“, rät Brigit Schiller vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Sie ist Projektleiterin für die Bereiche Kosmetik und Chemie. Zunächst müsse man unterscheiden, ob auf einem Produkt tatsächlich Naturkosmetik steht oder ob es nur mit natürlichen Inhaltsstoffen wirbt. Das könne bedeuten, dass sich eine einzige natürliche Zutat in einem Shampoo findet. Aussagen wie „frisch“ und „von der Natur inspiriert“ sollte man hinterfragen. „Von der Natur kann ich mich auch inspirieren lassen, indem ich eine violette Blüte sehe und mein Produkt violett färbe – das heißt noch gar nichts“, betont Birgit Schiller.

Ein Behältnis mit Rosenöl

APA/Tautropfen

„Von der Natur inspiriert“ - Slogans wie dieser haben wenig Aussagekraft

Wenn ein Produkt mit enthaltenem Olivenöl wirbt, sei es ratsam nachzusehen, an welcher Stelle das Öl tatsächlich gereiht ist. Die angeführten Inhaltsstoffe werden nach ihrem Anteil absteigend gereiht. Der Inhaltsstoff, von dem am meisten drinsteckt, steht an erster Stelle. Das muss bis zu einem Anteil von einem Prozent weitergeführt werden. Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe müssen immer angegeben werden, auch wenn sie in sehr kleiner Menge beigemischt sind. Sie stehen oft am Ende der Aufzählung in beliebiger Reihenfolge.

Empfehlung der EU unverbindlich

Mit Juli 2019 wird ein EU-Papier aktualisiert. Das „Technical Document on Cosmetic Claims“ soll irreführende Werbeversprechen eindämmen. Dabei handelt es sich aber nur um eine unverbindliche Empfehlung. Schiller vom VKI sieht das kritisch und will abwarten, ob sich Kosmetikkonzerne in der Praxis daran halten.

Supermarkt, Kosmetika, Frau mit Einkaufswagen

dpa/dpaweb/dpa/Gero Breloer

Auch herkömmliche Kosmetik versucht, mit Designs, die an Siegel erinnern, zu locken

Für Naturkosmetik gibt es keine europaweit einheitliche, gesetzliche Definition. Gütesiegel von Verbänden und Non-Profit-Organisationen zertifizieren aber Rohstoffe oder Hersteller. Dazu zählen etwa „Natrue“, „Cosmos“ und „BDIH“ des deutschen Bundesverbands der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel. Bei solchen Siegeln für Natur- oder Biokosmetik ist festgelegt, zu welchem Prozentsatz Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs oder aus kontrolliert biologischem Anbau enthalten sein müssen.

Auf herkömmlicher Kosmetik fänden sich manchmal Designs, die an Siegel erinnerten, warnt Schiller. Etwa ein goldener Kreis in dem „Bioqualität“ steht. Hier gelte es nachzuschauen, ob das wirklich ein offizielles Zertifikat ist oder nicht. Wenn nicht, gebe das keinen Aufschluss über den enthaltenen Anteil von Biozutaten. Auch bleibe offen, ob sich das auf einen einzigen Inhaltsstoff oder das ganze Produkt bezieht.

Nicht von Designs täuschen lassen

Viele Verpackungen versuchen, mit hochwertigem Karton oder Glastiegeln, samt Bildern von Blüten und Blättern darauf, überzeugend zu wirken. Bei manchen Unternehmen baut gleich das ganze Marketing auf einem grünen Image auf. Davon könne man aber nicht auf die einzelnen Produkte schließen, betont Schiller.

Derzeit bleibe den Konsumentinnen und Konsumenten nichts anderes übrig, als die Inhaltsstoffe einzeln durchzugehen, so die Konsumentenschützerin. Das ist zwar Arbeit, aber die sei derzeit noch notwendig. Denn die Vorschriften zu Werbung mit Natürlichkeit seien derzeit noch zu lasch.

Elisabeth Stecker, help.ORF.at

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