Wie man sein Zuhause vor Einbrechern schützt

Knapp 13.000 Mal haben Einbrecher 2016 in Österreich zugeschlagen. Das sind so wenige Einbrüche wie seit zehn Jahren nicht mehr. Um das eigene Zuhause zu schützen, gibt es zahlreiche technische Möglichkeiten. Von widerstandsfähigen Schlössern über Balken- und Riegelsysteme bis zu speziellen Folien, die die Fenster durchbruchsicher machen.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1

Eine Minute genügt, schon ist eine normale Türen oder ein Fenster aufgebrochen. Bei Terrassen- und Altbautüren geht es noch schneller: Geübte Einbrecher überwinden diese in gerade einmal einer halben Minute. Besonders zur Urlaubszeit im Sommer und im dunklen Winter versuchen Diebesbanden mit Einbrüchen Beute zu machen.

„Laut Statistik ist die klassische Einbruchszeit im November und Dezember. Das sind die so genannten Dämmerungseinbrüche,“ so Andreas König, Autor des neu aufgelegten Ratgeberes „Vor Einbruch schützen“ des Vereins für Konsumenteninformation (VKI). „Aber natürlich ist auch die Ferienzeit immer ein kritischer Punkt.“

Ein Einbrecher blickt durch eine eingeschlagene Fensterscheibe

APA/dpa/Daniel Maurer

Zur Mittagszeit und zwischen 17 und 21 Uhr wird besonders oft eingebrochen

Post leeren, Leiter wegräumen, keine Urlaubsposts

Mit ein paar einfachen Vorsichtsmaßnahmen kann man sein Zuhause während der Abwesenheit möglichst unattraktiv für Einbrecher machen. Dazu gehört etwa das Leeren des Postkastens durch einen Nachbarn oder eine andere Vertrauensperson. Bei Häusern ist es zudem wichtig, dass im Garten nicht eventuelle Aufstiegshilfen wie Leitern oder Sitzgarnituren herumstehen. „Und natürlich sollte man nicht in Sozialen Netzwerken wie Facebook ständig herumposaunen ‚Hurra wir sind jetzt drei Wochen in der Karibik‘, man weiß nie welche Kreise das zieht“, so König im Gespräch mit help.ORF.at.

Vorzugaukeln, dass jemand zuhause ist, etwa indem man das Radio und die Beleuchtung per Zeitschaltuhr steuert, könnten durchaus abschreckend wirken, so der Experte. Profis ließen sicher aber nicht so leicht täuschen. „Wenn es sich um Einbrecher handelt, die das Haus über eine längere Zeit beobachten, fällt denen natürlich auf, dass da Licht an- und ausgeht, ohne dass das Haus bewohnt ist.“

Ein Mann hebelt mit einem Brecheisen eine Tür auf

APA/dpa-Zentralbild/Robert Schlesinger

Nur eine Minute benötigen Profis um eine Tür aufzubrechen

Alle Einfallsmöglichkeiten sollten gesichert sein

Was kann man also tun, um sein Zuhause zu schützen. Bei einer Stadtwohnung bietet die Absicherung der Wohnungstür bereits guten Schutz. Liegt die Wohnung im Erdgeschoß oder ersten Stock darf auf Terrassentüren und Fenster nicht vergessen werden. Bei Häusern kommen noch weitere Einfallstore dazu. Einbrechern reicht oft schon eine kleine Dachluke oder ein schmales Kellerfenster zum Eindringen. Hier gilt das Prinzip: Alles oder nichts. „Es hat keinen Sinn nur die Haustür zu sichern und der Einbrecher kann dann ohne Probleme über das Fenster einsteigen,“ warnt König. „Ein Einbrecher erkennt sofort mit geschultem Blick, wo es eine Schwachstelle gibt.“

Zwar kann man einen Einbruch nicht hundertprozentig verhindern, man kann es den Eindringlingen aber möglichst schwer machen. An erster Stelle steht immer die mechanische Absicherung. Ein gutes Schloss allein reicht nicht, die ganze Tür muss Eindringlingen standhalten können. Geprüfte Sicherheitstüren nach der ÖNORM B 5338 lassen sich nicht eintreten, aushebeln oder mit der Schulter aufdrücken.

Einbruchspuren an einer aufgebrochenen Tür

APA/Katharina Schell

Meist wird das Schloss nicht geknackt, sondern mit Gewalt geöffnet

Widerstandsklasse 3 empfohlen

Ähnliches gilt für Fenster. Auch diese müssen mit versperrbaren Riegeln oder durch spezielle Folien, die das Glas durchbruchsicher machen, gesichert werden. Auch die schönen, aber dünnwandigen Doppelflügeltüren im Altbau können nachträglich aufgerüstet werden. Verstärkende Bleche im Inneren sorgen dafür, dass die Tür nicht eingetreten werden kann, Balkenschlösser (horizontal oder vertikal montiert) bieten zusätzlichen Schutz.

Fenster und Türen werden zudem in verschiedene Widerstandsklassen eingeteilt. Je höher die Widerstandsklasse, desto mehr Zeit und mehr Aufwand braucht ein Einbrecher, um die Tür oder das Fenster zu knacken. Für den Privatbereich wird von der Polizei bei Türen eine Widerstandsklasse von mindestens drei und bei Fenstern von mindestens zwei empfohlen. Doch selbst das beste Schloss hilft nur dann, wenn es auch immer versperrt wird.

Polizei berät kostenlos

Eine herstellerunabhängige und kostenlose Beratung bietet der kriminalpolizeiliche Beratungsdienst, den es in allen Bundesländern gibt. Die Polizisten beraten auch in punkto elektronischer Sicherungssysteme, welche die mechanische Sicherung ergänzen können. Eine Alarmanlage bietet zwar keinen unmittelbaren Einbruchschutz, sie hat aber einen hohen Abschreckungseffekt und dient der Alarmierung. Vor einer Investition sollte man aber immer überlegen, ob auch alle Personen im Haushalt (Kinder, ältere Menschen) damit zurechtkommen.

Im Trend sind auch Alarmanlagen bzw. Videoüberwachungsanlagen, die Bilder aus dem eigenen Vor- und Wohnzimmer live und direkt auf das Smartphone übertragen. „Das ist eine technische Spielerei, wo man sich fragt, ob das wirklich jedermanns Sache ist“, so König. Verhindern kann ein solches Videosystem keinen Einbruch, und auch ob es später zur Aufklärung beiträgt ist umstritten. Meist sind nur vermummte oder dunkel gekleidete Personen klein auf den Bildern zu sehen, eine Identifizierung gelingt meist nicht. Die Aufklärungsrate bei Einbrüchen ist generell mit zehn Prozent nur sehr gering. Daher ist es besser sich mechanisch abzusichern, damit die Täter garnicht erst in das Haus oder die Wohnung eindringen können.

Beate Macura, help.ORF.at

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