T-Mobile beschränkt Anonymität bei Wertkarten

Mit 15. Juni kostet das Telefonieren und Surfen im EU-Ausland nicht länger extra. Wertkartenkunden von T-Mobile können diesen Roamingvorteil aber nur nutzen, wenn sie ihre Identität preisgeben. T-Mobile schränkt so als erster heimischer Anbieter die Anonymität bei Handywertkarten ein.

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Rechtzeitig zur Urlaubssaison werden Mitte Juni die Roaminggebühren für alle Reisenden abgeschafft, wenn diese im EU-Ausland mit ihren Mobiltelefonen und Geräten telefonieren, SMS schreiben oder im Internet surfen. Dann telefoniert und surft man im EU-Ausland zu denselben Kosten wie zu Hause.

Eine Frau telefoniert mit einem Mobiltelefon am Strand

dpa/Daniel Naupold

Im diesem Sommerurlaub kann unbesorgt innerhalb der EU telefoniert werden

Die Nutzer müssen allerdings einige Bedingungen erfüllen, um in den Genuss des Roamingwegfalls zu kommen. Wichtigste Bedingung ist der Wohnsitz oder eine andere „feste Verbindung“ mit dem Land, aus dem die SIM-Karte stammt. Bei Mobilfunkverträgen stellt das üblicherweise kein Problem dar, da ohnehin bei Vertragsabschluss Name und Wohnsitz angegeben werden müssen. Bei den hierzulande weit verbreiteten anonymen Wertkarten sind hingegen bisher keine derartigen Angaben erfasst.

A1 und „3“ halten an Anonymität fest

Mit Einführung der neuen Roamingregeln dürfen Mobilfunker nun auch von den Wertkartenkunden einen Adressnachweis verlangen - sie müssen es aber nicht. Ob sie das Gratisroaming an eine Registrierung knüpfen oder nicht, entscheidet jeder Mobilfunker selbst. Help.ORF.at hat bei den drei großen österreichischen Betreibern nachgefragt, wie sie das handhaben werden.

Während A1 und „3“ ihren Wertkartenkunden das Gratisroaming ohne Identitätsnachweis erlauben, ist bei T-Mobile in Kombination mit dem Gratisroaming Schluss mit der Anonymität. T-Mobile-Prepaidkunden müssen sich namentlich registrieren, um im Ausland ohne Extrakosten telefonieren und SMS versenden zu können. Datenroaming ist bei T-Mobile-Wertkarten zudem grundsätzlich, selbst mit Registrierung, nicht möglich. Wer seine Wertkarte nicht registrieren lassen möchte, kann zwar auch im Ausland telefonieren, allerdings müssen dabei weiterhin Zusatzgebühren bezahlt werden. Vom Gratis-EU-Roaming bleiben anonyme T-Mobile-Wertkartennutzer ausgesperrt.

Smartphone auf Landkarte

Getty Images/Jamie Grill

Wer bei T-Mobile ohne Extrakosten roamen will, muss seine Anonymität aufgeben

Derzeit vier Millionen anonyme Wertkarten in Umlauf

In anderen europäischen Ländern wie Italien, Spanien und seit letztem Sommer auch Deutschland muss beim Kauf einer Wertkarte bereits ein Ausweis vorgelegt werden. In Österreich ist es nach wie vor möglich, Wertkarten, etwa im Supermarkt, anonym zu kaufen und zu nutzen. Etwa vier Millionen anonyme Wertkarten sind derzeit in Umlauf, obwohl Polizisten, Geheimdienstler und auch Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) immer wieder eine Registrierungspflicht für Prepaidkarten fordern.

Nicht nur die Überprüfung der „festen Verbindung“ zum Stammland, sondern auch wie oft und wie lange sich ein Handykunde im Ausland aufhält, wird künftig wohl genauer gespeichert. Denn unbegrenzt darf auch in Zukunft nicht „geroamt“ werden, es gilt „Fair Use“. Ist ein Nutzer über einen Zeitraum von vier Monaten mehr als die Hälfte der Zeit im EU-Ausland, dürfen die Mobilfunker weiter Roamingaufschläge verrechnen. Damit soll verhindert werden, dass Kunden preiswerte Handyverträge in einem billigeren Nachbarstaat abschließen und damit dauerhaft zu Hause telefonieren.

Vorsicht: Datenlimits auch nach Roamingende

Auch beim Datenvolumen gibt es Beschränkungen. Während inkludierte Sprachminuten und Frei-SMS tatsächlich eins zu eins im EU-Ausland verbraucht werden können, ist das bei den Daten anders. Hier gibt es Limits, die von Tarif zu Tarif unterschiedlich sind. Die Höhe des Limits wird anhand einer von der EU vorgegebenen Formel errechnet. Das im eigenen Tarifpaket inkludierte Datenvolumen spielt dabei keine Rolle. Das Limit orientiert sich einzig am Preis: Je mehr man für seinen Tarif bezahlt, desto mehr Gigabyte kann man auch im Ausland verbrauchen.

Doch die Nutzer müssen nicht selbst herumrechnen, sondern die Betreiber müssen ihre Kunden über ihr Datenlimit informieren. Verbraucherschützer raten aber dazu, im Zweifel lieber vorsorglich vor Reiseantritt beim Mobilfunker nachzufragen, ob und welche Obergrenzen für den eigenen Tarif gelten.

SMS-Hinweise warnen vor Überschreitung

Neigt sich das ohne Aufpreis nutzbare Datenvolumen im Ausland dem Ende zu, muss der Mobilfunkbetreiber den Kunden per Warn-SMS darüber informieren. In der Regel geschieht das, sobald 80 Prozent des Volumens verbraucht sind. Ist das Roamingdatenvolumen zur Gänze aufgebraucht, erhält der Kunde wiederum eine Warn-SMS vom Betreiber mit der Info, wie viel jedes weitere Megabyte kostet.

Beate Macura, help.ORF.at

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