Gratisroaming: Im Urlaub wird so viel telefoniert wie nie

Seit knapp einem Jahr können Urlauber ihr Handy auf Reisen innerhalb der EU „wie zuhause“ nutzen. Extragebühren für das Roaming fallen keine mehr an. Die Kunden nutzen ihre neue mobile Freiheit und telefonieren und surfen im EU-Urlaub so viel wie nie. Auch in die Länder des Westbalkans soll künftig billiger telefoniert werden können.

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Abschalten im Urlaub war einmal, zumindest was das Handy betrifft. Seit letztem Sommer wird auch an den Stränden von EU-Ländern wie Italien, Spanien und Kroatien fleißig telefoniert. Die Urlauber schätzen den Komfort, sich keine Gedanken mehr über eventuell explodierende Rechnungen machen zu müssen.

Und eine weitere Ausweitung auf die Länder des Westbalkans - Serbien, Montenegro, Albanien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo - steht bevor, wie die EU-Kommission Ende der Woche angekündigt hat. Noch diesen Sommer sollen erste Preissenkungen erfolgen.

Datenmenge hat sich verfünffacht

„Es läuft wirklich sehr gut. Natürlich gibt es auch Beschwerden, aber im Grundsatz muss man sagen, es funktioniert sehr gut“,so Gregor Goldbacher von der Telekom-Regulierungsbehörde RTR. „Die Handykunden können nun tatsächlich ihr Mobiltelefon im EU-Bereich sehr entspannt nutzen, egal ob für Daten, SMS oder um zu telefonieren.“

Mit dem Gratis-Roaming stiegen die Gesprächsminuten im EU-Ausland letzten Sommer um mehr als 40 Prozent. Noch stärker hat die Datennutzung zugelegt. Sie hat sich nahezu verfünffacht. Fast zwei Millionen Gigabyte an Daten verbrauchten die Österreicher 2017 beim Internetsurfen, Nachrichten schreiben und dem Versand von Selfies und Urlaubsvideos in der EU.

Streamingdienste strapazieren Datenvolumen

Besondere Einstellungen auf dem Handy sind für das Gratis-Roaming keine nötig. Bevor man eine Urlaubsreise antritt, sollte man sich bei seinem Mobilfunkbetreiber aber erkundigen, welches Datenvolumen beim Roaming im eigenen Tarif inkludiert ist. Denn hier dürfen die Mobilfunker Limits setzen, die von Tarif zu Tarif unterschiedlich sind.

Weiterhin aufpassen heißt es bei datenhungrigen Anwendungen wie Youtube und kostenpflichtigen Streamingdiensten wie Netflix und Amazon Prime. „Beim Videostreaming muss man wirklich sehr vorsichtig sein,“ so Goldbacher. Werden etwa hochauflösende Videos geschaut, werden in kurzer Zeit sehr hohe Datenmengen transferiert, die das inkludierte Datenvolumen schnell an seine Grenzen bringen können.

In den Apps der Betreiber können Kunden den aktuellen Datenverbrauch abfragen. Die Mobilfunker informieren zudem per SMS, wenn das inkludierte Volumen erschöpft ist.

Jeweilige Roamingpartner bestimmen Netzqualität

In welches Netz sich das Handy in Italien, Spanien, Griechenland und Kroatien einbucht, spielt grundsätzlich keine Rolle. Das Gratis-Roaming gilt über alle Netzbetreiber hinweg. Es kann aber sein, dass man in manchen Netzen schneller und in anderen langsamer unterwegs ist.

Wie gut die Netzqualität ist, hängt davon ab, ob unter den Roamingpartnern im Urlaubsland auch Betreiber mit LTE-Netz sind. Und ob der Kunde auch in dieses schnelle Netz eingebucht ist. „Tendenziell ist es so, dass die österreichischen Kundinnen und Kunden von den sehr guten Netzen hierzulande verwöhnt sind und es oft so ist, dass die Performanceerfahrung im Ausland etwas schlechter ist,“ so Goldbacher. Wer etwa das schnelle LTE-Netz, auch 4G genannt, gewohnt ist, muss sich erfahrungsgemäß im EU-Ausland oft mit dem deutlich langsameren 3G-Netz zufrieden geben.

Tipp: Manuelle Netzwahl an EU-Außengrenzen

Acht geben sollten Urlauber außerdem sobald sie in einem Grenzbereich zu einem Land außerhalb der Europäischen Union, wie beispielsweise auf einer griechischen Insel in der Nähe zur Türkei, Ferien machen, warnt Goldbacher. Hier sollte man das automatische Einbuchen in das Handynetz am Smartphone deaktivieren und das Mobilfunknetz lieber manuell auswählen.

Auf Kreuzfahrtschiffen sollte das Handy am besten ganz ausgeschaltet bleiben. Denn Kreuzfahrtschiffe sind explizit von der EU-Roamingregulierung ausgenommen. Und die Roamingtarife auf Hoher See haben es in sich.

Roaming oft ausgeschlossen: Vorsicht bei Tarifwahl

Die Einführung des Gratis-Roamings hat sich auch auf die Tarife in Österreich ausgewirkt. Zwar ist telefonieren nicht wie befürchtet teurer geworden, sondern im Gegenteil, erneut billiger, wie die Arbeiterkammer Anfang Mai festgestellt hat - mehr dazu in Telefonieren und Surfen wieder billiger. Wer gerade davor steht, seinen Handytarif zu wechseln, sollte die jeweiligen Vertragsbedingungen aber genau durchlesen und darauf achten, ob das Telefonieren im Ausland überhaupt möglich ist.

Es ist nämlich möglich, dass ein Betreiber vertraglich die Nutzung von Roaming generell ausschließt. Und das ist dann auch im Nachhinein nicht mehr zubuchbar, weil das verbietet eigentlich die Roamingverordnung. Das heißt, wer so einen Tarif hat, kann Roaming gar nicht nutzen. „Das muss einem bewusst ein und da sollte man bei Vertragsabschluss sehr genau in die Zukunft überlegen, was notwendig ist“, so Gregor Goldbacher.

Beate Macura, help.ORF.at

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