Knetmasse für Kinder oft schadstoffbelastet

Für Kinder ist Knetmasse ein unerschöpfliches Spielzeug. Spätestens, wenn die bunte Knete in den Mund wandert, fragen sich Eltern, ob das schädlich ist. Das deutsche Verbrauchermagazin Öko-Test hat 15 handelsübliche Knetmassen untersucht und in fast allen bedenkliche Stoffe gefunden.

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Hersteller müssen nicht angeben, welche Inhaltsstoffe ihre Knetmasse enthält. Nur bei den wenigsten Produkten ist ausgewiesen, welche Rohstoffe verwendet wurden.

Zwölf Produkte mit bedenklichen Stoffen

Das deutsche Verbrauchermagazin Öko-Test unterzog bereits einmal eine Reihe handelsüblicher Knetmassen einem Schadstoff-Test. 2013 wurden zwei Drittel der Produkte noch als „unbedenklich“ eingestuft. Fünf Jahre später hat man jetzt den Test wiederholt, mit einem sehr viel schlechteren Ergebnis: Zwölf von 15 untersuchten Knetmassen enthielten bedenkliche Stoffe.

„Ich glaub nicht, dass die Kneten sich verschlechtert haben, weil sie 2013 andere Rezepturen hatten. Wir haben aber heute bessere Analysetechniken“, so Stephan Kümmel von Öko-Test. Mit den neuen Methoden wiesen die Tester in allen zehn untersuchten klassischen Plastilin-Knetmassen aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nach.

Öko-Test: Schlechtes Ergebnis überrascht

„Das hat uns dann tatsächlich überrascht“, so Kümmel. Unter den Mineralölkohlenwasserstoffen befinden sich Stoffe, die vom deutschen Bundesamt für Risikobewertung als „schon in kleinsten Mengen krebserregend“ eingestuft werden, andere sogar als „erbgutschädigend“.

Ein kleines Mädchen beim Spielen

Herbert Neubauer / APA

Beim Spielen wird vieles auch in den Mund genommen

Stand der Forschung ist laut Öko-Test, dass MOAHs, wenn sie verschluckt werden, in den Körper aufgenommen werden können. Ob die Stoffe auch über die Haut aufgenommen werden können, sei unklar, könne aber nicht ausgeschlossen werden, so Testredakteur Stephan Kümmel. Aus vorbeugendem Verbraucherschutz rät Öko-Test deshalb von Produkten ab, die MOAHs enthalten.

Zwei Soft-Knetmassen mit Formaldehyd

Frei von Mineralölkohlenwasserstoffen waren die fünf sogenannten Soft-Knetmassen im Test. Anders als das stangenförmige Plastilin werden diese in kleine Kübel abgefüllt verkauft. Bei Soft-Knetmassen, die Wasser enthalten, sind Konservierungsmittel eine mögliche Schadstoffquelle. Zwei der untersuchten Produkte enthielten Formaldehyd, das von der Weltgesundheitsorganisation WHO als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft wird: „Play-Doh Schul-Knete“ von Weltmarktführer Hasbro und „Toy Place“ von Müller Drogeriemarkt. Beide Produkte wurden von Öko-Test mit „mangelhaft“ bewertet.

Über die Atemwege aufgenommen, gilt Formaldehyd nach Angaben von Öko-Test als krebserregend. Bei längerem, stärkerem Kneten, wenn die Masse warm wird, könne man nicht ausschließen, dass Formaldehyd freigesetzt wird, so Kümmel. Auch wenn der gesetzliche Grenzwert nicht überschritten wird, ist Öko-Test der Meinung, Formaldehyd solle aus Kinderwaren gänzlich herausgehalten werden.

Nur drei Knetmassen unbedenklich

Nur drei Produkte - alles Soft-Knetmassen - enthielten keinerlei bedenkliche oder umstrittene Stoffe. Sie bekamen ein „Sehr gut“ und sind die einzigen, die Öko-Test empfiehlt: „Creative Kinds“ von „A. I. & E.“, „Kinder Soft-Knete“ von Jako-O und „Nawaro Soft“ von Ökonorm. „Befriedigend“ war mit acht Produkten die häufigste Note, die vergeben wurde, immer dann, wenn Mineralölkohlenwasserstoffe enthalten waren.

Als schlecht bewertete Knetmassen müssten nicht weggeworfen werden, so Kümmel. Der Experte rät Eltern aber, darauf zu achten, dass Kinder die Knetmasse nicht verschlucken. Die bis dato bestätigten Bedenken bei MOAHs seien auf das Aufnehmen über den Verdauungstrakt zurückzuführen, nicht über die Haut. Allerdings müsse jede Mutter und jeder Vater selber entscheiden, ob ihnen das Risiko zu hoch ist, und sie nicht lieber zu einem mit „sehr gut“ bewerteten Produkt zurückgreifen wollen, so der Testredakteur.

Für die Zukunft wünscht sich Stephan Kümmel, dass sämtliche Inhaltsstoffe der Knetmassen auf den Verpackungen gesetzlich ausgewiesen werden müssen, so wie das etwa bei Kosmetika oder Fingerfarben für Kinder bereits der Fall ist. „Wenn ich auf den ersten Blick sehe, ich hab hier ein Produkt, indem Mineralöl verarbeitet ist, und wenn ich Bedenken hab, dass meinem Kind in die Hand zu drücken, dann kann ich davon meine Finger lassen“, so Kümmel.

Jonathan Scheucher, help.ORF.at

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