Reisezeit: Dicke Luft im Auto bei Hitze

In der Sommerreisezeit verbringen Urlauber oft viele Stunden im Auto, um an ihr Reiseziel zu gelangen. Dabei wird nicht nur die Umwelt belastet, auch im Wageninneren steigt die Schadstoffkonzentration. Schlecht gewartete Klimaanlagen, Schadstoffe aus Sitzbezügen und Autoabgase sorgen für dicke Luft während der Fahrt.

Autofahrer sind einer starken Belastung mit biologischen und chemischen Schadstoffen und Klimaextremen ausgesetzt. Die Folgen sind Unkonzentriertheit, schnellere Ermüdung und höheres Unfallrisiko.

Wüstenklima im Wageninneren

„Bei Urlaubsreisen im Auto kann im Wageninneren rasch ein wüstenähnliches Klima entstehen“, so der Bioaerosol-Experte Joseph Strauss von der Universität für Bodenkultur (BOKU). Die Insassen würden sich über einen längeren Zeitraum ein relativ geringes Luftvolumen teilen. In Verbindung mit einer schlecht gewarteten Klimaanlage könne die Schadstoffkonzentration im Wageninneren dadurch sehr schnell ansteigen.

Stau vor und nach dem Grenzübergang Salzburg Walserberg

APA/Franz Neumayr

Staus zur Reisezeit lassen sich kaum vermeiden

Dazu kommen Schadstoffe des Verkehrs wie Feinstaub und Stickstoffdioxid, die ebenso das Fahrzeuginnere belasten. Gerade beim Anfahren würden die Schadstoffwerte enorm in die Höhe schnellen und über das Gebläse und offene Fenster im Inneren des Fahrzeugs landen, warnt die unabhängige Plattform MeineRaumluft.

Schädliche Ausdünstungen aus Sitzbezügen

Aber auch das Fahrzeuginnere selbst könne zu einer hohen Schadstoffbelastung beitragen. Das betrifft Polybromierten Diphenyletheren (PBDE), die als Flammschutzmittel in Kunststoffen angewendet werden und Weichmacher in PVC-Materialien wie Phthalate. Diese Schadstoffe sind zum Teil auch für den charakteristischen Geruch von Neuwagen verantwortlich.

Die in Sitzbezügen, Lenkrad, Armaturen, Armlehnen und Kabelisolierungen vorkommenden Schadstoffe werden von den Insassen aufgenommen. Das geschieht durch Einatmen oder durch Kontakt mit kontaminiertem Staub. Eine Untersuchung des ARBÖ ergab, dass sich in Filtern von Klimaanlagen Hunderttausende Pilze und Bakterien ansammeln können, wenn diese nicht regelmäßig gereinigt und erneuert werden. Weiters kann ein falscher Einsatz der Klimaanlage selbst dafür verantwortlich sein, im Urlaubsort zu erkranken bzw. mit Verspannungen zu kämpfen.

Klimaanlagen als Bakterienschleudern

Auch bei hochsommerlichen Temperaturen sollte das Fahrzeuginnere deshalb nicht zu stark abgekühlt werden, rät Manuela Lanzinger von der Umweltberatung Wien: „Klimaanlagen können bei zu niedrig gewählter Innentemperatur Erkältungen begünstigen“. Empfohlen wird, vor der Fahrt die gewünschte Temperatur und das Programm zur Luftverteilung und Gebläsestärke einzustellen. Bei Anlagen mit Halbautomatik bringe zunächst das auf- und dann stufenweise zurückgedrehte Gebläse den gewünschten Erfolg.

Um Restfeuchtigkeit im Lüftungssystem zu verhindern, sollten Autofahrer ein paar Minuten vor Ende der Fahrt die Kühlung ausschalten und das Gebläse laufen lassen. Die Restfeuchtigkeit im Aggregat und in den Lüftungskanälen ist ein idealer Nährboden für Bakterien. Eine Sonnenschutzblende auf der Innenseite der Frontscheibe senkt außerdem die Hitze im geparkten Auto, wodurch weniger Schadstoffe in den Innenraum ausdünsten. Die Plattform MeineRaumluft empfiehlt auch, nach längerem Rasten oder Parken in der Sonne zuerst zu lüften und mit dem Einschalten der Klimaanlage zu warten, bis sich die Armaturen etwas abgekühlt haben.

Links:

Mehr zum Thema: