Air-Berlin-Insolvenz: Was Passagiere wissen müssen

Nach der Insolvenz der zweitgrößten deutsche Fluggesellschaft Air Berlin bangen viele Urlauber um ihre bereits gebuchten und bezahlten Flüge. Kann man die Tickets noch stornieren? Welche Rechte haben Passagiere im Fall eines Flugausfalls? Was Reisende nun wissen müssen.

Normalerweise hätte Air Berlin den Flugbetrieb nach dem Insolvenzantrag sofort einstellen müssen. Doch ein Millionenkredit der deutschen Regierung stellt vorerst sicher, dass der Flugbetrieb bis November weitergeht und Reisende nicht irgendwo auf der Welt festsitzen. Für die Fluggäste bleiben dennoch viele Unsicherheiten.

Tickets gültig, aber wohl auch Ausfälle

Air Berlin versichert, dass alle Flüge von Air Berlin und Niki stattfinden und gebuchte Tickets gültig bleiben. Es können auch alle Verbindungen weiterhin gebucht werden. „Die Flugpläne bleiben gültig, gebuchte Tickets behalten ihre Gültigkeit, alle Flüge sind weiterhin buchbar“, so das Unternehmen, das täglich rund 80.000 Passagiere befördert.

Ob sich Reisende aber wirklich auf diese Zusage verlassen können, ist für Verbraucherschützer fraglich. Schon in den letzten Monaten rieten sie von Buchungen bei Air Berlin ab. Denn seit das Unternehmen in finanzielle Schieflage geraten ist, kam es immer öfter zu Verspätungen bzw. Ausfällen von Flügen.

„Keine neuen Tickets kaufen“

„Wenn man bereits ein Ticket bei Air Berlin gebucht hat, kann man nur abwarten und hoffen, dass der Flug durchgeführt wird“, so Barbara Forster, Juristin beim Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) auf Anfrage von help.ORF.at. Zwar sei der Flugbetrieb derzeit über den Millionenkredit der deutschen Regierung gesichert, es bleibe aber abzuwarten für wie lange.

Von Neubuchungen bei der insolventen Airline rät Forster dringend ab. „Reisende, die ein neues Ticket buchen, sollten auf andere Fluglinien ausweichen, um auf der sicheren Seite zu sein“. Das gelte auch für den Österreich-Ableger Niki. Konsumenten, die wegen früherer Flugausfälle oder Verspätungen bei Air Berlin auf Entschädigungzahlungen seitens der Fluglinie warten, könnten derzeit ebenfalls nur abwarten. Selbst wenn die Airline jetzt Entschädigungszahlungen zusage, sei nicht garantiert, dass diese auch noch durchgeführt würden, so Forster.

Pauschalreisende abgesichert

Air-Berlin-Kunden bleibt nur darauf zu vertrauen, dass alle Zusagen eingehalten werden, sagt Reiseexperte Felix Methmann von der deutschen Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). „Momentan ist nichts wirklich sicher.“

Wer nicht abwarten will, ob Air Berlin in ein paar Monaten noch fliegt oder nicht, kann versuchen, sein Ticket zu stornieren. Doch solange Air Berlin Flüge durchführt hätten Konsumenten keinen Rechtsanspruch auf kostenlose Stornierung, so die EVZ-Juristin. Zwar bleibt immer noch das allgemeine Kündigungsrecht, bei dem Passagiere aber nur Anspruch auf die Erstattung der Steuern und Gebühren haben. Der Ticketpreis selbst wird nicht rückerstattet - bei Billigtickets macht das im Schnitt gerade einmal 20 Euro aus, die Air Berlin zurückzahlen müsste. Ob die Fluglinie überhaupt noch Geld an Kunden auszahlt, ist ebenfalls fraglich.

Bleiben wirklich alle Air-Berlin-Flieger am Boden, können sich Passagiere, die ihren Flug im Rahmen einer Pauschalreise (Hotel und Flug) gebucht haben, an ihren Reiseveranstalter wenden. Dieser muss im Fall der Fälle für Ersatz sorgen, der Kunde muss sich um nichts kümmern.

Direkt-Bucher nicht gegen Ausfall geschützt

Am schlechtesten ist die Situation für Reisende, die nur einen Flug (ohne Hotel) auf der Website von Air Berlin oder im Reisebüro gebucht haben. Falls die Fluglinie tatsächlich ihren Betrieb einstellen muss, blieben die Kunden vermutlich auf ihren Tickets und Flugkosten sitzen. Zwar können die Käufer, die ihre Tickets direkt bei Air Berlin gekauft haben, dann ihre Forderungen im Insolvenzverfahren anmelden. „Einzelne Kunden bekommen dann wahrscheinlich gar nichts oder nur eine ganz geringe Quote“, so Forster. Der Kunde sei dann nur einer von vielen, Vorrang hätten die großen Gläubiger wie der Großaktionär Etihad.

Links: