Versicherungen verweigern Deckung immer öfter

Versicherungen weigern sich immer häufiger, Schäden zu übernehmen, so Konsumentenschützer. Einbrüche würden ignoriert, Unfälle nicht anerkannt. Selbst ein eindeutiger Polizeibericht wurde nicht akzeptiert.

Als eine Wiener Familie an einem Samstagabend vor ihrer aufgebrochenen Wohnung stand, wähnte sie sich wenigstens gut versichert. Ihre Haushaltsversicherung bei der Wiener Städtischen („Ihre Sorgen möchten wir haben“) schließt Einbruchsdelikte ausdrücklich ein. Dass tatsächlich eingebrochen wurde, stand sowohl für die Opfer als auch für die Polizei außer Zweifel. Der Polizeibericht spricht von einem Einbruchsdelikt, Schäden an Tür und Wohnung wurden mit Fotos dokumentiert. Der Bericht liegt help.ORF.at vor.

Tür aufgebrochen: Versicherung sieht „keine Einbruchsspuren“

Umso überraschender kam dann die Ablehnung der Versicherung. Die Wiener Städtische monierte zuerst, dass das kaputte Schloss bei der Montage eines neuen von der ausführenden Firma mitgenommen wurde und als Beweis nicht vorlag - die Schadensübernahme wurde abgelehnt. Nachdem das kaputte Schloss wieder gefunden und der Versicherung übergeben wurde, änderte die Wiener Städtische ihre Argumentation: Die Deckung wurde nun abgelehnt, weil „am Schloss keine Einbruchsspuren vorhanden sind und die Tür daher nicht ordnungsgemäß versperrt war“.

Bild einer aufgebrochenen Wohnugnstür aus einem Polizeibericht

Polizeibericht

Polizeibild der aufgebrochenen Tür. Laut Versicherung war sie „nicht ordnungsgemäß versperrt“

Es sei auffallend, dass Versicherungen seit einiger Zeit Schäden zuerst ablehnen, ärgert sich Walter Hager, Versicherungsexperte beim Verein für Konsumenteninformation (VKI). Das Problem bestehe in allen Sparten, von Arbeitsunfähigkeits- bis zu Unfallversicherungen. Das sei nicht nur seine Wahrnehmung als Konsumentenschützer, sondern auch im Gespräch mit Versicherungsmaklern und Brancheninsidern bestätigt worden.

VKI kündigt Intervention an

Das Schloss im oben erwähnten Fall, dass laut Wiener Städtischer keine Einbruchsspuren trage, ist auf den Polizeifotos vom Tatort zu erkennen: Der Riegel ist weit ausgefahren und offenbar verbogen. Auch wenn die Bilder nicht von professioneller Qualität sind, sieht Versicherungsexperte Hager darin einen eindeutigen Hinweis auf einen Einbruch. Der VKI werde in der Angelegenheit intervenieren.

Bild einer aufgebrochenen Wohnugnstür aus einem Polizeibericht

Polizeibericht

„Keine Einbruchsspuren“, sagt Wiener Städtische

Im Schadensfall ist es grundsätzlich wichtig, dass nach der Polizei unverzüglich auch die Versicherung benachrichtigt wird, erinnert der VKI-Experte. Die Beweissicherung mit Fotos müsse man nicht nur der Polizei überlassen, eigene Bilder dienten auch der persönlichen Absicherung.

Matthias Däuble, help.ORF.at