Letzter Aufruf für Santander-Kreditkunden

Bereits im Jahr 2013 wurde die Santander Consumer Bank Österreich vom OGH verurteilt: Die Bank hatte ihre Kunden über die tatsächliche Kreditsumme getäuscht. Durch eine Sammelaktion des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) bekamen mehr als 5.000 Konsumentinnen und Konsumenten ihr zu viel gezahltes Geld zurück. Vier Jahre später gibt es jedoch noch immer Betroffene, die sich nicht gemeldet haben.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1

Tausende Österreicherinnen und Österreicher haben beim Österreich-Ableger der größten spanischen Bank Santander Kredite aufgenommen. Meist gehe es um Autokäufe, die Finanzierung von Einrichtungsgegenständen oder Umschuldungen, die Kreditsummen reichen von wenigen tausend bis hin zu 60.000 Euro, sagt Bettina Schrittwieser, Leiterin der Konsumentenschutzabteilung der Arbeiterkammer Steiermark.

Seit 2010 betreut sie Fälle von Santander. Diese hatte ihre österreichischen Kunden über die tatsächliche Kreditsumme getäuscht. Dafür wurde die Bank im Jahr 2013 vom Obersten Gerichtshof verurteilt. In einer Sammelaktion des VKI über eineinhalb Jahre bekamen mehr als 5.000 Konsumentinnen und Konsumenten ihr zu viel bezahltes Geld zurück.

Kreditsumme um 20.000 Euro reduziert

Doch auch heute, vier Jahre später, meldeten sich bei der Arbeiterkammer Steiermark geschädigte Kreditnehmer. Die Arbeiterkammer Steiermark startete deshalb einen neuerlichen Aufruf, um zu verhindern, dass die Fälle verjähren. Denn drei Jahre nach Bezahlung der letzten Rate verfallen die Ansprüche. Betroffen sind alle Verbraucherkredite, die zwischen 11. Juni 2010 und 24. Juli 2014 abgeschlossen wurden. Da manche Kredite über 10 Jahre laufen, geht Bettina Schrittweiser davon aus, dass man in der Arbeiterkammer Steiermark noch bis 2024 mit Interventionen beschäftigt sein wird.

Von den 29 Kreditnehmern, die sich heuer gemeldet haben, bekamen 23 Personen Geld zurück. Die Restlichen fielen entweder nicht in den Zeitrahmen oder waren bereits verjährt. „Je nach Kredithöhe bekommen manche Personen 70 Euro, andere dafür über 20.000 Euro zurück“, so Schrittwieser. In einem Fall habe ein Konsumenten anstelle von 80.000 Euro nur 60.000 Euro zurückzahlen müssen. 8.000 Euro Zinsgutschrift, die er bereits zu viel bezahlt hatte, bekam er von der Bank zurücküberwiesen, rund 13.000 Euro erspart er sich für die zukünftige Laufzeit.

Restschuldversicherung nicht in Effektivzins einberechnet

Gemeinsam mit den Kreditverträgen hat Santander in den meisten Fällen sogenannte Kreditrestschuldversicherungen abgeschlossen, eine Absicherung für die Bank, falls der Kredit nicht gedeckt werden kann. Die zusätzlichen Kosten für die Versicherung hatte Santander allerdings nicht wie vorgeschrieben in den Effektivzinssatz einberechnet. Der Kredit erscheint damit billiger als er tatsächlich ist und kann nicht mehr mit anderen Anbietern verglichen werden. Mit diesem Vorgehen hat die Bank gegen das 2010 in Kraft getretene Verbraucherkreditgesetz verstoßen.

Seit dem OGH-Urteil vor vier Jahren gäbe es bezüglich falscher Zinssätze zwar keine neuen Beschwerden mehr – wie viele Betroffene in Österreich noch nicht zu ihren Entschädigungszahlungen gekommen wären, wisse jedoch nur Santander selbst, so AK-Konsumentenschützerin Schrittwieser. Sie fordert alle Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer der Bank auf, zu prüfen, ob man selbst zu denjenigen gehört, die zu viel bezahlt haben. Wer sich noch an keine Konsumentenschutzeinrichtung gewendet habe, kann sich gerne an die Arbeiterkammer Steiermark wenden. „Wir können Ihre Kredite prüfen, intervenieren und sind sehr zuversichtlich, dass wir das Geld auch erhalten“, so Schrittweiser.

Jonathan Scheucher, help.ORF.at