Schwache Beratung bei nachhaltigen Geldanlagen

Nachhaltige Finanzprodukte fristen in Österreich ein Schattendasein. Das geht aus einem Test des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) hervor. Vor allem bei der Beratung gebe es noch Luft nach oben. Die Konsumentenschützer testeten 14 Banken: Viele Berater seien wenig sattelfest und hätten vor allem hauseigene Fonds beworben.

Eine nachhaltige Geldanlage ist im Grunde nichts anderes als ein herkömmliches Investment erweitert um die Aspekte Ökologie, Ethik und Soziales. So dürfen Unternehmen, in die investiert wird, keine oder nur geringste Umsätze mit Atomkraft, Waffen, Glücksspiel erwirtschaften.

Atomfreie Finanzinvestments

Wenn in Staatsanleihen investiert wird, dann werden Themen wie Arbeits- und Menschenrechte, die Todesstrafe oder hohe Rüstungsbudgets berücksichtigt. Oder es werden gezielt Unternehmen bzw. Staaten finanziert, die bestimmte positive Merkmale aufweisen, etwa nur Unternehmen aus der Ökoenergiebranche oder jene, die freiwillig bestimmte Verhaltensregeln befolgen.

Grüne Investments seien zunehmend wichtig, meint der VKI. Um etwa das Zwei-Grad Ziel des Pariser Klimaabkommen zu erreichen, seien jährlich 180 Millionen Euro notwendig. Darauf habe der für Euro und sozialen Dialog zuständige EU-Kommissar Valdis Dombrovskisim vergangenen Juni hingewiesen.

Viele Berater haben Nachholbedarf in Sachen Ethik

Das VKI-Magazin Konsument ging in einer Erhebung der Frage nach, inwieweit die Banken fit sind, um interessierte Kunden professionell zum Thema nachhaltiges Investment zu beraten. Zu diesem Zweck habe man die Tester im Juni in Wien, Graz, Linz und Innsbruck ausgeschickt, um insgesamt 14 Filialbanken unter die Lupe zu nehmen. Die Tester waren inkognito unterwegs, so der VKI in einer Presseaussendung.

Zunächst wollten die Konsumentenschützer 10.000 Euro für mindestens vier Jahre nachhaltig veranlagen. Unter keinen Umständen durften die Anlagen in irgendeiner Form mit dem Bereich Atomkraft in Berührung kommen. Zum anderen sollten 20.000 Euro für vier Jahre veranlagt werden, ohne dass damit Tierversuche finanziert werden.

Raiffeisenlandesbank Oberösterreich als Testsieger

Der Test habe gezeigt, dass Anlageberatung mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit für viele Berater Neuland ist. Außerdem hätten die meisten versucht, primär die hauseigenen Nachhaltigkeitsfonds zu verkaufen, was die Auswahl an zu Verfügung stehenden Produkten nachhaltig eingeschränkt hätte. Somit habe kein einziges Institut habe vollends überzeugen können, so das Conclusio der VKI-Tester.

Es habe aber auch einige erfreuliche Erlebnisse gegeben, so der VKI. So sei man bei der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich auf durchwegs engagierte Berater gestoßen. Diese hätten oft auch Detailfragen zufriedenstellend klären können, bei Unklarheiten seitens der Berater sei der Manager kontaktiert worden.

VKI: BAWAG zeigt wie man es nicht macht

Negativ aufgefallen ist dem VKI die BAWAG P.S.K.: Ein Beratungstermine sei abgesagt worden als der Tester bereits in der Filiale war, bei dem zweiten Termin musste eine Wartezeit von etwa einer Stunde in Kauf genommen werden. Das Beratungsgespräch sei oberflächlich verlaufen und war bereits nach zehn Minuten wieder beendet. Die Fonds-Expertin habe wenig Kompetenz vermittelt, so das Resümee des VKI.

Konsumenten, die Interesse an der Wirkung ihres Geldes haben, empfiehlt der VKI sein „Spargutbuch“. Die erste Hälfte des rund 160-seitigen Leitfadens veranschaulicht die Mechanismen des Finanzmarktes und dessen gesellschaftliche Wirkungen. Im Serviceteil werden die größten österreichischen Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften auf ihren Umgang mit ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen untersucht und verglichen. Die ausführlichen Testergebnisse finden Sie in der Novemberausgabe des VKI-Magazins Konsument.

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