Hohes Sparpotenzial bei regelmäßigem Tarifwechsel

Wer seit Jahren den gleichen Handytarif nutzt, kann erheblich draufzahlen. Denn der Mobilfunkmarkt ist ständig in Bewegung, die Preise sind allein im letzten Jahr um fast ein Viertel gesunken. Damit Bestandskunden nicht durch die Finger schauen, raten Experten dazu, den eigenen Tarif regelmäßig mit neueren Paketen zu vergleichen und gegebenenfalls auf attraktivere Angebote umzusteigen.

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Dass sich Handygebühren im Ausland rasch summieren können, ist inzwischen den meisten bekannt. Dass die Handyrechnung aber auch im Inland ganz schnell explodieren kann, hat ein Wiener in den Semesterferien erlebt.

Als er im Skiurlaub einen Film auf seinem Notebook schauen wollte, setzte er wegen schlechten WLAN-Empfangs im Hotel sein Handy als Hotspot ein, um den Film in Full-HD-Qualität (Full High Definition) zu streamen. Kurz darauf wurde sein Handy gesperrt, keine Anrufe waren mehr möglich. Ein Anruf bei der Hotline seines Betreibers brachte Klarheit: Die Rufnummer wurde gesperrt, da das Daten- bzw. Kostenlimit weit überschritten wurde.

Mann mit Tablet

Getty Images/GCShutter

Ein Filmstream in hoher Auflösung kann das Datenvolumen strapazieren

600 Euro wegen Überschreitung des Datenvolumens

Der Wiener hatte als langjähriger Kunde offenbar immer noch einen Uralttarif, der zwar später mit einem Zusatzpaket um ein Datenvolumen von zwei Gigabyte aufgemotzt wurde, doch jedes weitere Megabyte schlug mit 1,50 Euro zu Buche. 600 Euro seien für die Entsperrung des Handys zu zahlen, teilte das Kundenservice dem Wiener mit. Das entspreche den Kosten, die durch den Filmstream angefallen seien.

Zwar gibt es zum Schutz vor unerwartet hohen Handyrechnungen ein gesetzlich verankertes Kostenlimit von 60 Euro für Datendienste. Ist dieses erreicht, muss der Mobilfunker die weitere Datenübertragung sperren - das gilt aber nur für Privatkunden. Der Wiener war allerdings als Businesskunde vermerkt und fiel damit nicht unter die Kostenbeschränkung.

Zehn Jahre alter Tarif

Wie sich herausstellte, war der Tarif fast zehn Jahre alt – Filmschauen am Handy war damals noch kein Thema, gesurft wurde, wenn überhaupt, nur recht langsam, und bei Tarifen waren vor allem die beiden Punkte Telefonie und SMS-Versand wichtig. Fast zehn Jahre später schaut die Mobilfunkwelt ganz anders aus.

Handy und Rechnung

ORF.at/Lukas Krummholz

Experten raten dazu, den Handytarif regelmäßig zu aktualisieren

Durchschnittsnutzer verbraucht drei GB Daten im Monat

„Telefonie und SMS spielen keine große Rolle mehr beim Tarifvergleich, oftmals sind sogar unlimitierte Freieinheiten inkludiert. Das Unterscheidungsmerkmal bei den aktuellen Preisen sind vor allem die Daten“, so Daniela Zimmer von der Arbeiterkammer in Wien gegenüber help.ORF.at. Die Mobilfunker passen ihre Angebote damit den veränderten Bedürfnissen der Kunden an. „Wurde 2013 noch durchschnittlich ein Datenvolumen von 600 Megabyte im Monat verbraucht, sind es jetzt im Schnitt drei Gigabyte“, so AK-Expertin Zimmer.

Allein im Jahresvergleich hat sich viel verändert. Bei einem AK-Vergleich der Mobilfunktarife von Dezember 2015 mit Jänner 2017 wurde festgestellt, dass es nun um 60 Prozent mehr Tarifmodelle für Privatkunden gibt. Kunden können derzeit aus über 160 verschiedenen Paketen wählen. „Das zeigt, dass der Markt laufend im Wandel begriffen ist und man seinen Tarif auch aktuell halten sollte“, so Zimmer. „Und bei dem Angebot ist die Chance groß, auch tatsächlich etwas Günstigeres zu finden.“

Einsparpotenzial von knapp einem Viertel der Kosten

Im Schnitt fast ein Viertel an Kosten können Durchschnittskunden gegenüber dem Jahr davor sparen - mehr dazu in Telefonieren und Surfen am Handy billiger geworden. Um das günstigste Angebot zu finden, sollte man zuerst herausfinden, wie viele Minuten man durchschnittlich pro Monat telefoniert und wie hoch das monatlich verbrauchte Datenvolumen ist.

Kennt man seinen Verbrauch, helfen Preisvergleichsseiten im Internet, wie etwa der Handytarifrechner der Arbeiterkammer, beim Durchforsten des Tarifdschungels. Ist das passende Angebot gefunden und man selbst nicht mehr an eine Mindestvertragsdauer gebunden, steht einem Wechsel nichts mehr im Weg.

Keine Scheu vor dem Anbieterwechsel

Bleibt man beim gleichen Betreiber und wechselt nur den Tarif, ist das einfach online oder über die Kundenhotline möglich. Aber Achtung: Auch der eigene Mobilfunker verlangt eine einmalige Wechselgebühr von 20 bis 30 Euro.

Wechselt man nicht nur den Tarif, sondern auch gleich den Anbieter, muss man seinen Vertrag beim alten Anbieter kündigen. Die Kündigungsfrist beträgt einen Monat. Um weiter unter der gewohnten Rufnummer erreichbar zu sein, kann diese gegen eine Gebühr von zehn Euro mitgenommen werden. Wichtigster Punkt bei der Rufnummernmitnahme ist die so genannte Nummernübertragungsinformation, kurz NÜV-Info, die man vom alten Betreiber anfordern und dann dem neuen Betreiber übermitteln muss.

Roamingwegfall lässt EU-Tarife alt aussehen

Spätestens im Juni sollten sich Nutzer von alten Tarifen, die noch Freieinheiten für das Roaming innerhalb der EU enthalten, nach einem neuen Mobilfunkangebot umsehen. Denn die Roaminggebühren innerhalb der EU fallen dann ohnehin weg, die Freieinheiten werden damit nutzlos.

Gewechselt hat inzwischen auch der Wiener, der im Urlaub mit einer 600-Euro-Rechnung geschreckt wurde. Auf unsere Anfrage hat ihm „3“ zwar zwei Drittel der Forderung erlassen, seinen neuen passenden Tarif hat er aber bei einem anderen Mobilfunker gefunden.

Beate Macura, help.ORF.at

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