Schokolade nur selten „fair“

Hell oder dunkel, süß oder bitter: Wer Schokolade kauft, denkt eher über die Geschmacksrichtung nach als über die Arbeitsbedingungen auf den Kakaoplantagen in Afrika. Die könnten die Konsumenten und Produzenten jedoch positiv beeinflussen, ist die NGO Südwind überzeugt.

In den Ländern Westafrikas gehören Kakaobohnen zu den wichtigsten Exportgütern. Kamerun verkauft beispielsweise jedes Jahr mehr als 250.000 Tonnen davon ins Ausland, ein großer Teil davon geht direkt nach Europa. Doch obwohl die Nachfrage so groß ist, sind die Bauern im Land arm, sagt Christopher Tankou von der Universität in Dschang im Südwesten des Landes. Der Agrarexperte wurde im Zuge der Südwind Kampagne „Make Supermarkets Fair“ nach Österreich eingeladen.

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Händler verdienen, nicht die Bauern

Kakaobohnen gelten als sogenannte Cash Crops. Das sind landwirtschaftliche Erzeugnisse, die fast ausschließlich exportiert werden und meist nicht in der Landeswährung, sondern Dollar oder Euro gehandelt werden. Doch obwohl Kakaobohnen in den westlichen Industrieländern ein begehrtes Importgut sind, verdienen die Kakaobauern selbst nur sehr wenig.

In Kamerun, so Christopher Tankou, sind die Kakaobauern sehr arm. Ihre Gewinne reichen nicht aus, um in chemische Dünger, Pestizide oder Unkrautvernichter investierten zu können. Diese Kleinbauern produzieren daher eigentlich Bio-Produkte, haben jedoch keinerlei Zertifikate dafür und können auch keinen höheren Preis für den Bio-Kakao verlangen.

Fairtrade würde helfen

Die Bauern haben keine Möglichkeit, den Preis mitzubestimmen, sagt Christopher Tankou. Der Markt wäre für sie völlig intransparent. Sie würden beinahe jedem Preis zustimmen, der ihnen von den Großhändlern angeboten wird. Die würden aber wiederum sehr gut am Kakaoexport verdienen, während die eigentlichen Produzenten verarmen. Einzig den Bauern, die sich zu Kooperativen zusammenschließen und Gütesiegel wie jenes von Fairtrade bekommen, gelingt es, bessere Preise für ihre Bohnen zu erzielen.

Doch von einem Fairtrade- und Bio-Gütesiegel profitieren nach Ansicht des Agrarexperten nicht nur die Bauen, sondern auch die Konsumenten in Europa. In Kamerun mag es keine Chemikalien im Kakaoanbau geben. In anderen Anbauländern ist das aber nicht so. Faire und biologische Anbaubedingungen würden auch strenge Richtlinien zum Einsatz von Pestiziden oder Düngemitteln beinhalten.

Test: Pestizide in 17 Produkten

Erst der jüngste „Schokoladen-Check“ der Menschenrechtsorganisation Südwind hat ergeben, dass in vielen Supermarkt-Schokoladen Pestizidrückstände nachweisbar sind. Getestet wurden 24 Eigenmarken österreichischer Supermärkte. In 17 konnten Pestizide nachgewiesen werden – bis zu sieben verschiedene in einer Tafel.

Direkte Gesundheitsrisiken gebe es deswegen keine, so Südwind. „Einige der Chemikalien sind allerdings hormonell wirksam und entfalten ihre Wirkung auch bei kleinsten Mengen“, heißt es in einer Aussendung der Organisation. Testsieger waren zwei Bioprodukte von Spar, die Schokoladentafeln „Natur*pur Bio-Heumilch-Schokolade“ und „free from Bio-Vollmilch-Schokolade“.

Gütesiegel gegen Kinderarbeit

Das Fairtrade-Gütesiegel stellt darüberhinaus sicher, dass keine ausbeuterische Kinderarbeit in den Produkten steckt. Denn die stehe in der Kakaoproduktion in vielen Ländern nach wie vor auf der Tagesordnung, kritisiert Südwind. Allein in der Elfenbeinküste und in Ghana arbeiten nach Schätzungen mehr als zwei Millionen Kinder auf Kakaoplantagen.

Um das zukünftig zu verhindern, fordert Südwind die österreichischen Supermärkte dazu auf, bei ihren Eigenmarken ausschließlich auf fair produzierte Kakaobohnen zu setzen. Auf Anfrage von Help hat die Rewe Gruppe geantwortet, zu der Billa, Merkur und Penny gehören. „Der Großteil unserer Produkte wurde bereits auf nachhaltig zertifizierte Ware umgestellt, eine vollständige Umstellung erwarten wir in den nächsten ein bis zwei Jahren“, so Rewe gegenüber help.ORF.at.

Auch bei Lidl Österreich haben zumindest 80 Prozent aller Eigenmarken-Schokoladen das Fairtrade-Siegel. Lidl gibt an, noch bis Ende 2017 bei allen Eigenmarkenartikeln auf 100 Prozent fair produzierten Kakao umstellen zu wollen. Von Spar Österreich, dem Testsieger des Schokoladen-Checks, hat es keine Antwort gegeben.

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