Gute Noten für vegane Fertiggerichte

Das Angebot an veganen Produkten wird zusehends größer. Auch vegane Fertigmenüs erobern mittlerweile die Supermarktregale. Fertiggerichte werden jedoch häufig kritisiert. Zu viel Salz und zu viel Fett, so lauten die gängigsten Beanstandungen. Aber sind diese berechtigt? Wie hochwertig und gesund ist vegane Fertigkost wirklich? Das deutsche Magazin „Ökotest“ hat nachgeforscht.

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Ob aus Tierliebe, ob aus gesundheitlichen Gründen: Vegetarische und vegane Ernährung liegt im Trend. Glich die Suche nach veganen Nahrungsmitteln vor ein paar Jahren noch einer Expedition, so türmen sich heute die Veggie-Produkte in den Supermärkten. Auch die Zahl veganer Fertigmenüs hat zugenommen. Aber geht das tatsächlich? Eine nachhaltige und gesunde Mahlzeit, in nur drei Minuten zubereitet? Oder haben wir es hier mit einem klassischen Fall von Greenwashing zu tun?

So gut wie keine Schadstoffe gefunden

Das deutsche Magazin „Öko-Test“ hat vegane Fertigprodukte untersucht. Mit einem auf den ersten Blick überraschenden Resultat. Über zwei Drittel der getesteten Produkte wurden mit „Sehr gut“ und „Gut“ bewertet, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Sarah Becker von Öko-Test.

Untersucht wurden sowohl Konserven als auch Tiefkühlnahrung und Instantpulver. Die Zusammensetzung der Produkte wurde in Labors überprüft. Die Schadstoffbelastung sei erfreulich gering gewesen, meint Becker. Da und dort habe man Spuren von Kadmium, anorganischem Arsen oder Mineralöl gefunden, doch das seien nur Ausreißer gewesen, versichert sie. Die meisten getesteten Produkte seien tatsächlich schadstofffrei gewesen.

Den Experten hat es geschmeckt

Mit der Note „Gut“ bewertet wurden etwa die „Bulgur-Pfanne“ von Alnatura, das „Chilli sin Carne“ von DM oder die „Indische Gemüsepfanne“ von Weight Watchers. Was die verwendeten Zutaten und Inhaltsstoffe betrifft, zeigten sich die Labortester durchaus zufrieden. Zwar wurde da und dort Hefeextrakt gefunden, dies werde als Geschmacksverstärker eingesetzt und sei daher kritisch bewertet, so Becker, bedenkliche Konservierungsstoffe oder künstliche Farbstoffe seien jedoch in keinem Produkt enthalten gewesen.

Nach der Laboruntersuchung wurden die Gerichte auch Sensorikexperten vorgelegt. Diese prüften Geschmack, Geruch und Konsistenz und hatten ähnlich wie die Laborexperten keine gröberen Beanstandungen. Objektiv betrachtet könne man sagen, dass vegane Fertiggerichte durchaus gut schmecken, meint Becker.

Nicht mehr als drei Gramm Salz pro Portion

Eine uneingeschränkt empfehlenswerte Gesundheitskost sind vegane Fertiggerichte allerdings keineswegs. Der Salzgehalt sei bei Fertigmenüs ein grundsätzliches Problem, dies gelte auch für die veganen Erzeugnisse, so die Öko-Test-Expertin. Generell lasse sich die Menge an Gewürzen, die einer Speise zugeführt werden, natürlich besser steuern, wenn man selbst zum Kochlöffel greift anstatt zu vorgefertigten Mahlzeiten. Ein zu hoher Salzgehalt könne etwa für Bluthochdruckpatienten durchaus zu einem Problem werden, so Becker.

Vorsicht bei langer Zutatenliste

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt maximal sechs Gramm Salz pro Tag zu konsumieren. Fertiggerichte sollten daher maximal drei Gramm Salz enthalten, meint Becker. Produkte mit einem höheren Salzgehalt seien von Öko-Test dementsprechend abgewertet worden. Wenn man sich mit nur einer Mahlzeit bereits mehr als die Hälfte der empfohlenen Tagesdosis zuführe, sei das in jedem Fall zu viel, so die Expertin.

Beim Blick auf die Zutatenliste sollte man außerdem den Zuckergehalt im Auge haben. Dieser könne bei manchen Produkten weit höher ausfallen, als man vermuten würde. Außerdem solle man auf Hefeextrakt und künstliche Aromen achten, bevor man eine Kaufentscheidung trifft. Als Faustregel empfiehlt die Lebensmittelexpertin: "Achten Sie darauf, wie lange die Zutatenliste ist und wie viele Namen sie eventuell noch nie gehört haben.“ Lange und dubiose Zutatenlisten seien generell ein Indiz dafür, dass man das Produkt eher im Regal stehen lassen sollte.

Expertin: Eine brauchbare Alternative für Zwischendurch

Dennoch hält die Expertin vegane Instant-Menüs grundsätzlich für die gesündere Wahl, wenn man sie mit der herkömmlichen Fertigkost vergleicht. Die einzelnen Zutaten seien meist hochwertiger, häufig werde auf Bioqualität geachtet. Viele der Gerichte seien darüber hinaus weniger fett- und kalorienreich, da etwa fetthaltiger Käse in veganen Nahrungsmitteln grundsätzlich nichts verloren habe.

Becker empfiehlt die Fertigprodukte zwar nicht für den täglichen Speisezettel, aber für Veganer, die sich im Büro einmal schnell eine Mahlzeit heiß machen wollen, seien die getesteten Menüs durchaus eine brauchbare Alternative.

Wer übrigens primär aus Tierliebe zu einer veganen Ernährung tendiert, sollte darauf achten, nur zu einem Hersteller zu greifen, der ausschließlich auf den Vertrieb nachhaltiger und veganer Produkte spezialisiert ist. Wer bei einem Anbieter kaufe, der nebenbei auch fleischhaltige Nahrung im Angebt habe, finanziere das damit verbundene Tierleid natürlich mit, so die Ernährungswissenschaftlerin.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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