Datenklau über Kleinanzeigenportale nimmt zu

Marktplätze im Internet sind praktisch, um Schnäppchen zu erwerben und gebrauchte Ware zu verkaufen. Doch auch Kriminelle tummeln sich auf den Kleinanzeigenportalen, um nach Daten und Ausweisdokumente ihrer Opfer zu fischen. Ihre Tricks werden immer ausgefeilter.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Kleidung, Möbel, Autos: Immer mehr Konsumenten nutzen das Internet, um Waren über Kleinanzeigen- und Auktionsplattformen zu kaufen oder zu verkaufen. Über Portale wie Willhaben, Geizhals und Ebay sowie über Anzeigen auf Facebook lässt sich nicht mehr Benötigtes zu Geld machen und so manches Schnäppchen ergattern.

„Ich will mich nur absichern“

„Wir hatten erst kürzlich einen Fall, wo eine Konsumentin ihre Jacke verkaufen wollte und dabei in eine Falle getappt ist“, so Thorsten Behrens, Internet-Ombudsmann bei Watchlist Internet. Auf den ersten Blick schien alles mit rechten Dingen zuzugehen. Für die Jacke fand sich eine Interessentin, die vorgab, weiter weg zu wohnen, so dass der Kauf nicht direkt abgewickelt werden konnte. Man einigte sich, dass die Käuferin zuerst den Kaufpreis von 200 Euro auf das Konto der Verkäuferin überweisen sollte und diese ihr danach die Ware zusendet.

Ein Führerschein

APA/Hans Klaus Techt

Ausweiskopien oder Fotos von Ausweisen sollen nicht versendet werden

Als es ums Bezahlen ging, habe die Käuferin plötzlich weitere Informationen verlangt und auf die Zusendung einer Ausweiskopie bestanden, weil sie bereits zwei Mal abgezockt worden sei. Die Verkäuferin willigte ein und schickte die Kopie. Danach hörte sie nichts mehr von der Interessentin. Doch obwohl weder Geld noch Ware den Besitzer gewechselt hatten, war ein Schaden entstanden. „Hier ergaunerten Kriminelle die Kontodaten und eine Ausweiskopie. Damit können sie sich im beim Einkaufen im Internet nun als diese Person ausgeben“, so Behrens. Das funktioniere vielleicht in Mitteleuropa nicht ganz so gut, sehr wohl jedoch in vielen anderen Ländern.

Keine Passkopien verschicken

Noch im Vorjahr sei es bei Kleinanzeigenbetrug vor allem darum gegangen, Geld zu ergaunern. Die Tricks: Die bezahlte Ware wurde nicht verschickt oder stellte sich als billige Kopie heraus. Oder es sollte das Geld zuerst auf ein Treuhandkonto überwiesen werden. Doch das löste sich dann in Luft auf, genauso wie die Ware. Oder das Geschäft sollte über bestimmte Bargeldtransferdienste abgewickelt werden, die sich später als gefälschte Webseiten herausstellten.

Ein Mann zückt seine Kreditkarte zum Einkaufen im Internet

APA/Helmut Fohringer

Die Betrüger sind hinter den Daten her, um damit im Internet einzukaufen

Seit kurzem häufen sich bei Watchlist Internet aber die Fälle von Identitätsdiebstahl, täglich kommen neue dazu. Dabei bleibt es nicht: Jetzt werde versucht, an Geld und an Daten zu kommen. Das läuft meist wieder über ein angebliches Treuhandkonto, auf das der Kaufpreis eingezahlt werden soll. „Um sich angeblich abzusichern verlangen die Betrüger Daten wie zum Beispiel eine Passkopie, die genauen Adressdaten, eventuell auch noch Kontodaten und das Geburtsdatum“, so der Internet-Ombudsmann. Das Ziel sei, an möglichst viele Daten der Opfer heranzukommen.

Anzeige erstatten, Plattform informieren

Ist man so einem Betrüger aufgesessen, sollte Anzeige bei der Polizei erstattet und die Kleinanzeigenplattform darüber informieren werden. Portale wie Willhaben beschäftigen eigene Mitarbeiter, die sich darum kümmern, Betrugsanzeigen herauszufiltern. Sind Kontodaten an die Gauner gegangen, ist auch die Bank zu benachrichtigen. Meist bekommt man dann eine neue Kontonummer. Auch Ausweise sollte man sich neu ausstellen lassen. Das hindert Betrüger zwar nicht daran, mit der alten Ausweiskopie weiter einzukaufen, doch es lässt sich gegenüber Inkassobüros wenigstens nachweisen, dass dieses Dokument nicht mehr gültig ist. Es kommt vor, dass Opfer von Datendieben noch jahrelang mit unberechtigten Geldforderungen konfrontiert sind.

Um sich diesen Ärger zu ersparen, sollten Ausweiskopien grundsätzlich nicht verschickt werden, auch nicht an Unternehmen, so Watchlist Internet. In Deutschland ist es sogar verboten, Ausweise zu kopieren, in Österreich ist es das nicht. Am sichersten lässt sich über Marktplätzen im Internet shoppen, wenn sich Käufer und Verkäufer treffen, die Ware begutachten und das Geld direkt übergeben. Selbst wenn man ein bestimmtes Produkt unbedingt haben will rät der Experte trotzdem zu Vorsicht. Vor jedem Schritt sollte überlegt werden, ob das plausibel ist: „Ist das sinnvoll, dass ich meine Daten schicken oder vorab so viel Geld überweisen soll?“ Im Zweifel sollten Konsumenten lieber die Finger von dem Geschäft lassen.

Karin Fischer, help.ORF.at

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