Gebrauchte Smartphones: Worauf beim Kauf zu achten ist

Wer bei der Wahl des neuen Smartphones auf hochleistungsfähige Markengeräte Wert legt, muss verhältnismäßig tief in die Börse greifen. Weit günstiger geht es, wenn man gebrauchte Smartphones kauft. Ein bis zu drei Jahre altes Topmodell kann es mit einem preisgünstigen Neugerät oft noch durchaus aufnehmen, vorausgesetzt man lässt sich keinen Elektroschrott andrehen.

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Ein neues Smartphone muss schnell her. Etwa weil der Erscheinungstermin des lang ersehnten Neugeräts noch ein paar Monate auf sich warten lässt oder weil man immer schon eines der viel beworbenen Topmodelle besitzen wollte, ohne dafür gleich eine Topsumme hinblättern zu müssen.

Auf aussagekräftige Bilder achten

Die Lösung kann ein gebrauchtes Smartphone sein. Vorausgesetzt man beachtet beim Kauf ein paar wichtige Grundregeln. Das fängt bei der Wahl des Händlers an, sagt Alexander Spier von „c’t“, dem Magazin für Computertechnik. Gute Händler erkenne man neben einer guten Netzbewertung auch daran, dass ausführliche Beschreibungen zu den Geräten angeboten würden. Bei den zur Verfügung gestellten Bildern sollte es sich in jedem Fall um Originalbilder des zu verkaufenden Gegenstands und nicht etwa um Symbolfotos handeln, so Spier.

Neben einer guten Bilddokumentation sollte man vor einem Kauf versuchen, möglichst viel über das gebrauchte Mobiltelefon herauszufinden. Etwa ob man mit einer Akkuladung noch über den Tag kommt, und in welchem Zustand sich das Display oder die Kameralinse befinden. Eine zerkratzte Kameralinse könne man auf einer Abbildung nicht erkennen, sie habe aber einen großen Einfluss darauf, ob das Gerät noch zum Fotografieren tauge oder nicht. Grundsätzlich sollten alle Details abgeklopft werden, die man auf Fotos nicht erkennen kann, meint Spier. Auch der Zustand der Ladebuchse sollte geprüft werden. Eine lockere Buchse könne mitunter zu erheblichen Problemen beim Laden des Akkus führen.

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Paul Urban Blaha/help.ORF.at

Gebrauchte Topgeräte können mit günstigen Neugeräte oft noch Schritt halten

Der Kauf bei Privatpersonen birgt etliche Risiken

Generell sei es sinnvoll, bei einem spezialisierten Händler zu kaufen, so der Experte. Auf diese Weise habe man etwa auch Anspruch auf Gewährleistung, sollte das erworbene Gerät irgendwelche Mängel aufweisen. Auch ein Gebrauchtwarenhändler ist verpflichtet, auf seine Ware Gewährleistung zu geben. Die Gewährleistungsfrist beträgt aber nicht zwei Jahre, wie bei Neugeräten, sondern lediglich ein Jahr. Während der ersten sechs Monate muss der Händler beweisen, dass das Produkt zum Zeitpunkt der Übergabe an den Kunden fehlerfrei funktionierte.

Theoretisch müsste auch ein privater Verkäufer Gewährleistung geben, er könne jedoch auf einen Gewährleistungsausschluss bestehen, was in der Regel bei Privatverkäufen auch Usus sei, meint Spier. Deswegen seien Käufe von privat an privat zwar in der Regel günstiger, aber auch wesentlich riskanter. Im Internet gebe es etliche seriöse Portale wie etwa Rebuy.de, bei denen Kunden sicher sein können, ein gereinigtes und überprüftes Gerät zu erhalten. Auch könne man davon ausgehen, dass die Mobiltelefone in den Werkzustand zurückgesetzt wurden.

Gerät sollte auf Werkzustand zurückgesetzt sein

Sollte man, etwa aufgrund der zu erwartenden Kostenersparnis, doch für einen Privatkauf optieren, ist es wichtig, darauf zu achten, dass das Gerät in den Werkzustand zurückgesetzt wurde. Viele Geräte haben mittlerweile eine Diebstahlsicherung integriert, so Spier. Sollte also noch der Account des Vorbesitzers auf dem Handy aktiv sein, sei es ein Microsoft-, Apple- oder Google-Konto, könne man das Gerät nicht nach den eigenen Vorgaben einrichten. Außerdem habe in so einem Fall der Vorbesitzer weiterhin die Kontrolle über seinen Account und könne somit jederzeit aus der Ferne auf das Handy zugreifen. Im Prinzip könnte er das Handy sogar zurücksetzen und die Daten löschen, sobald das Gerät mit einem WLAN-Server verbunden ist.

Sollte man ein Gerät aus dem asiatischen Raum, beispielsweise aus China, erwerben wollen, sollte man darauf achten, dass es die länderspezifischen LTE-Frequenzen empfangen kann. Bei LTE gebe es eine ganze Reihe an Funkbändern, und kein Gerät könne alle Bänder auch empfangen, so Spier. Bei Importgeräten könne es sein, dass man das Modell im deutschen oder im österreichischen LTE-Netz dann nicht nutzen kann. Zwar seien andere Frequenzen nach wie vor empfangbar, die Netzabdeckung sei in so einem Fall aber natürlich deutlich geringer, so der Experte. Da dieses Problem aber nur einige eher verkaufsschwache Modelle betreffe, sollte diese Thematik in Europa keine allzu große Rolle spielen.

Samsung verliert rascher an Wert als Apple

Zu guter Letzt sollte man noch sicherstellen, dass das neue alte Mobiltelefon nicht per SIM-Lock gesperrt ist, also dass es für alle Anbieter freigeschaltet ist. Grundsätzlich spreche aber nichts gegen den Erwerb eines gebrauchten Smartphones. Die Anschaffung lohne sich vor allem bei Geräten der Marke Apple, da iPhones recht wertstabil seien. Auf diese Weise komme man mit einem relativ geringen Budget an ein Topgerät, das immer noch eine ordentliche Leistung biete, so „c’t“-Experte Spier.

Anders sei die Situation bei Apples wichtigstem Konkurrenten, dem Marktführer Samsung, so Spier. Hier sei der Wertverfall viele eher gegeben als bei Apple. Bei Samsung seien die Telefone bereits zwei oder drei Jahre nach dem Erscheinen so günstig, dass es hier wohl eher sinnvoll sei, ein nicht aktuelles Modell als Neugerät zu erwerben, als gebraucht zu kaufen.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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