D: Wissenschaftler enttarnen gefälschtes Superfood

Kommt ein neues Superfood wie Chia oder Moringa in Mode, lässt sich der steigende Bedarf oft nicht decken. Deutsche Wissenschaftler haben herausgefunden, dass manche Hersteller statt der teuren Samen und Beeren andere Pflanzen verwenden. Das kann nicht nur für Allergiker gefährlich werden.

Exotische Superfoods wie Goji-Beeren, Chia, Amaranth, Quinoa oder Matcha-Tee erleben einen Boom. Die Produkte verkaufen sich gut, auch wenn wissenschaftliche Nachweise dafür fehlten, dass Superfood aus exotischen Ländern gesünder ist als einheimisches Obst und Gemüse, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Gefahr für Schwangere und Allergiker

„Wenn ein Superfood in Mode kommt, entsteht in kurzer Zeit eine hohe Nachfrage“, so Peter Nick vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Importeure würden deshalb dringend nach Nachschub suchen, die Folge sei ein blühender Handel mit Plagiaten. Der Experte nahm die Diskrepanzen zwischen tatsächlicher Ernte und den Exportmengen zum Anlass, um angebliche Superfoods genauer unter die Lupe zu nehmen.

Superfood aus Peru

Cris Bouroncle / AFP

Peru ist einer der größten Exporteure sogenannter Superfoods

Mithilfe sogenannter Referenzpflanzen wurde der genetische Fingerabdruck, der zu einem bestimmten Superfoodgewächs gehört, erstellt. Dann wurde überprüft, ob die Blätter oder Samen einer Probe damit identisch sind. Als Beispiel nennt Nick den Bambustee-Boom vor zwei Jahren. In den ihm vorgelegten Proben sei nirgends Bambus enthalten gewesen, sondern chinesische Nelke - offenbar eine sprachliche Verwechslung. Das könne fatale Folgen haben, weil Schwangere Nelkentee nicht trinken sollten.

Sesam und Amaranth oft als Chia verkauft

Der Südwestrundfunk (SWR) berichtet, dass inzwischen häufig Basilikumsamen als Chia verkauft würden. Das könnte vor allem für Allergiker ein Problem werden. Wissenschaftler hätten bei Chia auch Sesam und Amaranth oder andere Salbeiarten als nicht deklarierten Ersatz entdeckt. Bei Goji-Beeren sei es oft nicht ganz klar, ob es chinesische oder tibetische Goji-Beeren sind oder ob es sich einfach nur um Berberitzen-Beeren handelt.

„Es gibt keine rechtliche Definition von Superfood, jeder kann das auf seine Produkte schreiben“, so Michaela Barthmann vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart. Vor allem der Handel im Internet sei schwer zu kontrollieren. Die Konsumenten dürften jedoch bereits vorsichtiger sein. In Deutschland schwächte sich die Begeisterung für Superfood ab. Der Gesamtumsatz exotischer Superfoods wie Goji-Beeren, Chia, Amaranth, Quinoa oder Matcha-Tee ging nach Angaben des Beratungsunternehmens IRI im vergangenen Jahr um 9,2 Prozent zurück.

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