Post verschickt Gratisproben an Haushalte

Die Post beginnt mit dem Versand von kostenlosen Warenproben an Haushalte. Im Internet bietet das Unternehmen das schon länger über eine eigene Plattform an. Solche Plattformen sollen Schnäppchenjäger mit Gratisproben anlocken. Doch auch „gratis“ hat seinen Preis: Die Weitergabe der eigenen Daten.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1

Haushalte in Wien Ottakring erhielten vor kurzem ein Schreiben der Post, wonach sie gratis von attraktiven Warenproben profitieren könnten. Von Ende April bis Ende Juni 2017 würden sie jeden Monat eine kostenlose Warenprobe zugeschickt bekommen.

Drei Monate Test in Wien Ottakring

Adressiert sind die Schreiben an „Produktprobenfreunde in Ottakring“, die die Post dort offenbar in jeder Wohnung vermutet, die Werbung nicht ausdrücklich ablehnt. Absender waren die Post AG und ihre Internetplattform „probiermal.at“, auf dieser Webseite können Kunden kostenlose Warenproben anfordern. Die Post informiert in dem Schreiben auch, warum sie das macht: „Weil wir Flugblatt-Empfängern wie Ihnen eine Freude machen möchten“. Außerdem könne man so gemeinsam mit den Produzenten mehr über Akzeptanz und Wirkung von Warenproben erfahren.

ein Flugblatt der Post

Karin Fischer/help.ORF.at

Werbeprospekte wie dieses von der Post landen oft im Müll

Auf Nachfrage von help.ORF.at erklärt Postsprecherin Kathrin Schrammel, dass man einen Test im 16. Wiener Bezirk durchführe. Jeder Haushalt, der unadressierte Werbung akzeptiert, bekomme diese Warenproben vorerst drei Monate lang automatisch in seinen Briefkasten. Eine Registrierung sei dafür nicht notwendig.

Post: „Konsumenten mögen Gratisproben“

Umfragen hätten gezeigt, dass 44 Prozent der Befragten an Produktmustern interessiert seien, so Schrammel. Dass mit der Aktion auch die posteigene Plattform für Gratisproben „probiermal.at“ beworben werde, bestreitet die Post. Auf dieser Webseite kann man Warenproben von Kosmetika, Lebensmitteln und Zeitschriften anfordern, die persönlich adressiert an den jeweiligen Empfänger geschickt werden.

„Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er das möchte oder nicht“, so Maria Ecker, Juristin beim Verein für Konsumenteninformation (VKI). Manche Konsumenten fühlten sich durch solche Werbung eher belästigt, andere würden sich darüber freuen. Verboten sei die unaufgeforderte Zusendung von Gratisproben nicht.

VKI: „Nichts ist gratis“

Wer keine unadressierte Werbung will, wozu auch Warenproben zählen, könne einen Aufkleber an Haustüre und Postfach anbringen. Diesen „Werbemittelverzichter“ erhält man bei der Umweltberatung Wien und bei der Wirtschaftskammer. Dort ist der Aufkleber allerdings zeitlich befristet. Für die Haushalte in Ottakring reiche also so ein Aufkleber aus, damit sie vom Test der Post ausgenommen sind, so die VKI-Juristin.

Ein Briefträger beim Verteilen der Post in die Briefkästen

APA/Harald Schneider

Die Post bringt in Wien künftig auch kostenlose Warenproben

Bei Plattformen wie „probiermal.at“ muss man sich zuerst registriert haben, um an Warenproben zu kommen. Viele Webseiten bieten mittlerweile kostenlose Schnäppchen an. „Warenproben sind zwar schön, aber gratis ist letztendlich gar nichts. Denn der Preis, den ich dafür zahle, ist, dass meine Daten dann im Umlauf sind“, so Ecker. Auch in der Zustimmungserklärung auf „probiermal.at“ sei zu erkennen, dass man hier eine weitereichende Datenweitergabeerklärung akzeptiert. Diese Daten würden auch an Adressverlage und Direktmarketingunternehmen weitergegeben. „Das bedeutet, dass Konsumenten auch von anderen Unternehmen Werbung zugesandt bekommen“, so die Expertin.

Eintrag in die Robinsonliste

Durch solche Plattformen könnten Unternehmen Informationen über Familiengröße, Hobbies und Vorlieben erheben und damit genaue Konsumentenprofile erstellen, um gezielter zu werben. Hat man der Datenweitergabe bereits zugestimmt, kann man das jedoch widerrufen und sich auch wieder von der jeweiligen Plattform abmelden.

Wer weder Werbung noch persönlich adressierte Reklame möchte, kann sich in die Robinsonliste der Wirtschaftskammer eintragen. Adressverlage und Direktmarketingunternehmen sind dann verpflichtet, die Daten des Betreffenden zu streichen. Österreichische Firmen dürfen somit keine Werbung mehr an diese Adresse senden.

Prospekte online ansehen

Aber auch ohne Flugblatt im Briefkasten lässt sich herausfinden, welche Unternehmen gerade günstige Angebote haben. Auf Webseiten wie Aktionsfinder kann man die aktuellen Prospekte von Firmen online abrufen und auch ausdrucken.

Unverlangt zugesendete Waren muss man laut VKI weder bezahlen noch aufheben oder zurückschicken. „Sie müssen hier gar nicht reagieren und können das Produkt auch wegwerfen“, so Ecker.

Karin Fischer, help.ORF.at

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