E-Trekkingräder im Test: Sechs von zwölf „gut“

E-Trekkingräder schließen die Lücke zwischen einem komfortablen Cityfahrrad und einem Sportgerät für längere Touren. Zwölf dieser Fahrräder mit Hilfsmotor hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI) getestet. Jedes Zweite schnitt mit einem „Gut“ ab.

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400.000 Fahrräder wurden im Vorjahr in Österreich verkauft, bereits 120.000 davon waren E-Bikes. Am häufigsten sind Elektrofahrräder mit einem tiefen Durchstieg gefragt, bei den Verkaufszahlen sind ihnen aber E-Trekkingbikes mit einem höheren Durchstieg auf den Fersen. Gemeinsam mit der deutschen Stiftung Warentest nahm der VKI in seiner Zeitschrift „Konsument“ zwölf Trekkingräder mit Elektromotor unter die Lupe.

Risse im Dauertest über 20.000 Kilometer

„Es gibt keine groben Sicherheitsmängel, die Fahrräder lassen sich gut fahren und sind gut ausgestattet“, so Christian Kornherr, Testleiter beim VKI. Alle Räder verfügen über hydraulische Scheibenbremsen und Kettenschaltungen. Unterschiede zeigten sich bei Details und dem Preis. Sechs der getesteten E-Trekkingbikes schnitten im Prüflabor und beim Praxistest „gut“ ab, zwei waren „durchschnittlich“.

E-Trekking-Bike auf dem Prüfstand im Labor

Stiftung Warentest

Im Labor wurden Sicherheit und Haltbarkeit geprüft

Bei drei Produkten reichte es nur für ein „Weniger Zufriedenstellend“. Hier traten im Dauerprüftest über 20.000 Kilometer Materialschäden wie Risse am Rahmen auf, die nicht zu reparieren waren. Das „Raleigh Stocker 9“ (2.500 Euro) fiel als einziges Fahrrad im Test durch, weil sich das Ladegerät des Akkus entzündete. Darüberhinaus war dieses Ladegerät mit einem magnetischen Stecker ausgestattet, an dem Schrauben hängenbleiben können, was im Test einen Kurzschluss erzeugte.

Testsieger von KTM

Testsieger war ein österreichisches Produkt: Das E-Trekkingbike „Macina Fun 9 P5I“ von KTM (2.800 Euro). „Dieses Fahrrad zeichnet sich durch ein sehr ausgeglichenes Fahr- und Schaltverhalten aus und verfügt über einen sehr guten Motor“, so Kornherr. Es hat mit 124 kg allerdings das geringste zulässige Gesamtgewicht aller Testkandidaten. Bei je 25 Kilogramm für Rad und Gepäck bleiben nur 74 Kilogramm für den Radler.

E-Trekking-Bike KTM Macina Fun 9 P5I

Stiftung Warentest

76 von 100 Punkten für den Testsieger von KTM

Der Preis der getesteten Produkte lag zwischen 2.300 Euro und 3.200 Euro. Auch das günstige Rad im Test (Kalkhoff Voyager Move B8, 2.300 Euro) schnitt gut ab. „Sogar bei den generell stolzen Preisen für E-Trekkingräder lässt sich einiges einsparen“, so Kornherr. Bei der Ausstattung gab es keine großen Unterschiede. Elf der zwölf Geräte waren mit Bosch-Motoren ausgerüstet.

Skepsis bei Angaben zu Reichweiten

„Die Angaben der Hersteller zur Reichweite einer Akkuladung sind mit Vorsicht zu genießen“ so der Testleiter. Mit einer standardisierten Fahrweise wurden im Test Reichweiten zwischen 61 Kilometer und 87 Kilometer erzielt. Beworbene Reichweiten von 150 Kilometer würden sich nur unter sehr günstigen Bedingungen realisieren lassen.

Neben der Reichweite ist auch die Ladezeit des Akkus ein entscheidendes Kaufkriterium. Schnelligkeit dürfe man sich hier nicht erwarten, so Kornherr. Die kürzeste Ladezeit lag bei drei Stunden, die längste bei sechs Stunden. „Hier muss man eine Tour genau planen, um den Akku dann über Nacht laden zu können“, so der Experte. Ersatzakkus sind teuer: Sie kosten rund 700 Euro. Ist der Akku leer lässt sich das E-Bike aber wie ein Fahrrad weiterfahren. Der Unterschied zwischen unterstützter Fahrt und reiner Muskelkraft ist jedoch deutlich.

Vor dem Kauf eine längere Testfahrt

„Am Wichtigsten ist, das E-Trekkingrad vor dem Kauf selbst auszuprobieren und mehrere Kilometer zu fahren“, so Kornherr. Erst dann zeigen sich Eigenheiten des Geräts. Manche Händler überlassen Räder zu Testzwecken, alternativ dazu gibt es auch E-Bikes zum Ausleihen. Die Tester empfehlen, das Fahrrad auch probeweise über mehrere Stufen zu tragen. Mit 23 bis 25 Kilogramm sind die Modelle deutlich schwerer als Trekkingbikes ohne Motor.

Radfahrer auf E-Trekking-Bikes

Stiftung Warentest

Schotterstraßen und Feldwege sollten kein Problem für E-Trekkingräder sein

E-Trekkingräder eignen sich für Radfahrer, denen das normale Rad zu beschwerlich ist, die aber trotzdem ihr Hobby weiter betreiben möchten sowie für alle, die mit dem Rad zur Arbeit fahren möchten, ohne dabei zu schwitzen. Die Motorunterstützung darf bis maximal 25 Stundenkilometer gehen. Aufgrund der zusätzlichen Motorunterstützung könne man zumindest am Anfang von der Geschwindigkeit überrascht werden. Christian Kornherr rät davon ab, E-Bikes nachträglich zu tunen, um sie schneller zu machen. Das Rad würde dann nämlich als Kraftfahrzeug gelten mit allen Verpflichtungen wie Kennzeichen, Helm und Führerschein. Bei einem Unfall würden dann auch die Garantie und Ansprüche aus der Haftpflichtversicherung verloren gehen.

Karin Fischer, help.ORF.at

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