Geld zurück bei Mängeln auf Sprachreisen

Um seine 17-jährige Tochter bestmöglich auf die Matura vorzubereiten, buchte ein Vater bei EF Education GmbH eine dreiwöchige Sprachreise nach England. Nach der Ankunft bei der Gastfamilie beklagte sich seine Tochter über ihr verschmutztes Zimmer. Auch der Sprachkurs sei enttäuschend. Mängel bei Sprachreisen müssen jedoch nicht hingenommen werden, mitunter gibt es sogar Geld zurück.

Auf einer Sprachreise sollen die Teilnehmer eine Fremdsprache über mehrere Wochen direkt im Zielland intensiver als zu Hause lernen. Sie sind bei Gastfamilien untergebracht und besuchen zusätzlich Sprachkurse.

„Zuwenig Essen, kaputte Möbel, Schimmel“

Vergangenen August wollte ein Steirer seiner 17-jährigen Tochter als Vorbereitung auf die Matura ein besonderes Geschenk machen: Eine dreiwöchige Sprachreise ins südenglische Torquay. Als Anbieter wählte er EF Education GmbH. Bereits an ihrem ersten Tag in England habe seine Tochter weinend daheim angerufen. „Es ist alles voller Staub, an den Fenstern sind schwarze Schimmelflecken. Möbel und Waschbecken sind beschädigt“, so die Jugendliche. Von Österreich aus kümmerte sich ihr Vater um eine Verlegung. Doch als sie drei Tage später bei einer neuen Gastfamilie unterkam, sei es nicht besser geworden: Genauso viel Dreck, ein kaltes Zimmer im Keller, so die Tochter.

Insgesamt 2.400 Euro hatte der Steirer für die drei Wochen bezahlt. 180 Euro davon verlangte EF Education GmbH als Aufpreis für die vegetarische Verköstigung der Jugendlichen. Vom Essen, das ihr die Gastfamilie servierte, sei sie dennoch nicht satt geworden, vieles sei abgelaufen und sogar schimmlig gewesen. Außerdem beschwerte sich der Vater über den Ablauf des Sprachkurses. Es sei laut gewesen, der Lehrer habe sich nicht durchsetzen können und die Schüler bestimmen lassen, was im Unterricht gemacht wurde. Das Fazit: Der Unterricht habe hauptsächlich aus Lernspielen im Internet bestanden. Von zwei Büchern, die als Unterrichtsmaterial für die drei Wochen vorgesehen gewesen wären, habe man nicht einmal die Hälfte des ersten Buches durchgenommen, so der Vater.

EF Sprachreisen bedauert

Gegenüber help.ORF.at bedauerte EF Education GmbH, dass der Aufenthalt der Teilnehmerin nicht in allen Belangen den Anforderungen entsprochen habe. Man habe auf die Beschwerden umgehend reagiert, sei mit der Familie mehrfach in Kontakt gewesen und davon ausgegangen, dass die Probleme gelöst worden seien, heißt es in schriftlichen und telefonischen Stellungnahmen. Auch eine Entschädigung sei angeboten worden.

Die Familie wandte sich in der Sache auch an die Verbraucherschützer der Arbeiterkammer (AK) Steiermark. Es ist dort nicht die erste Beschwerde gegen EF Sprachreisen. In den vergangenen Jahren habe es alljährlich mehrere Anfragen gegeben. Für Bettina Schrittwieser, Leiterin der steirischen AK-Konsumentenschutzabteilung, hat der Fall einen hohen Stellenwert: „Weil aus unserer Sicht durch die Unterkunft und durch die Verpflegung auch gesundheitliche Schäden entstehen hätten können“, so Schrittwieser. Auf zahlreichen Fotos der Jugendlichen habe man eindeutig massive Mängel feststellen können.

Anspruch auf Preisminderung wie bei Pauschalreisen

Sprachreisen sind laut AK Steiermark mit Pauschalreisen gleichzusetzen, der Veranstalter hat für die versprochenen Leistungen einzustehen. Die Juristin rechnet daher mit einer Preisminderung von mindestens 20 Prozent, unter Umständen sogar bis zu 40 Prozent. Für den mangelhaften Unterricht überlege man zusätzlich Schadensersatzforderungen zu stellen, so Schrittwieser. Gegenüber help.ORF.at betonte EF Sprachreisen, man sei nach wie vor an einer gemeinsamen Lösung interessiert und würde den Sachverhalt gerne nochmals mit der Familie besprechen.

Um Probleme bei Sprachreisen zu vermeiden, rät Konsumentenschützerin Bettina Schrittwieser, sich im Internet darüber zu informieren, welche Rückmeldungen über den Veranstalter zu finden sind. Eine weitere Möglichkeit sei, sich in der Schule nach Erfahrungen älterer Schülerinnen und Schüler zu erkundigen. Außerdem sei es ratsam, sich nicht nur auf die großen Anbieter zu verlassen, sondern auch nach kleineren, lokal ansässige Unternehmen zu suchen, die solche Reisen durchführen. Über den direkten Kontakt könne man sehen, welche Personen diese Sprachreisen durchführen und sich dabei auch nach Referenzen erkundigen.

Jonathan Scheucher, help.ORF.at

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