Multiresistente Keime in Faschiertem gefunden

Im Rahmen einer Untersuchung hat Greenpeace antibiotikaresistente Keime in Fleischprodukten gefunden. Bei Faschiertem sei mehr als die Hälfte der Proben mit solchen gefährlichen Erregern belastet gewesen.

MRSA (Methicillin-resistant Staphylococcus aureus) sind multiresistente Keime, die gegen Antibiotika wie Penicilline und Cephalosporine unempfindlich sind. Sie können die Haut und Schleimhaut von Mensch und Tier besiedeln. Ist ein Mensch, der mit MRSA in Kontakt kommt, geschwächt oder gelangt der Keim in eine Wunde, dann kann MRSA zu ernsthaften Infektionen führen.

„Wir holen uns diese gefährlichen Keime mit dem Fleisch direkt in die Küche,“ so Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftssprecher bei Greenpeace Österreich. Im Auftrag der Umweltschutzorganisation hat die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) insgesamt zwölf Fleischprodukte – Kareesteaks, Schweinskoteletts und Faschiertes - getestet. Drei der sechs Proben gemischtes Faschiertes waren mit multiresistenten Keimen (MRSA) belastet, eine davon zusätzlich mit einer weiteren Bakterienart (ESBL), die ebenfalls Antibiotika unwirksam machen kann. Ein alarmierendes Ergebnis, so Theissing-Matei.

Die multiresistenten Keime können nach Ansicht der AGES für Menschen gefährlich sein. Sie seien zwar nicht krankmachender als antibiotika-empfindliche Keime, die Behandlungsmethoden seien durch die Resistenz aber eingeschränkt. Auf den getesteten Steaks und Koteletts wurden keine resistenten Keime gefunden. Dies sei erfreulich, so Greenpeace. Allerdings hätten frühere Tests solche Keime auch auf Koteletts nachgewiesen. Entwarnung könne hier also keine gegeben werden.

Schweine stehen  in ihrem Stall bei einem Mastbetrieb

dpa/Carsten Rehder

Schweine im Mastbetrieb - Glückliche Tiere sehen anders aus

25.000 Tote wegen Resistenzen

Antibiotika sind wichtige Medikamente. Sie heilen Infektionen, die vor wenigen Jahrzehnten noch tödlich waren. Auch moderne Operationen wären ohne Antibiotika praktisch undenkbar. Der überdimensionale und häufig auch falsche Einsatz der Medikamente führe aber dazu, dass sich immer mehr Bakterien „abhärten“ und Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln, warnt Greenpeace.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt eindringlich. Antibiotikaresistente Keime stellen aus Sicht der WHO eine ernste globale Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar. Jährlich sterben schon jetzt zumindest 25.000 Menschen in Europa aufgrund von Antibiotikaresistenzen. Die Zahl der zusätzlichen Krankenhaustage wird vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) mit mehr als einer Million angegeben.

Massiver Einsatz von Antibiotika in der Schweinezucht

Auf das Fleisch würden die Erreger durch den hohen Medikamenteneinsatz in der intensiven Tierhaltung gelangen so Greenpeace. Die Umweltorganisation fordert daher eine Reduktion des Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung. Vor allem in der Schweinemast, wo derzeit mit Abstand am meisten Antibiotika verwendet würden, brauche es Maßnahmen.

Bei ESBL (Extended Spectrum Beta-Lactamasen) handelt es sich nicht um eine eigene Bakterienart, sondern um eine Fähigkeit von Bakterien, Enzyme auszubilden, die bestimmte Antibiotika unwirksam machen. Bakterien mit dieser Eigenschaft können die Wirksamkeit von Penicillinen herabsetzen oder sogar ausschalten.

Theissing-Mattei kritisiert die Art und Weise wie der Einsatz von Antibiotika in konventionellen Mastbetrieben erfolgt. Bei einzelnen Krankheitsfällen werde oft gleich die ganze Herde behandelt. Auch in Österreichs Ställen würden erhebliche Mengen Antibiotika eingesetzt. Laut AGES waren das im Jahr 2016 insgesamt 44,41 Tonnen im Jahr. Das trage dazu bei, dass Antibiotika auch bei uns Menschen immer mehr an Wirkung verlieren, so der Greenpeace-Experte.

Auch Bio-Fleisch kann Antibiotika enthalten

Im Gegensatz zur konventionellen Massentierhaltung ist der Einsatz von Antibiotika in der biologischen Tierhaltung deutlich geringer: In der biologischen Landwirtschaft darf ein Schwein, das in der Regel bei der Schlachtung ein halbes Jahr alt ist, maximal ein Mal Antibiotika erhalten. Sonst darf das Fleisch nicht mehr als Bio-Fleisch verkauft werden. Das stelle auch einen starken Anreiz dar, nur das tatsächlich erkrankte Einzeltier zu behandeln und nicht die gesamte Herde, so Greenpeace.

Grundsätzlich können Antibiotika aber auch in der Bio-Landwirtschaft eingesetzt werden, eine hundertprozentige Sicherheit auf ein antibiotikafreies Fleisch erhalten Konsumenten nicht. Ein entsprechendes „Antibiotikafrei“-Siegel gibt es hierzulande nicht und wird es wohl auch in Zukunft nicht geben. Anders ist das in den USA. Wer dort sein Rindfleisch als Bio deklarieren will, darf dem Tier Zeit seines Lebens keinerlei Antibiotika verabreicht haben.

Hände, Messer, Bretter gründlich waschen

Konsumentinnen und Konsumenten rät Greenpeace zu einer guten Küchenhygiene. Wer mit seinen bloßen Händen Fleischlaibchen oder Cevapcici formt, laufe Gefahr, mit resistenten Keimen in Berührung zu kommen. Im schlimmsten Fall könne das eine schwere Erkrankung nach sich ziehen, meint Theissing-Matei. Nach dem Kontakt mit rohem Fleisch sollte man sich daher immer gründlich die Hände waschen und die Kochutensilien säubern. Das Faschierte sollte außerdem immer gut durchgebraten werden. Beim Kauf empfiehlt Greenpeace, Bio-Fleisch zu wählen, da hier sei der Einsatz von Antibiotika zumindest geringer geregelt sei.

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