Beschwerden über Postdienste verdoppelt

Die Schlichtungsverfahren im Postbereich haben sich 2016 beinahe verdoppelt. Gemessen an den mehr als 800 Millionen Zustellungen im Inland machen sich die 159 Verfahren bei der RTR-Schlichtungsstelle aber immer noch sehr gering aus.

Die meisten Schlichtungsfälle würden sich in der Vorweihnachtszeit ergeben, „wenn sehr, sehr viele Pakete online bestellt werden ", sagte der für die Fachbereiche Telekommunikation und Post zuständige Geschäftsführer der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR), Johannes Gungl, am Montag in Wien. „Das, was Sie hier sehen, sind die Spuren der virtuellen Welt in der Realwirtschaft.“ Die Beschwerden dürften auch deshalb zugenommen haben, weil die Post-Schlichtungsstelle mittlerweile auch bekannter sei, so Gungl.

Pakete im Frachtzentrum der Deutschen Post in Nürnberg (Bayern)

APA/dpa/UNBEKANNT

Das Paketaufkommen wird in den nächsten Jahren weiter ansteigen

Zustellprobleme seien die größte Kategorie im Postbereich, daneben auch beschädigte Pakete, Verlust von Paketen und Verspätungen. Erstmals habe es 2016 neben der österreichischen Post AG auch einen zweiten Anbieter gegeben, der beschwerderelevant sei, nämlich DHL Paket.

Mehr Pakete, mehr Beschwerden

Als Trend habe sich schon in den vergangenen Jahre gezeigt, dass die Zahl der Sendungen insgesamt zurückgehe. Während Briefsendungen durch die Digitalisierung stark rückläufig seien, gebe es bei den Paketsendungen jedoch eine deutliche Zunahme. „Wobei wir davon ausgehen, dass in den kommenden Jahren im Paketbereich noch ein deutliches Wachstum sein wird“, sagte Gungl.

Das lasse auch ein Blick auf andere Märkte wie z.B. Deutschland vermuten. „Hier werden deutlich mehr Pakete versendet als in Österreich, deswegen erwarten wir hier durchaus ein weiteres Wachstum im zweistelligen Bereich“, sagte der RTR-Geschäftsführer.

EU will mehr Transparenz bei Gebühren

Die EU bereite derzeit eine Verordnung für den grenzüberschreitenden Paketbereich vor, berichtete Gungl. Ziel sei es, durch mehr Tariftransparenz den digitalen Binnenmarkt durchzusetzen. Derzeit gebe es nämlich im grenzüberschreitenden Paketverkehr sehr große Preisunterschiede.

Für die größeren Postdienste-Anbieter werde es also Auflagen geben. „Es soll in erster Linie transparenter werden, auf europäischer Ebene ist nicht angedacht, dass man preisregulierend eingreift“, sagte Gungl. „Wir begrüßten diesen Entwurf.“ Der österreichische Regulator geht davon aus, dass die EU-Verordnung noch heuer erlassen wird. „Ob sie dann scharfe Zähne hat oder ein Papiertiger wird, bleibt abzuwarten.“

Beschwerden im Mobilfunk-Bereich auf Tiefststand

Ein gutes Jahr dürfte 2016 für die Mobilfunkkunden gewesen sein. Die Anzahl der Schlichtungsverfahren im Bereich Telekommunikation und Medien sei neuerlich stark gesunken und in vier Fünfteln aller Streitfälle zwischen Betreibern und Kunden sei eine befriedigende Lösung gefunden worden.

„Wir haben im Telekommunikationsbereich die Beschwerden auf historischem Tiefststand“, so Gungl. Die Gesamtzahl der Verfahren bei Telekommunikation und Medien ist gegenüber dem Vorjahr von 2.409 auf 1.996 gesunken, mehr als 85 Prozent der Beschwerden betreffen den Mobilfunk. Das ist wenig verwunderlich: Telefoniert wird in Österreich zu fast 90 Prozent mit dem Mobiltelefon.

Link:

Mehr zum Thema: