Kunstfasermode belastet Gewässer und Böden

Kleidung aus Synthetikfasern ist beliebt. Vor allem in der Outdoormode erlebt die Mikrofaser einen Boom. Doch Fleecejacke, Funktionshose und -socken haben eine Schattenseite. In der Waschmaschine werden Mikroplastikpartikel in nicht geringer Menge ausgewaschen. Diese gelangen ins Abwasser, ein Teil sogar in Böden und Gewässer.

Das Umweltbundesamt hat im Auftrag der Grünen untersucht, ob und wieviel Mikroplastik beim Waschen von Synthetikkleidung ins Abwasser von Waschmaschinen und letztlich in die Umwelt gelangen. Das Ergebnis stimmt bedenklich. Auf Österreich hochgerechnet landen so jedes Jahr zehn bis 21 Tonnen Mikroplastikfasern im Abwasser.

Funktionsjacken hängen in einem Geschäft

ORF.at/Karin Fischer

Beim Sport beliebt, für die Umwelt bedenklich

Im Wäschekorb des Umweltbundesamtes befanden sich 2,8 kg neu gekaufte und ungetragene Kunstfaserkleidung wie Fleecejacke, Sportbekleidung und Socken aus Nylon, Polyester, Acryl und anderen Synthetikmaterialien. Ziel war es herauszufinden, wieviel Mikroplastik bei einem Waschgang in das Abwasser der Waschmaschine gelangt. Nach dem Schonwaschgang befanden sich 51 Milligramm beziehungsweise 460.000 Kunststoffpartikel im Abwasser.

Es sei die erste Studie dieser Art in Österreich, so die Grüne Umweltsprecherin, Christiane Brunner gegenüber help.ORF.at. Sie habe vermutet, dass beim Waschen von Kleidung Mikroplastik ausgewaschen werde, das Ausmaß sei aber erschreckend.

Von der Kanalisation in die Kläranlage

Mit dem Abwasser landen die Plastikpartikel zuerst in der Kanalisation und dann zum überwiegenden Teil in Kläranlagen. Je nach technischer Ausstattung der Anlage wird dort ein Teil der Mikroplastikpartikel aufgefangen und im Klärschlamm gebunden. Was mit diesem Klärschlamm passiert, variiert je nach Bundesland und Kläranlage.

Mehr als die Hälfte des Klärschlamms wird verbrannt. Rund 43 Prozent werden aber stofflich verwertet, so das Umweltbundesamt, also kompostiert oder zur Düngung direkt auf landwirtschaftlichen Feldern ausgebracht.

Traktor auf Acker

ORF.at/Carina Kainz

Mikrofaserpartikel gelangen auch auf landwirtschaftliche Flächen

Noch viele Fragezeichen

Mikroplastik steckt nicht nur in Synthetikkleidung, sondern auch in Kosmetikartikeln und Reinigungsmitteln. Allein in der Donau landen jedes Jahr 41 Tonnen Mikroplastik und vergrößern so weiter den Plastikanteil in den Weltmeeren. Über die Auswirkungen und Langzeitfolgen gibt es noch enorme Wissenslücken. Mikroplastik ist weder formal definiert noch als Schadstoff eingestuft. Deshalb existieren auch keine Grenzwerte oder verpflichtende Überprüfungen.

Gegenmaßnahmen gefordert

Mikroplastik sei ein neues Thema, damit müsse sich die Umweltpolitik näher beschäftigen und Regelungen finden, so Brunner. Deshalb forderten die Grünen Grenzwerte für Plastikeintrag in die Umwelt und den Einbau von Filtern in Waschmaschinen.

Natürlich können auch Konsumenten viel dazu beitragen, dass erst gar kein Mikroplastik in die Umwelt gelangt: Kleidung aus Naturmaterialien bevorzugen, Fleecejacken gibt es etwa bereits aus Biobaumwolle, und Kosmetikartikel mit Mikroplastik im Regal lassen. Und schließlich auch bei Verpackungen darauf achten, möglichst viel Plastik einzusparen, etwa Plastiksackerln, Einwegbecher oder PET-Flaschen.

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