Kurioser Fahrraddiebstahl beschäftigt Versicherung

Etwa 30.000 Fahrräder werden jedes Jahr in Österreich gestohlen, kaum eines taucht wieder auf. Zu den wenigen gehört das Rad einer Wienerin, das die Polizei kurioserweise just an dem Tag sicherstellte, als sie ein Ersatzfahrrad gekauft hatte. Die Fahrradversicherung verweigerte daraufhin die Zahlung, die Konsumentin blieb auf den Kosten sitzen.

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Allein in Wien werden laut Polizei jedes Jahr rund 8.000 Fahrräder entwendet. Auch das vor dem Wohnhaus angekettete Rad einer Wienerin wurde im April gestohlen.

Gestohlenes Fahrrad tauchte wieder auf

Die Konsumentin hatte das Rad bei der Firma Roadbiker in Wien mitsamt einer Diebstahlversicherung gekauft. Sie wandte sich daher an den Makler, die Firma Jirout und Partner, die diese Versicherung unter dem Namen Bike Connection über die Donau Versicherung abgeschlossen hatte. Der Makler habe ihr am Telefon zugesichert, dass der Schaden übernommen wird. Die Wienerin nahm also an, dass ihr die Kosten von 1.000 Euro für das Rad ersetzt würden und kaufte zum gleichen Preis nochmals das gleiche Modell bei Roadbiker.

Fahrräder am Radständer in der Wiener Mairahilfer Straße

Karin Fischer/help.ORF.at

Gestohlene Fahrräder tauchen nur selten wieder auf

Just am selben Tag fand sich ihr altes Rad mit einem fremden Schloss in der Nähe ihrer Wohnung. Die Polizei stellte das Fahrrad sicher und die Konsumentin informierte den Makler, damit er das Rad zurücknimmt und ihr den Kaufpreis erstattet. Der Makler habe monatelang nicht reagiert, E-Mails seien nicht beantwortet worden, Rückrufe nicht erfolgt. „Jetzt habe ich zwei Räder, beide bei derselben Versicherung, aber diese kümmerte sich nicht um den Diebstahl“, so die Betroffene. Einfacher wäre es wohl gewesen, den Fund erst gar nicht zu melden, aber das sei unehrlich.

Zwei Räder, kein Schaden, keine Kulanz

Anfang November meldete sich dann doch ein Mitarbeiter der Maklerfirma Jirout und teilte der Verbraucherin mit, dass keine Kulanzlösung angeboten werden könne, „da das gestohlene versicherte Interesse wieder aufgefunden wurde und es somit zu keiner Schädigung kam“. Dieser Ansicht schloss sich auch die Donau Versicherung an.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) sieht das freilich anders. Die Konsumentin habe zwei Räder bezahlt, eines davon gehöre nun der Versicherung, die ihr die Kosten ersetzen müsse, so Gabi Kreindl, Versicherungsexpertin beim VKI: „Der Versicherer muss den ersten Diebstahl übernehmen“. Taucht das Fahrrad wie in diesem Fall rasch wieder auf, müsse der Verbraucher das neu erworbene Rad an die Versicherung zurückgeben. Für Beschädigung am gestohlenen Fahrrad hafte die Versicherung.

Deckungszusagen am besten schriftlich

Auf Nachfrage von help.ORF.at lenkte die Donau Versicherung schließlich ein. „Dass der Makler telefonisch eine Deckungszusage gemacht hat, war uns nicht bewusst“. Die Versicherung werde 90 Prozent der Anschaffungskosten für das wieder gefundene Fahrrad ersetzen.

Den Vorwurf, man habe sich monatelang nicht gemeldet, wies die Donau Versicherung zurück. Jirout und Partner sei bereits zwei Tage nach der Schadensmeldung im Juni kontaktiert worden. Der Makler ließ jedoch auch die Anfrage von help.ORF.at zunächst unbeantwortet. Im Nachhinein bestritt der Makler dann, dass es eine Deckungszusage gegeben habe. Ärger mit einer Schadensabwicklung lässt sich vermeiden, wenn Schadensmeldungen an Versicherungen schriftlich erfolgen, so der VKI. Auch Deckungszusage sollte man sich schriftlich bestätigen lassen.

Wann sich eine Versicherung lohnt

VKI-Expertin Kreindl hält Diebstahlsversicherungen für Fahrräder nicht für sinnvoll, da diese Schadensfälle zwar ärgerlich, aber nicht existenzgefährdend seien. Gerade Kleinversicherungen wie Handyversicherungen, Laptopversicherungen oder auch Radversicherungen seien teuer in der Relation.

ein angekettes Vorderrad ist von einem gestohlenen Fahrrad übriggeblieben

APA/dpa-Zentralbild/Peter Endig

Falsch angeschlossen hilft auch das beste Schloss nicht

„Sie bringen von der Leistung oft nur einen Teil dessen, was man eigentlich erwartet“, so Kreindl. Oft würde die Versicherung auch direkt beim Kauf abgeschlossen. Ein Vergleich mit ähnlichen Versicherungsprodukten sei im Geschäft nicht möglich. Sinnvoller für Radfahrer sei eine Haftpflichtversicherung. Diese deckt Schadenersatzansprüche, wenn etwas beschädigt oder jemand verletzt wird. Denn das könne wirklich ins Geld gehen, meint die Konsumentenschützerin.

Karin Fischer, help.ORF.at

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