Plastikfreie Einwegteller im Test

Für die Gartenparty greifen manche Konsumenten bereits zu Einweggeschirr aus Biokunststoff. Doch wie gut sind die Produkte aus Laub, Palmblättern, Zuckerrohr und Kleie, die als „umweltfreundlich“ vermarktet werden? Das deutsche Magazin „Ökotest“ hat 20 Teller und Becher aus nachwachsenden Rohstoffen getestet. Das Ergebnis war nicht immer zufriedenstellend.

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Von außen ist dem Einweggeschirr meist nicht anzusehen, ob es aus Plastik oder aus einem nachwachsenden Rohstoff gefertigt ist. Viele Produkte aus Biokunststoffen sehen jenen aus Plastik täuschend ähnlich.

Gute Noten für zwölf Produkte

Vor allem Tellern und Becher aus Polylactid (PLA) sind auf den ersten Blick kaum von Plastikgeschirr zu unterscheiden, obwohl Mais oder Rüben das Ausgangsmaterial waren. Ein anderes gerne gewähltes Material aus nachwachsenden Rohstoffen ist die Bagasse, die Fasern des Zuckerrohrs. Bekannter sind Schalen und Teller aus Palmblättern. Im Handel findet sich Einweggeschirr aus Laub und aus Weizenkleie.

Einweggeschirr

Ökotest (Montage)

Nicht jedes Bioplastikgeschirr ist auch als solches zu erkennen

20 solcher Einwegteller, -becher und -schalen nahm Ökotest unter die Lupe. Im Labor wurden die Produkte auf Schadstoffe und Mängel überprüft und einem Praxistest unterzogen. „Insgesamt haben die Produkte eigentlich ganz gut abgeschnitten. Von den 20 Produkten sind immerhin zwölf gut, ein Sehr gut war nicht dabei“, so Frank Schuster, Redakteur bei „Ökotest“. Die übrigen waren mittelmäßig bis mangelhaft. Vier Produkte fielen durch einen strengen Geruch auf.

Laubgeschirr mit DDT und Schimmel belastet

Gut schnitten das Einweggeschirr aus Weizenkleie sowie einige Becher und Teller aus PLA, aus Palmblättern, aus Bagasse und aus Pappe ab. Durchgefallen sind im Test die Teller aus dem Laub einer indischen Schlingpflanze, weil sie stark mit Schimmelpilzen befallen waren. „Überraschenderweise fanden wir hier auch Spuren des Spritzmittels DDT, dessen Verwendung in den meisten westlichen Industrieländern seit den Siebzigerjahren verboten ist“, so Schuster. Ausgerechnet dieses Einweggeschirr aus Laub war mit 7,33 Euro für zehn Stück das teuerste im Test.

Wegwerfgeschirr aus Laub

Ökotest

Die Teller aus Laub fielen im Test durch

Bioplastikteller sind generell teurer als Plastikgeschirr, so die Erhebung von „Ökotest“. Noch relativ günstig sind Produkte aus Polylactid, kurz PLA, Palmblattteller kosten bereits mehr. Zehn Palmblattteller kosten zwischen 2,70 Euro und 6,70 Euro. „6,70 Euro für zehn Teller - das ist schon relativ teuer dafür, dass man sie danach auf den Müll wirft“, so Schuster. Genau hier setzt auch die Kritik von „Ökotest“ an.

Probleme in Kompostieranlagen

Auch das Einweggeschirr aus nachwachsenden Rohstoffen wird nur einmal verwendet und dann weggeworfen. Dadurch könnte sich das Müllproblem sogar noch verschärfen, weil Konsumenten eine umweltschonende Herstellung und Entsorgung suggeriert werde. Genau das Gegenteil sei jedoch der Fall. Einwegbecher aus PLA würden die Umwelt genauso belasten wie Einweggeschirr aus PET-Kunststoffen, da bei der Herstellung oft Chlorbleiche verwendet wird. Auch die Kompostierung ist laut „Ökotest“ längst nicht so unproblematisch.

„Gerade Produkte aus PLA brauchen sehr lange, um zu verrotten. Dabei entsteht auch kein nährstoffreicher Humus“, so Schuster. Weiters lässt sich auf den ersten Blick gar nicht mehr unterscheiden, ob ein Teller aus Plastik oder aus Biokunststoff besteht. Bei vielen Kompostieranlagen würden sie deshalb aus dem Biomüll aussortiert.

Mehrweg besser als Einweg

Die meisten Rohstoffe für Bioplastikgeschirr stammen nicht aus Europa, sondern aus Schwellenländern. Es sei sehr fraglich, ob die Arbeiter in China, Indien oder Thailand tatsächlich angemessen bezahlt würden, gibt der „"Ökotest“-Redakteur zu bedenken. In den aktuellen Test sind Kriterien wie faire Löhne und Arbeitsbedingungen nicht eingeflossen.

Berg aus Plastikmüll

Fotolia/nmann77

Auch Einwegteller aus nachwachsenden Rohstoffen vergrößern den Müllberg

Für „Ökotest“ geht Mehrweg immer vor Einweg, das gelte auch für Einwegteller und -becher aus Biokunststoffen. „Da muss sich jeder selbst fragen, wie sinnvoll es ist, dass in Indien Palmblätter geerntet werden, damit jemand in Wien seine Gartenparty geben kann, um dort danach die Teller wegzuwerfen“, so Schuster. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Umweltbelastung dann am geringsten ist, wenn normales Geschirr verwendet wird. Wem das Geschirrabwaschen nach einer Gartenparty zu mühsam ist und wer die Kosten nicht scheut, kann sich die Teller und Gläser auch bei einem Mietservice ausborgen. Diese Firmen nehmen das schmutzige Geschirr am Ende wieder mit.

Karin Fischer, help.ORF.at

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