Kompostieren auf Balkon und Terrasse

Viele Balkongärtner möchten neben Blumen auch ihr eigenes Gemüse ziehen. Damit die Pflanzen gut wachsen, brauchen sie Dünger, am besten Kompost. Auch auf dem Balkon in der Stadt lässt sich dieser Kompost einfach herstellen. Viel Platz braucht es dafür nicht.

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Der klassische Komposthaufen ist weit verbreitet in heimischen Gärten. Von Küchenabfällen bis Rasenschnitt wird dort alles weggeworfen. Nach ein paar Monaten wird daraus fertige Komposterde, die als Dünger die Pflanzen wieder mit Nährstoffen versorgt.

Wurmkisten für drinnen und draußen

Um Kompost auf Balkon und Terrasse herzustellen, genügt eine Kompostierbox. Sie nimmt nur wenig Platz ein und erspart den Gang zur Biotonne. Die fleißigen Helfer dabei sind Kompostwürmer, die den Abfall auffressen. Diese Wurmkisten gibt es in verschiedenen Ausführungen: von einer einfachen Box, die auch als Hocker verwendet werden kann, bis zu Modellen mit mehreren Etagen. Dabei wandern die Würmer in der Kiste von unten nach oben und fressen sich dabei ihren Weg durch immer neue Lagen organischer Abfälle. Zurück bleibt feiner Wurmkompost und eine bräunliche Flüssigkeit, Wurmtee genannt, die durch einen Hahn am Boden der Kiste abgelassen werden kann.

eine Wurmkiste der Firma Vermigrand

vermigrand.at

Eine Wurmkompostkiste für den Innenbereich

„Wurmkompost und der Wurmtee sind wunderbare Produkte, die den Pflanzen einen richtigen Vitalitätsschub geben“, so Marco Baumeler, Schaugartenleiter der Arche Noah, eines Vereins im niederösterreichischen Schiltern, der sich um den Erhalt der Pflanzenvielfalt kümmert. Bastler können so eine Kiste selbst bauen, einige Hersteller bieten auch Selbstbausets und fertige Wurmkisten für Terrasse, Balkon und die Wohnung an. Diese Heimkomposter kosten zwischen 150 Euro und 500 Euro, je nach Größe und Ausführung. Dazu kommt noch ein Startpaket mit Würmern. Auch diese gibt es zu 500 oder 1.000 Stück bei diversen Anbietern im Internet, oder man holt sie direkt von einem Komposthaufen.

Vom Biomüll zum wertvollen Kompost

Damit die Würmer den wertvollen Humus produzieren, werden sie täglich gefüttert. Wählerisch sind sie nicht. „Sie fressen alles organische Material, das am Balkon anfällt“, so Baumeler. Dazu zählen Verblühtes, vergilbte Blätter, Unkraut, Erdreste und Gras. Am besten alles zerkleinert, um den Würmern die Arbeit zu erleichtern. Auch Eierschalen und Kaffeesatz dürfen in die Wurmkiste. Nicht geeignet seien jedoch gekochte Speiseabfälle, rohes Fleisch, Käse und altes Brot, so der Arche-Noah-Gärtner.

Gemüseanbau am Balkon

Getty Images/FedericoChiccoDodiFC

Gemüse in Töpfen braucht Sonnenlicht, viel Wasser und guten Dünger

Im Winter, wenn es zu wenig Grünes gibt, könne man die Würmer auch mit feuchtem Zeitungspapier füttern. Um sie vor Frost zu schützen, sollten die Würmer mitsamt der Kiste im Winter ins Haus übersiedeln. Eine Vliesabdeckung verhindert, dass Fruchtfliegen angelockt werden. „Gut gepflegte Wurmkisten stinken nicht, da sie in sich geschlossene Systeme mit genügend Luftzirkulation sind“, so der Experte.

„Würmer sind interessante, leise Haustiere“

Der Wurmkompost ist fertig, wenn in dem Substrat keine Würmer mehr enthalten sind. Diese wandern weiter zum frischen Abfall, sobald im alten nichts mehr zu holen ist. „Auch wenn es vielleicht mit der Herstellung von Wurmkompost nicht auf Anhieb klappt, sollte man sich davon nicht abschrecken lassen“, so Baumeler. Mitunter brauche es mehrere Versuche. Gerade für Kinderhaushalte sei es faszinierend, den Würmern bei der Arbeit zuzusehen: „Sie sind extrem leise Haustiere, man hört sie nicht einmal schmatzen.“

eine Handvoll Kompostwürmer

vermigrand.at

Die Kompostwürmer produzieren hochwertigen Dünger

Eine besondere Erlaubnis zum Aufstellen der Wurmkisten auf dem Balkon oder in der Wohnung ist nicht erforderlich. Wiener Wohnen etwa teilte auf Anfrage von help.ORF.at mit, dass nichts dagegen spreche, solange Gemeindebaunachbarn nicht durch Gestank oder Fruchtfliegen belästigt würden. Ärger lässt sich schon vermeiden, wenn die Box im Freien nicht direkt neben dem Lieblingsplatz des Nachbarn platziert wird.

Wie man guten Kompost erkennt

Wem diese Kompostierboxen zu aufwendig sind, der kann Kompost auch kaufen, entweder von einem Kompostwerk oder im Gartenfachhandel. Das Material sollte auf jeden Fall frei von Plastikrückständen sein und eine feinkrümelige Struktur haben. Der Arche-Noah-Gärtner empfiehlt einen einfachen Test: Zunächst drückt man ein wenig Erde in der Hand zusammen. Die Erde sollte sich feucht anfühlen, ohne dass ein Tropfen Wasser dabei herauskommt. Dann öffnet man die Hand wieder und klopft ein wenig auf die Erde. Fällt sie wieder feinkrümelig auseinander, ohne einen Klumpen zu bilden, dann handle es sich um guten Kompost.

Karin Fischer, help.ORF.at

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