Hühnersuppe und Vitamin C: Mythos Erkältungstipps

Kaum eine andere Erkrankung ist mit so vielen Mythen und Halbwahrheiten behaftet, wie die Verkühlung. Sie ist eine der häufigsten Krankheiten, die auch per Selbstmedikation behandelt wird: Mit Großmutters Rezept für die garantiert wirksame Wunderhühnersuppe oder einer Vitamin-C-Kur. Eine belegbare Wirkung haben diese beiden Klassiker allerdings nicht.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1

Hausmittel sollen bei Erkältungen dabei helfen, dass die lästigen Symptome wie Halsweh, Husten und Schnupfen rascher verschwinden. Es gibt unzählige Ratschläge, von A wie Ausschwitzen bis Z wie Zwiebel auflegen.

Hühnersuppe - ein Wundermittel?

Eines der bekanntesten Hausmittel bei Erkältungen ist die Hühnersuppe. „Es gibt viele Zubereitungsarten, aber ob und wie die Suppe bei Erkältungen wirkt, ist noch ein Rätsel“, so Claudia Christof, wissenschaftliche Projektmitarbeiterin im Department für Evidenzbasierte Medizin der Donau-Universität Krems. Studien am Menschen über die Wirkungsweise der Hühnersuppe würden noch fehlen.

Suppenschüsseln auf einem Tisch, die mit einer Suppenkelle befüllt werden

AFP

Hühnersuppe ist seit vielen Generationen ein Geheimtipp gegen Erkältungen

Die Expertin sieht keine Belege dafür, dass die in der Hühnersuppe enthaltenen Vitamine sowie Eisen und Zink das Immunsystem stützen würden. Auch die angeblich entzündungshemmende Wirkung bleibt eine Mutmaßung. „Möglich ist, dass der Dampf, den man während des Suppe Löffelns einatmet, die Schleimhäute befeuchtet und somit Nase und Rachen gut tut“, so Christof. Dieser Effekt, also eine reizlindernde Wirkung durch warme Flüssigkeit, könne aber auch durch andere Warmgetränke wie Gemüsesuppe und Tee erreicht werden. Forschungen zur psychologischen Wirkung auf das Immunsystem, wenn Patienten von nahestehenden Personen mit liebevoll zubereiteter Hühnersuppe versorgt werden, stehen ebenfalls noch aus.

Vitamin C ohne schützenden Effekt

Auch Vitamin C wirkt angeblich bei Erkältungen. Es ist in vielen natürlichen Produkten, wie beispielsweise Orangen- oder Zitronensaft enthalten und soll vor Krankheiten schützen. Medikamente, wie „Aspirin C“ oder „Neo-Citran“ versprechen durch Vitamin-C-Zusatz den Heilungsprozess zu beschleunigen, so dass man rascher wieder gesund wird.

Eine Tasse mit aufgeschnittenen Zitronen und Ingwer liegen auf einem Tisch. Im Hintergrund liegt eine Frau in einem Bett und schneuzt sich die Nase.

APA/dpa/Susann Prautsch

Ausgewogene Ernährung bringt genug Vitamin C, teure Präparate sind nutzlos

„Hochdosiertes Vitamin C, das man über einen längeren Zeitraum einnimmt, hat keinen schützenden Effekt“, so die Expertin. Das sei ziemlich eindeutig durch Studien geklärt. Man werde dadurch nicht seltener krank und die Erkältung verlaufe auch nicht weniger stark. Mit Medikamenten wie „Aspirin C“ würden in erster Linie die Symptome bekämpft, aber nicht die Erkrankung selbst. „Gegen Viren gibt es kein Mittel. Es dauert einfach, bis das eigene Immunsystem damit fertig wird“.

Zusätzliche Vitamin-C-Präparate nicht notwendig

Wer sicher gehen will, den Winter trotzdem ohne Erkältung zu überstehen, sollte daher in erster Linie auf seine Ernährung achten, so die Ärztin. Die nötige Menge an Vitamin C werde meist durch eine ausgewogene Ernährung aufgenommen. Teure Vitamin-C-Präparate seien daher nicht notwendig. Die empfohlene tägliche Zufuhr von Vitamin C liegt bei 100 Milligramm. Das entspricht zwei Orangen oder Paprika am Tag.

Eine andere Bezeichnung für Vitamin C ist Ascorbinsäure, die auch als Konservierungsmittel für Lebensmittel verwendet wird. Auch so nehme man Vitamin C zu sich. Ein Mangel würde also kaum vorkommen. „Da braucht man sich keine Sorgen zu machen und muss keine zusätzlichen Präparate einnehmen“, so Cristof.

Händewaschen und Bewegung schützen

Wirksame Anti-Erkältungstipps wären beispielsweise, sich oft die Hände zu waschen und, wenn kein Taschentuch vorhanden, dann lieber in den Ellbogen zu niesen als in die Hand. Denn bei der Erkältung handelt es sich um eine Tröpfcheninfektion und diese wird unter anderem durchs Händeschütteln weitergegeben.

Während man krank ist, sollte man keinen Sport machen. Sport eigne sich aber, um einer Erkältung vorzubeugen. Spaziergänge helfen nach Ansicht von Experten bei der Heilung, weil dabei die Durchblutung der Schleimhäute gefördert wird. Bei der Behandlung einer Erkältung gehe es vor allem darum, die Symptome zu lindern. Denn, wie Mediziner augenzwinkernd sagen: „Eine Erkältung dauert ohne Behandlung sieben Tage und mit Behandlung eine Woche“.

Sophie Qualtinger, help.ORF.at

Links:

Mehr zum Thema: