Hälfte der Österreicher haben Konsumschulden

Ein neues Smartphone auf Raten oder ein moderner UHD Fernseher auf Kredit: Die Konsumschulden der Österreicher haben laut einer Umfrage der ING-DiBa deutlich zugelegt. Mittlerweile gibt jeder Zweite an, privat verschuldet zu sein - ein Plus von mehr als 22 Prozent gegenüber 2017, so die Bank. Für Schuldnerberater ist das eine gefährliche Entwicklung.

Aus der Sicht der Schuldnerberatung ist der Trend zu einer immer höheren Zahl an Konsumkrediten besonders kritisch. Betroffen seien vor allem Menschen, die auf wirtschaftlich wackeligen Beinen stehen, meint Clemens Mitterlehner, Chef der staatlich anerkannten Schuldnerberatungen. Es gebe immer mehr Menschen, die armutsgefährdet seien und mit ihrem laufenden Einkommen nicht auskommen, so Mitterlehner. Von einem Finanzpolster für die berühmte Reparatur der Waschmaschine brauche man da gar nicht erst sprechen.

Ein Viertel der Österreicher hat nichts gespart

Grund für die gesteigerte Kreditlust der Verbraucher seien gute Konjunktur und niedrige Zinsen, wie die Direktbank am Mittwoch mitteilte. Beim Sparen stünden die Österreicher dafür auf der Bremse, knapp ein Viertel der heimischen Haushalte habe laut der Umfrage kein Geld auf der hohen Kante liegen, so die ING-DiBa.

Kontoauszug

ORF.at/Christian Öser

Wenn das Minus auf dem Kontoauszug immer länger wird

Das Anziehen der Verschuldung erstrecke sich auf alle Bereiche, wie es heißt. 22 Prozent der Österreicher hätten mittlerweile einen Konsumkredit, im Vorjahr waren es noch 16 Prozent. 16 Prozent überziehen regelmäßig ihr Konto, 2017 taten dies erst 12 Prozent. Die Zahl derer, die bei Familie oder Freunden verschuldet sind, stieg um einen Prozentpunkt auf acht Prozent.

Überzogenes Konto kommt teuer zu stehen

Kreditkartenschulden haben mittlerweile sechs Prozent der Befragten, ein Plus von zwei Prozentpunkten. Auch bei den Händlerkrediten werde vermehrt zugegriffen. Fünf Prozent der Österreicher erfüllen sich so ihren Kaufwunsch, nach drei Prozent im Jahr 2017.

Besonders der Kontoüberzug sei problematisch, da hier an die zehn Prozent und mehr Zinsen fällig würden, warnt Mitterlehner. Das sei ein erstes Alarmzeichen für eine mögliche Schuldenspirale und keinesfalls eine Möglichkeit zur Finanzierung von Konsumgütern. Auch Konsum- und Händlerkredite sieht der Schuldnerberater kritisch. Man müsse sich fragen, ob es sich um eine notwendige Investition handle, oder um ein Bedürfnis, das die Werbung erzeugt habe, so der Experte. Man müsse sich auch überlegen, was passiert, wenn die Zinsen steigen, der Partner arbeitslos werde oder ein Kind zur Welt kommt.

Kärntner haben die meisten Schulden

Laut der Umfrage steht ein Viertel der Verbraucher mit einem bis drei Monatsgehältern in der Kreide, bei 22 Prozent der Befragten belaufen sich die Konsumschulden auf weniger als ein Monatsgehalt. 14 Prozent sind gar mit mehr als einem Jahresgehalt privat verschuldet, während sieben Prozent überhaupt nicht wissen, wie tief sie in den roten Zahlen stehen.

Regional betrachtet, leben in Wien und Salzburg die „wenigsten“ Privatschuldner. Dort gaben 44 bzw. 44,5 Prozent der Haushalte an, Privatschulden zu haben. In Kärnten hingegen taten dies 57 Prozent, gefolgt von Tirol (56 Prozent), dem Burgenland (55 Prozent) und Niederösterreich (53 Prozent).

Für das ING International Survey wurden laut der Bank 1.000 Österreicher repräsentativ zu ihren privaten Schulden befragt. Dazu zählen etwa Konsumkredite, Kontoüberziehungen, Kreditkartenschulden sowie geliehenes Geld von Familie und Freunden. Insgesamt wurden 13.000 Personen ab 18 Jahren in 13 Ländern befragt. Die teilnehmenden Länder waren Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Spanien, Türkei und Tschechien. Die Umfrage wurde online durchgeführt.

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