Wie man Kopfläuse wieder loswird

Wer Kinder im Kindergarten- oder Volksschulalter hat, kennt das Problem: Kopfläuse. Gefährlich sind die Blutsauger zwar nicht, trotzdem sollte man sie möglichst schnell wieder loswerden. Help erklärt, was Eltern tun können und welche Mittel wirklich helfen.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1

„Läusealarm“: Gerade im Herbst und Winter hängt ein solches Schild an der Tür von vielen Kindergärten und Volksschulen. Dabei sind Kopfläuse keineswegs ein saisonales Phänomen, so Andreas Flaschner, Leiter des Hygienezentrums der Stadt Wien, im Gespräch mit help.ORF.at. Überall dort wo Menschen zusammenkommen und ihre Köpfe zusammenstecken, kann es zu einer Übertragung der harmlosen, aber lästigen Parasiten kommen - das ganze Jahr über. Mit mangelnder Sauberkeit hat das nichts zu tun.

Hygienezentrum

ORF.at/Beate Macura

Immer gut besucht: Der Wartebereich im Hygienezentrum in Simmering

Übertragung: Laus verläuft sich auf falschen Kopf

Die kleinen Blutsauger sind zwei bis drei Millimeter groß, haben sechs Beine mit jeweils einer Kralle, mit der sie sich am Haar ihres Wirtes festhalten. Die Eier, die man Nissen nennt, legt sie nah der Kopfhaut am Haar ab. Dann klettert die Laus zum nächsten Haar und legt wiederum ein Ei ab. Dies ist auch der übliche Übertragungsweg. „Die Laus hantelt sich von Haar zu Haar und erwischt dabei versehentlich ein Haar am falschen Kopf und legt dann dort munter ihre Eier weiter ab,“ so Flaschner.

Eine Laus wird zwischen 40 und 50 Tagen alt, und legt zwei bis drei Eier täglich. Da man den Lausbefall in der Regel nicht sofort bemerkt, sondern erst dann, wenn der Kopf schon ordentlich juckt, ist bis zu ihrer Entdeckung aus der einen Laus meist schon eine ganze Großfamilie geworden.

Kopflaus

Getty Images/KevinDyer

Die Laus hantelt sich am Haar entlang

Nissen zuerst in Nacken- und Ohrnähe

Wer den Kopf seiner Kinder absucht, sollte nicht nach Läusen, sondern nach den Nissen Ausschau halten. Zu ihren bevorzugten Plätzen gehört der Haaransatz im Nacken und in der Schläfengegend bzw. rund um das Ohr. „Dort haben sie die beste Temperatur, die beste Feuchtigkeit und gleich das Essen vor der Tür,“ so Flaschner. Als kleine helle Punkte am Kopf, schauen sie ein bisschen aus wie Schuppen, lassen sich aber nicht abschütteln, sondern kleben direkt am Haar. Ist ein Kind betroffen, sollten auch alle anderen Familienmitglieder kontrolliert werden.

Anti-Lausmittel auf Silikonöl-Basis am angenehmsten

Um die Plagegeister wieder loszuwerden, braucht es ein Anti-Lausmittel. Experte Flaschner rät, sich in der Apotheke beraten lassen. Am angenehmsten anzuwenden und auch im Hygienezentrum der Stadt Wien im Einsatz, sind Anti-Lausmittel auf Silikonöl-Basis. Es gibt auch andere Anti-Lausmittel, die Pestizide enthalten, und die Läuse durch Einwirkung auf deren Nervensystem abtöten, diese zeigen bei Nissen allerdings keine Wirkung, zudem können Läuse Resistenzen gegen diese Mittel entwickeln.

Das nun üblichere Anti-Lausmittel auf Silikonöl-Basis enthält ein Kriechöl, das die Atemwege der Laus verstopft, sie kann nicht mehr atmen und erstickt. Auch die Nissen sterben ab, da sie ebenfalls eine Atemöffnung in Form einer Schaumkrone haben, die ebenfalls von dem Öl verstopft wird.

Zwei Kinder warten im Hygienezentrum der Stadt Wien darauf, mit dem Anti-Lausmittel eingesprüht zu werden

Beate Macura/ORF.at

Kurze wie lange Haare betroffen: Kinder warten auf das Einsprühen mit Anti-Lausmittel

Nissenkamm mit langen Metallzinken kämmt am besten

Das Silikonöl wird auf Haar und Kopfhaut verteilt und muss dann meist eine Stunde einwirken. Eine lange Zeit für Kinder, die sich erfahrungsgemäß vor dem Fernseher oder mit einem spannenden Handyspiel am besten aushalten lässt. Mit einem Handtuch um die Schultern und einer Einweg-Duschhaube auf dem Kopf, damit nichts tropft, bleibt auch das Sofa sauber.

Danach folgt der unangenehmste Teil: Das Auskämmen. Hier sollte ein spezieller Nissenkamm mit langen Zinken aus Metall verwendet werden, mit dem man das Haar Strähne für Strähne durchkämmt. Gefundene Nissen streift man am besten auf einer Küchenrolle ab. Medizinisch nötig sei das Nissenentfernen eigentlich nicht, da nach einer Behandlung mit Silikonöl alle Nissen tot seien, so Flaschner. Es gehe mehr um den optischen Effekt, zu zeigen, dass man nicht mehr befallen ist. Eine Wiederholung der Behandlung ist bei Silikonöl nicht nötig.

Raum im Hygienezentrum der Stadt Wien, in dem die Haare mit dem Nissenkamm gekämmt und anschließend gewaschen werden

Beate Macura/ORF.at

Im nächsten Raum werden die Nissen ausgekämmt und die Haare im Anschluss gewaschen

Bettwäsche, Kuscheltiere ganz normal waschen

Auch übertriebene Putzorgien oder gar die Desinfektion des Kinderzimmers kann man sich sparen. Denn Läuse verlassen den Kopf nicht freiwillig. Fällt ein Tierchen doch versehentlich vom Kopf, ist das sein Todesurteil. Der Panzer trocknet ohne Körperwärme aus, die Laus kann sich nicht mehr bewegen und sich damit auch kein neues Opfer suchen. Nach wenigen Stunden bis spätestens zwei Tagen ohne Blutmahlzeit ist sie tot. Eine Übertragung über Kuscheltiere, Bettwäsche oder Hauben ist daher unwahrscheinlich.

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die Kuscheltiere mit dem Staubsauger absaugen. Bettwäsche und Hauben können ganz normal gewaschen werden. „Mehr braucht man nicht“, so Experte Flaschner. Der gängige Tipp, Kuscheltiere und anderes für einige Zeit in der Tiefkühltruhe zu verstauen, sei ein rein theoretischer, so Flaschner. Wer habe schon so viel Platz in seinem Tiefkühler, außerdem genüge das Absaugen ganz genauso.

Lausspezialisten am Werk

Wer sich das Läuseentfernen noch nicht selbst zutraut, kann das auch im Hygienezentrum in Wien Simmering durchführen lassen. Je nach Haarlänge muss eine Gebühr von 20 oder 30 Euro bezahlt werden.

Vorbeugung: Haar zusammenbinden

Einen vorbeugenden Schutz gegen Läuse gibt es laut Flaschner nicht. Zwar könne es nicht schaden, die Haare zusammengebunden bzw. ein Kapperl zu tragen, damit die eigenen Haare nicht so einfach mit anderen in Berührung kommen. Von stinkenden Sprays oder speziellen vorbeugenden Haarshampoos rät er ab. „Eine Laus, die sich auf einen anderen Kopf verirrt, wird auch, wenn dieser unangenehm für sie riecht, nicht wieder umkehren und zurück auf den anderen Kopf klettern. Diese Möglichkeit hat sie ja gar nicht,“ so Flaschner.

Beate Macura, help.ORF.at

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