Wie Facebook-Inserate in Abofallen führen

Das niederländische Unternehmen Artiq Mobile wirbt auf Facebook mit Hundebildern und Trendfrisuren. Wer das Inserat anklickt, wird auf eine Seite des Unternehmens geleitet. Nach ein paar Mausklicks und der Eingabe der Mobilfunknummer kann es passieren, dass man per Mehrwert-SMS in eine Abofalle gelotst wird. Abgerechnet wird auf der Handyrechnung.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1

Thomas S. aus Wien hat kürzlich sein Haustier verloren. Möglicherweise habe er deswegen sensibel auf ein Facebook-Inserat reagiert, dass mit Bildern der zehn teuersten Hunderassen lockt. Das erste Bild zeigte einen Rottweiler, dessen Wert mit 2000 Euro angegeben wurde. Gespannt auf die anderen neun Luxushunde, klickte er auf einen „Weiter- Button“, der dominant am Bildschirm zu sehen war.

Abofalle wirbt mit Hundebildern und Trendfrisuren

Weit weniger dominant war der Text, der unter dem Button zu lesen war. Inhaltlich hatte dieser es aber durchaus in sich: „Mit Klick auf „Weiter“ stimme ich ausdrücklich der sofortigen Leistungserbringung und dem Verlust des Rücktrittsrechts zu. Zigzagfone ist ein Abonnementdienst. Es fallen Kosten von 10 Euro pro Woche plus WAP/GPRS-Kosten an.“

Der Anbieter von Zigzagfone ist das Unternehmen Artiq Mobile B.V. mit Sitz in Amsterdam. Neben den zehn teuersten Hunderassen wirbt das Unternehmen unter anderem auch mit zehn Trendfrisuren, die heuer alle Frauen tragen wollen.

Screenshot: Abofalle

Screenshot: Artiq Mobile B.V.

Das niederländische Unternehmen Artiq Mobile B.V. lockt mit Hundefotos

Noch rechtzeitig erkannte Thomas S. die Gefahr, stellte jegliche Kommunikation mit dem Anbieter ein und wandte sich an help.ORF.at. Drei Mausklicks und die Eingabe der Mobiltelefonnummer wären noch nötig gewesen, um in den Genuss von Bildschirmschonern, Smileys und Videos zu kommen, die jede Woche 10 Euro plus Gebühren verschlingen. Im letzten Schritt wird man aufgefordert, eine SMS mit „Ja“ an den Anbieter zu senden, spätestens dann kann es sein, dass man auf dem Content-Portal registriert ist. Aber keine Panik. Eine Mehrwert-SMS allein sorgt noch nicht für einen gültigen Vertragsabschluss. Internet-Ombudsmann Thorsten Behrens vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) verweist auf die so genannte Button-Lösung.

Screenshot Abofalle

Screenshot: Artiq Mobile B.V.

Schon bald wird man aufgefordert die Handynummer anzugeben

Seit 13. Juni 2014 gilt in Österreich das Verbraucherrechte-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (VRUG). Diese Richtlinie zielt darauf ab, Konsumenten bei Einkäufen im Internet besser zu schützen. Die Button-Lösung sieht vor, dass jener Button, auf den ein Konsument klickt, um eine Bestellung abzuschließen, einen eindeutigen Hinweis auf die mit dieser Bestellung verbundenen Kosten enthalten muss.

Rechnung immer genau prüfen

Sollte auf der Mobilfunkrechnung ein Dienst verrechnet werden, obwohl kein gültiger Vertrag abgeschlossen worden ist, muss dennoch der Kunde zuerst selbst die Initiative ergreifen, so Thorsten Behrens. Auch ungewollte Beträge scheinen auf der Rechnung auf. Behrens rät, die Rechnung immer genau zu überprüfen und im Fall des Falles sofort schriftlich Einspruch einzulegen: „Nach unserer Erfahrung wird die Rechnung erst nach einem erfolgten Einspruch vom Mobilfunkanbieter überprüft.“

Warum aber kooperieren Mobilfunkanbieter mit potentiellen Abzockfirmen, die Ihre Kunden, und somit in erster Linie die Kunden der Mobilfunker, in ungültige Verträge locken wollen? Der Internet-Ombudsmann geht davon aus, dass die Unternehmen für diese Inkassodienste finanziell ganz ordentlich mitschneiden.

Screenshot Abofalle

Screenshot: Artiq Mobile B.V.

Eine Mehrwert-SMS soll den Vertrag besiegeln

Wir haben bei T-Mobile und „3“ nachgefragt, diese beiden österreichischen Mobilfunker haben Artiq Mobile im Programm. Auf unsere Frage, wie viel Umsatz sie mit den Inkassodiensten für Drittanbieter machen, wollte man sich gegenüber help.ORF.at nicht im Detail äußern. Man habe aber mittlerweile Sicherheitsstrategien entwickelt, um die Kunden vor unliebsamen Überraschungen auf der Rechnung zu schützen, heißt es aus den entsprechenden Presseabteilungen. So würden Abos erst dann aktiviert, wenn Interessenten sich auf einer Bezahlseite des Mobilfunkbetreibers registrieren und diese Registrierung mittels einer TAN-Eingabe bestätigen. Mit den einzelnen Drittanbietern habe man keine direkten Verträge, hier arbeite man mit Zwischenfirmen zusammen, die für die Seriosität der von ihnen vertretenen Kunden verantwortlich seien.

Artiq Mobile behauptet, Gesetze einzuhalten

Kunden, die eine unrechtmäßige Abbuchung auf ihrer Rechnung entdecken, sollten diese umgehend schriftlich beeinspruchen. Dienste von Drittanbietern können auf Wunsch gesperrt werden – unrechtmäßig abgebuchte Beträge würden umgehend gutgeschrieben, verspricht man uns bei T-Mobile. Auch bei „3“ werde allen Reklamationen nachgegangen. Für den Fall, dass es doch zu Problemen kommen sollte, empfiehlt Internet-Ombudsmann Thorsten Behrens den Gang zur Rundfunk- und Telekom-Regulierungsbehörde (RTR).

Der vermeintliche Abofallenbetreiber Artiq Mobile gibt übrigens an, sich strikt an die österreichischen Gesetze zu halten. Auf einem Screenshot, den uns das Unternehmen zur Verfügung gestellt hat, ist auch tatsächlich ein „Kaufen-Button“ zu sehen. Eine deutliche Preisauszeichnung ist aber auch auf der Abbildung nicht zu finden, wodurch die gesetzlichen Anforderungen tatsächlich nicht erfüllt sind. Im Zuge unserer Recherchen haben wir den Bestellprozess außerdem durchlaufen. Den besagten „Kaufen-Button“ haben wir vergeblich gesucht.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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