Was Honig zu Biohonig macht

Wer Bioeier oder Biofleisch kauft, weiß, dass die Tiere nach bestimmten Richtlinien gehalten und gefüttert wurden. Aber was macht Honig eigentlich zu Biohonig? Bienen suchen selbstständig nach Nahrung und unterscheiden wohl kaum zwischen biologischen und konventionellen Pflanzen.

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In seinem Schrebergarten auf der Schmelz, im 15. Bezirk in Wien, bewirtschaftet Dietmar Niessner acht Bienenstöcke und erzeugt Biohonig. „Ich rede weniger von Biohonig und lieber von Honig aus biologischer Betriebsweise“, sagt der Imker, der seit 1992 im Waldviertel und in Wien Bienen hält. Dietmar Niessner hat über biologisches Imkern ein Buch geschrieben, gibt Kurse und berät Österreichs größten Bioverband BIO AUSTRIA in Sachen Biohonig.

Wo fliegst du hin, Biene?

„Natürlich kann man der Biene nicht sagen, wo sie hinfliegen soll“, so Niessner. Der Flugradius eines Bienenstocks auf der Suche nach Nahrung beträgt drei Kilometer. Für Biohonig dürfen in diesem Umkreis nur vorwiegend Biopflanzen wachsen. Von den EU-Richtlinien zugelassen sind auch Wälder und Wiesen, die umweltfreundlich bewirtschaftet werden, etwa durch das Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL).

Biene auf einer Sonnenblume

APA/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Der Imker wählt den Standort des Bienenstocks, die Biene die Blüte

„Honig ist immer der Abdruck der Umwelt“, sagt der Bioimker. Um eine Kontamination von Honig und Wachs mit Schadstoffen zu verhindern, dürfen sich Felder mit hohem Einsatz an Pestiziden und Düngemitteln nicht in der Nähe eines biozertifizierten Bienenstocks befinden. Die städtischen Grünflächen, Schrebergärten, Alleen und Parkanlagen böten den Bienen abwechslungsreiche Pollennahrung, die nur wenig pestizidbelastet sei, erklärt Dietmar Niessner. Untersuchungen bescheinigen Honig aus Großstädten, nahezu unbelastet von Pestiziden, Abgasen und Feinstaub zu sein.

Sauberes Wachs für die Waben

Bioimker dürfen keine Medikamente zur Schädlingsbekämpfung einsetzen. Entstanden ist die biologische Imkerei Anfang der 1990er Jahre, als die Varroamilbe flächendeckend mit Medikamenten bekämpft wurde und eine Gegenbewegung die medikamentöse Behandlung des Brutparasiten ablehnte. In der biologischen Imkerei dürfen nach EU-Richtlinie nur organische Säuren und ätherische Öle zur Varroabekämpfung eingesetzt werden: Biologische Mittel wie Ameisensäure, Oxalsäure, Thymol, Kampfer oder Eukalyptol.

Honigbienen sitzen auf Bienenwaben

APA/dpa/Cindy Riechau

Die Bienenwaben speichern Schadstoffe

Medikamente und aggressive Schädlingsbekämpfungsmittel hinterlassen Rückstände im Bienenwachs. „Der Wabenbau ist für die Biene, was die Leber für einen Organismus ist“, sagt Dietmar Niessner. Das Wachs nimmt Schadstoffe auf, um die Brut und die eingelagerten Vorräte - Honig und Pollen - vor den Fremdstoffen zu schützen. Rückstände von Düngemitteln und Medikamenten sind im Wachs gespeichert und kursieren über einen langen Zeitraum in der Imkerei, weil alte Waben üblicherweise eingeschmolzen und in neuen Bienenstöcken wiederverwendet werden. In der ökologischen Imkerei ist nur unbelastetes und biozertifiziertes Wachs erlaubt, das keine Rückstände der Varroabehandlung enthält.

Bienen naschen im Winter Biohonig und Biozucker

Biohonig enthält keine Schadstoffrückstände durch Fütterung, Baumaterial oder Wabenbehandlung. In der biologisch zertifizierten Bienenhaltung werden die Insekten im Winter mit Biohonig aus eigener Produktion gefüttert und - wenn dieser nicht ausreicht - mit Biozucker. Das Zuckerwasser für die Winterfütterung aus dem wesentlich günstigeren konventionellen Zucker zu mischen, ist nicht erlaubt. Die Bienenstöcke oder Beuten bestehen aus Naturmaterialen wie Holz, Stroh oder Lehm. Kunststoffbeuten und Pestizidanstriche sind verboten.

Imker mit Biozertifikat müssen ihre Arbeitsweise umfassend dokumentieren und unterliegen regelmäßigen Kontrollen. Nur ein kleiner Teil der rund 25.000 österreichischen Imkerinnen und Imker ist biozertifiziert. Genauere Zahlen gibt es dem Österreichischen Imkerbund zufolge nicht. Österreicherinnen und Österreicher essen im Durchschnitt 1,2 Kilogramm Honig pro Jahr. Der heimische Honigertrag schwankt je nach Saisonverlauf und Witterung stark und deckt nur rund die Hälfte des Honigbedarfs. Der Rest des flüssigen Goldes wird aus dem EU-Ausland oder Drittstaaten importiert. Über die Herkunft des Honigs besteht Kennzeichnungspflicht.

Johanna Steiner, help.ORF.at

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