Kinderbuggy-Test: Nur zwei von zwölf sind „gut“
Sendungshinweis
„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1
In den ersten Lebensmonaten ist ein Säugling am besten liegend in einem Kinderwagen mit Wannenaufsatz aufgehoben. Wird dieser langsam zu eng und kann das Kind schon selbstständig sitzen, steht nach sechs, sieben Monaten der Umstieg in einen Buggy an. Sie sind kompakter, haben weniger Gewicht und lassen sich platzsparend zusammenklappen.
Bei der Untersuchung des Vereins für Konsumenteninformation waren die Tester mit keinem Modell rundum zufrieden. Zwei Wägen wurden mit „Gut“ beurteilt, der Rest war nur „durchschnittlich“. Den ersten Platz belegte das Modell Litetrax 4 des britischen Herstellers Joie - mit einem Preis von 180 Euro, eines der preisgünstigeren Modelle im Test.
joiebaby.com/icoo.de
Mehr Sitzkomfort gefordert
Der Sitzkomfort des Testsiegers Joie sei im Vergleich zu den anderen untersuchten Produkten recht ordentlich gewesen, so Testleiter Christian Undeutsch. Außerdem seien nur Spuren von Schadstoffen nachgewiesen worden. Ein Pluspunkt sei das große Sonnendeck, das Kinder gut vor direkter Sonneneinstrahlung schütze, so der VKI-Experte. Auf dem zweiten Platz lag der 300 Euro teure iCoo Pace.
Ausgerechnet beim wichtigen Prüfpunkt „Sitzkomfort“ enttäuschten die Kompaktkinderwägen. Richtig bequem sitzen Kinder auf Dauer in keinem der Buggys. „Einen guten Buggy zeichnet aus, dass der Sitz nicht zu tief und die Rückenlehne ziemlich lang ist, damit das Kind, auch wenn es größer wird, bequem darin sitzen kann. Das war leider bei keinem einzigen der getesteten Buggys ideal getroffen,“ so Undeutsch.
Mangel: Keine mitwachsenden Fußstützen
Laut den Herstellern sind Buggys bis zu einem Alter von zweieinhalb bis drei Jahren geeignet. Die Maximalbelastung wird je nach Modell mit 15 bis 22 Kilogramm angegeben.
Ein Mangel, der die Tester besonders störte, war das Fehlen einer mitwachsenden Fußstütze. Dadurch hängen in der täglichen Praxis die Beinchen entweder in der Luft oder sie werden zu stark abgewinkelt. „Eine sehr unbequeme Position,“ so Tester Undeutsch.
ORF.at/Carina Kainz
Tipp: Höhenverstellbare Griffe für größere Eltern
Damit alle entspannt unterwegs sind, sollten Eltern bei der Wahl des richtigen Gefährts nicht nur ihr Kind im Blick haben. Die Schieberhöhe des Kinderwagens sollte verstellbar sein, um sie der Körpergröße der Eltern anzupassen. So wird eine entspannte Armhaltung ermöglicht.
Im Test hatten vier Modelle eine solche Verstellmöglichkeit und sind somit für Personen, die größer als 1,80 Meter sind, geeignet: Das drittplatzierte Modell Mint von ABC Design um 230 Euro, sowie drei so genannte Jogger-Buggys zu Preisen zwischen 600 und 700 Euro.
Speziell für Läufer und Inlineskater
Joggerbuggys oder auch Sportbuggys werden seitens der Hersteller für sportliche Aktivitäten mit dem Kind - Laufen, Inlineskaten - empfohlen. „Der Nachteil dieser Modelle ist, dass sie recht sperrig sind, gerade wenn man sie zusammenklappen und mitnehmen möchte“ so der Experte. Auch fehle es an Wendigkeit, etwa in engen Supermarktgängen. Auf unbefestigtem Gelände wie Schotterstraßen oder Waldwegen zeigten Sportbuggys hingegen ihre Stärken.
Als bester reiner Sportbuggy mit der besten Fahrstabilität erwies sich im Test das Modell Joggster Sport des deutschen Herstellers TFK. Will man mit seinem Offroad-Buggy auch durch Geschäfte manövrieren, bietet das Modell Bob Revolution Pro von Britax eine gewisse Wendigkeit.
ORF.at/Dominique Hammer
Schadstoffe in Griffen, Sitzen und Regenbezug
Drei Buggys fielen bei den Testern hingegen komplett durch: Sie waren mit Schadstoffen belastet. In den Schiebegriffen des „Luca+ 308“ von Chic 4 Baby wurden kurzkettige Chlorparaffine gefunden, im Sitzbezug des Hauck-Wagens „Rapid 4“ sowie im mitgelieferten Regenbezug des Bugaboo-Jobberbuggys „Runner“ wurde das Flammschutzmittel TCCP gefunden - beide gelten als möglicherweise krebsauslösend. „Das sind Stoffe und Substanzen, die in einem Kinderbuggy nichts verloren haben und aus unserer Sicht absolut vermeidbar gewesen wären“, so der Konsumentenschützer. Er fordert Nachbesserung seitens der
Hersteller.
Beate Macura, help.ORF.at
Publiziert am 24.03.2018