Ernährungsmythen unter der Lupe

Hühnersuppe heilt, Schokolade macht glücklich und Rotwein schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Oder? Wissenschaftler haben für den VKI die populärsten Ernährungsmythen überprüft und Fakten von Fakes getrennt.

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Die Wissenschaftler überprüften 100 ernährungsbezogene Aussagen. Von „Alkohol führt zu Übergewicht“ bis „Zucker verursacht Krebs“ werteten die Experten die vorhandene wissenschaftliche Literatur aus, um Nachweise für diese Behauptungen zu finden.

Gesunde Ernährung: Viele Fakes, wenig Fakten

„Bei den meisten Mythen zur gesunden Ernährung ist Skepsis angebracht“, so Bernd Kerschner von Medizin transparent, einer Onlineplattform für Gesundheitsinformation. Denn meist fehlten wissenschaftliche Studien, oder sie seien so mangelhaft, dass sich keine verlässlichen Aussagen über den Wahrheitsgehalt einer Behauptung treffen ließen. Nur einige wenige Ernährungstipps seien durch Untersuchungen am Menschen ausreichend abgesichert.

vegetarisches Essen auf einem Teller

APA/AFP/JOHN MACDOUGALL

Viele Ernährungstipps halten einer Überprüfung nicht stand

So würden zum Beispiel Detox-Kuren zur Entgiftung als gesund angepriesen, niemand habe das aber bisher mit wissenschaftlichen Methoden überprüft. Auch die Wirkung von Hühnersuppe gegen Erkältungen, Ingwer gegen Brustkrebs oder Mandarinen gegen Übergewicht sei noch nicht erforscht. Das bedeute nicht, dass diese Behauptungen falsch seien, aber die Faktenlage sei zu dünn, um verlässliche Aussagen zu machen. Das treffe auf fast zwei Drittel der Ernährungsmythen zu.

Gesund durch „Kurkuma Latte“ und „grüne Smoothies“?

Das aus Indien stammenden Gewürz Kurkuma mit seiner intensiven Gelbfärbung zum Beispiel gilt als wahres Wundermittel. Unter der Bezeichnung „Kurkuma Latte“ oder „Goldene Milch“ ist das Currygewürz zum Trendgetränk geworden. Ob es tatsächlich Depressionen lindert oder gegen Krebs wirkt, lasse sich anhand der vorliegenden Studien nicht sagen, so die Forscher.

Eine Frau trinkt ein Smoothie mit Feldsalat

APA/dpa-Zentralbild/Britta Pedersen

Goldene Milch und grüne Smoothies schmecken gut, nützen aber wenig

Wer Ernährungstipps überprüfen lassen möchte, kann sich direkt an Medizin transparent wenden.

Auch Gold als trinkbares Naturheilmittel, das allerlei Krankheiten vorbeuge oder diese heile, sei ein unbewiesener Mythos. Ebenso wie das Trendgetränk „Bulletproof Coffee“, ein extrastarker Kaffee mit einem Schuss Kokosöl zur Leistungssteigerung. Auch für die Behauptung, „grüne Smoothies fördern die Gesundheit“, haben die Experten keine Belege gefunden. Es gibt aber auch verlässliche Studien, die mit populären Empfehlungen aufräumen, etwa dass Multivitaminpräparate und -säfte einen lebensverlängernden Effekt hätten. Das sei durch Studien eindeutig widerlegt, so Gerald Gartlehner, wissenschaftlicher Leiter von Medizin transparent. „Dieser Mythos ist ein Unsinn, der nur Geld kostet“, so der Mediziner.

Apfelkerne sind harmlos, Schokolade macht glücklich

Cover des Buches "100 Ernährungsmythen"

VKI

Die Forscher haben die Ergebnisse in einem neuen Buch zusammengefasst

Nicht nur neue Ernährungstrends waren auf dem Prüfstand, sondern auch alte Mythen. „Wer nach dem Kirschenessen Wasser trinkt, bekommt Bauchweh“ - für diese Behauptung ließ sich aus wissenschaftlicher Sicht kein Beweis finden. Auch Apfelkerne kann man getrost verschlucken. Studien belegen, dass das keine gesundheitlichen Gefahren birgt.

Einige Ernährungstipps haben dem Faktencheck standgehalten: Das Glas Rotwein kann vielleicht wirklich vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen, und Schokolade hebt zumindest kurzfristig die Laune. Zu viel Zucker ist ungesund und fördert Diabetes. Portionsgrößen beeinflussen, wie viel wir essen. Kohlenhydratarme Diäten wirken nicht besser als fettreduzierte Abnehmprogramme, und Vollkornprodukte sowie eine mediterrane Ernährung erhöhen tatsächlich die Lebenserwartung.

Karin Fischer, help.ORF.at

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