Greenpeace kritisiert Willkür bei Mindesthaltbarkeitsdaten

Laut einer Umfrage von Greenpeace legen österreichische Molkereien die Mindesthaltbarkeitsdaten ihrer Produkte oft rein willkürlich fest. Grund dafür seien häufig die Wünsche der Händler. Während im Inland verkaufte Ware oft mit einem eher kurzen Haltbarkeitsdatum versehen werden, würde selbiges bei Exportprodukten gerne etwas großzügiger angesetzt, so die Umweltorganisation.

Laut einer Presseaussendung von Greenpeace legt eine Umfrage der Umweltorganisation unter den größten österreichischen Molkereien nahe, dass die Unternehmen das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) bei ihren Produkten eher willkürlich angeben.

Einheitliche Festlegung der Mindesthaltbarkeit gefordert

Bei ganz normaler, industriell hergestellter Butter etwa könne sich das MHD um bis zu 45 Tage unterscheiden, so Greenpeace. Einige Hersteller hätten auch eingeräumt, dass bei bestimmten Produkten das MHD auf Wunsch des Handels gekürzt und bei Exportprodukten verlängert werde. Greenpeace fordert daher ein einheitliches Verfahren zur Festlegung von realitätsnahen MHD.

Die Konsumenten müssten auf das MHD vertrauen können, sagt Nunu Kaller, Konsumentensprecherin von Greenpeace-Österreich. Neben der Butter hat Greenpeace auch die Haltbarkeitsfristen für Naturjoghurt, Schlagobers und länger frische Milch sowie die Gründe für die Festlegung von diesen bei den zehn größten österreichischen Herstellern abgefragt.

Bei Joghurt Unterschiede bis zu zwei Wochen

Auch die Spannen beim MHD für Naturjoghurt und für frisches Schlagobers sind für Greenpeace nicht nachvollziehbar. Bei Joghurt liegt das MHD zwischen 30 und 45 Tagen nach der Produktion, bei Schlagobers zwischen zehn und 14 Tagen. An unterschiedlichen hygienischen Standards in den Molkereien könne es jedenfalls nicht liegen, meint Nunu Kaller. Denn die am längsten haltbare Butter und das am kürzesten haltbare Joghurt kämen beide aus demselben Werk.

Joghurt, Eier, Wurst, Käse, Kuchen auf einem Brett

(© Greenpeace / Mitja Kobal

Bei Joghurt können die Unterschiede bei Haltbarkeitsdaten bis zu zwei Wochen betragen

Als Gründe für die unterschiedliche Festlegung identer Produkte seien häufig Wünsche des Handels bei dessen Eigenmarken genannt worden, so Kaller: „Damit haben wir es jetzt Schwarz auf Weiß, dass der Handel bestimmte Milchprodukte mit einem unnötig kurzen MHD versehen lässt“, so die Konsumentensprecherin ärgerlich.

Greenpeace kritisiert verlängerte MHD-Frist im Export

Ein Beispiel seien die Fristen bei Spars Biobutter. Die 250-Gramm-Packung lässt Spar mit einer Frist von 55 Tagen versehen, die 125-Gramm-Packung hingegen mit 60 Tagen. Dabei sollte man meinen, dass gerade kleinere Butterpackungen empfindlicher seien, da diese schneller auf kurzzeitig höhere Temperatur reagieren würden, so Kaller.

Greenpeace kritisiert auch verlängerte MHD-Fristen bei exportierten Produkten. Die Ursache dafür ortet die Umweltschutzorganisation bei überzogenen Produktanforderungen durch den österreichischen Handel. Skurril sei auch, dass bei Milchprodukten, die vor den Feiertagen abgefüllt werden, das MHD später angesetzt werde als bei jenen zu feiertagsfreien Phasen, so Kaller.

Spar kritisiert Greenpeace: „Populistische Kampagne“

Die Supermarktkette Spar begrüßt zwar grundsätzlich die Initiative von Greenpeace über Mindesthaltbarkeitsdaten zu diskutieren, sieht in der gegenwertigen Studie jedoch eine populistische Kampagne, die mit falschen Tatsachen agiert. Mindesthaltbarkeitsdaten würden nicht vom Handel verlangt, sondern vom Hersteller festgelegt.

Mindesthaltbarkeitsdaten seien bei vergleichbaren Produkten immer ähnlich lang, so die Handelskette, unabhängig von Feiertagen oder Packungsgrößen. Zu Differenzen könne es kommen, sollten unterschiedliche Lieferungen desselben Produkts im Sortiment verfügbar sein. Die Behauptung, dass die Spar-Bio-Butter je nach Packungsgröße unterschiedliche Haltbarkeitsfristen hätte, sei schlichtweg falsch, so Spar.

Schauen, riechen und schmecken

Die Umfrage zeige erneut, dass es realitätsnahe und vereinheitlichte MHD brauche. Den Konsumenten rät Greenpeace, sich speziell bei Milchprodukten auf die eigenen Sinne zu verlassen. Wenn ein Produkt das MHD überschritten hat, sollte man zuerst schauen, riechen und dann schmecken. So erkenne man immer, ob die Butter, das Joghurt oder das Schlagobers noch genießbar sei, sagt Kaller. Der Langzeittest von Greenpeace habe jedenfalls ergeben, dass zum Beispiel Naturjoghurt auch ein halbes Jahr nach dem MHD noch immer nicht verdorben war.

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