Test: Guter Sekt muss nicht teuer sein

Die Auswahl an Sekt in den Supermärkten ist groß, die Preisspanne auch. Die Stiftung Warentest hat in Deutschland häufig gekaufte Schaumweine untersucht und die meisten mit „Sehr gut“ oder „Gut“ bewertet, darunter auch günstige Marken vom Diskonter. Der Testsieger kommt aus Österreich. Unter Fachleuten sind solche Tests, bei denen auch sensorisch bewertet wird, umstritten.

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Für viele Menschen gehört Sekt zum Feiern dazu. Rund zwei Millionen Flaschen werden zu Silvester getrunken. Bis zu zwei Drittel des Umsatzes machen die Hersteller von Oktober bis Dezember. Die Erhebung der deutschen Stiftung Warentest zeigt, dass man für guten Sekt nicht tief in die Tasche greifen muss.

Testsieger Schlumberger aus Österreich

Von 21 untersuchten Schaumweinen aus deutschen Supermärkten schnitten 17 beim Geschmack sehr gut oder gut ab. Alle waren frei von Schadstoffen und verbotenen Zusätzen und nahezu frei von Histamin, einem Stoff, den manche Weinliebhaber nicht gut vertragen. Nur ein Sekt (Faber, Blancs de Blancs) fiel komplett durch, er schmeckte muffig.

eine Sektflasche der Marke Schlumberger

schlumberger.at

Testsieger Schlumberger, 2013

Auf Platz eins schaffte es ein österreichisches Produkt: Der Sekt von Schlumberger, Jahrgang 2013 Brut. Mit 14 Euro (0,75l) war dieser Sekt einer der teuersten im Test. Den zweiten Platz erreichte der Brut Dargent aus Frankreich (7 Euro, 0,75l). Söhnlein Brillant Trocken (3,90 Euro, 0,75l) kam auf Platz 11, Henkell Trocken (5,80 Euro, 0,75l) auf Platz 18 und Kupfergberg Gold (4 Euro, 0,75l) auf Platz 20. Den Testern schmeckten aber auch günstigste Diskontmarken von Lidl und Aldi um knapp drei Euro gut, die nur in Deutschland erhältlich sind.

Geschmack für die breite Masse

Geschmack ist zwar subjektiv, trotzdem könne ein Test eine Orientierungshilfe sein, so Peter Schleimer, Weinexperte und Chefredakteur der Zeitschrift Vinaria. Das Ziel solcher Bewertungen sei, dem Konsumenten ein möglichst sauberes, frisches, typisches und fehlerloses Produkt zu empfehlen. „Das heißt aber nicht, dass hier die besten Schaumweine der Welt dargestellt sind. Es handelt sich eher um einen Geschmack, der eine breite Masse treffen soll“, so der Experte.

Der Preis sagt noch nichts über die Qualität aus, lautete das Urteil der Warentester. Teurer Sekt kann enttäuschen, günstiger sich als überraschend gut entpuppen. Dem stimmt auch Peter Schleimer zu: „Das gilt für die gesamte Weinwelt, wobei schlechte teure Produkte rascher vom Markt verschwinden“. Bei günstiger Supermarktware ließen sich Konsumenten eher von peppiger Aufmachung blenden. „Da wird hin und wieder übersehen, auch auf den Geschmack zu achten“, so der Fachmann.

Auf die richtige Balance kommt es an

Guter Sekt hat wie jeder Wein bestimmte Qualitätsmerkmale. Dazu gehören das Zusammenspiel von Frucht, Süße, Sortencharakter, Säure, Alkohol und eine gewisse Frische - alles in der richtigen Balance. Die Bläschen im Schaumwein sollen klein sein und den Gaumen nur sanft kitzeln. Große Blasen, die aggressiv im Mundraum wirken, gelten als Fehler.

Die Süße erkennen:

Brut: herb, weniger als 12 Gramm Zucker pro Liter

Extra Trocken: 12 bis 17 Gramm Zucker pro Liter

Trocken: 17 bis 32 Gramm Zucker pro Liter

Halbtrocken: süß, 32 bis 50 Gramm Zucker pro Liter

Mild: süß, über 50 Gramm Zucker pro Liter

Sekt direkt aus dem Kühlschrank zu trinken ist ein No-Go. Die ideale Trinktemperatur liegt bei acht bis zehn Grad. Hochwertige Schaumweine können auch zehn bis zwölf Grad haben, weil sich dann ihr Geschmack besser entfalten kann. Je wärmer der Sekt, desto eher sind aber auch Fehler zu bemerken.

Weinglas statt Sektflöte

Beim Sekt kommt es nicht nur auf Trauben und Herstellung, sondern auch auf das richtige Glas an. Weinexperte Schleimer rät von Sektflöten ab, weil hier das Volumen nach oben hinausschieße und die Kohlensäure scharf in der Nase stechen könne. „Am besten ist ein Weinglas oder eines jener Sekt-, Schaumwein- oder Champagnergläser, die eine bauchigere Form und ein größeres Volumen haben.“

Angebrochene Flaschen lassen sich mit speziellen Sektverschlüssen ohne Qualitätsverlust aufheben. Der Trick mit dem Silberlöffel im Flaschenhals klappt nicht, der Schaumwein raucht trotzdem aus. Handelsüblicher Sekt ist für den raschen Verbrauch bestimmt. Er gewinnt nicht durch Lagerung, man kauft ihn also am besten nicht auf Vorrat.

Qualitätspyramide für österreichischen Winzersekt

Weinliebhabern, die sich durch die Angebote der Supermärkte bereits durchgekostet haben, empfiehlt Schleimer, heimischen Winzersekt zu probieren: „Das ist ein stark wachsender Markt. Österreichische Winzer sind hier sehr bemüht und erfolgreich“. Einige Winzer würden mit hohem Aufwand und sehr gutem Traubenmaterial sowie langer Lagerzeit bereits außergewöhnliche Schaumweine schaffen.

Sektflaschen in der Schlumberger Sektkellerei

APA/Hans Punz

Traditionelle Flaschengärung gilt als aufwendig

Während günstiger Supermarktsekt meist in preiswerter Tankgärung hergestellt wird, setzen Winzer durchwegs auf die traditionelle Flaschengärung. Sie ist aufwendig und hat ihren Preis: Mit 15 bis 20 Euro muss man für eine Flasche Winzersekt rechnen. Orientierungshilfe bei der Auswahl bietet eine neu geschaffene Qualitätspyramide für heimischen Sekt mit den Stufen „Klassik“, „Reserve“ und „Große Reserve“ je nach Herkunft, Gärung und Lagerung. Wer sich zu den Festtagen etwas Besonderes gönnen will, sollte lieber zu einem teureren Winzersekt als zu einem günstigen Champagner greifen, meint der Experte. Denn auch beim Champagner gebe es große Qualitätsunterschiede.

Karin Fischer, help.ORF.at

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