Wo das Internet am „grünsten“ ist

Die weltweite Vernetzung braucht enorm viel Energie: Mehr als sieben Prozent der weltweit verbrauchten Elektrizität gehen auf das Konto des IT-Sektors. Und noch immer setzen nicht alle wichtigen Unternehmen auf erneuerbare Energiequellen.

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Emails verschicken, die Neuigkeiten auf Facebook checken, Informationen googeln, Nachrichten und Videos anschauen - für die Mehrheit der Menschen gehört das Internet zum Alltag. Für die wenigsten gibt es auch nur einen Tag, an dem sie nicht online sind. Doch die weltweite Vernetzung ist nicht nur praktisch, sie braucht auch enorm viel Energie. Wäre das Internet ein Land, hätte es weltweit den sechstgrößten Stromverbrauch, so Hanna Simons, Sprecherin von Greenpeace Österreich.

Am „grünsten“ ist Apple

Die Umweltorganisation hat deswegen die Energiestrategien der weltweit größten IT-Unternehmen analysiert - von Internetplattformen und Suchmaschinen bis zu Smartphone- und Computerproduzenten. Und der diesjährige „Grüner Klicken“-Bericht von Greenpeace zeigt, dass es einige Branchenriesen gibt, die sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen.

Die vier großen Unternehmen, die die 15-stellige Rangliste der „grünen“ Energieverbraucher anführen, sind Apple, Facebook, Google und Hewlett Packard. Was ihren Energiebedarf betrifft, decken sie 50 Prozent und mehr aus erneuerbaren Energien. Apple liegt hier mit 83 Prozent unangefochten an der Spitze.

„Immer noch Luft nach oben“

Ausschlaggebend für die Platzierung der Firmen war der sogenannte Clean Energy Index, der den Verbrauch von Ökostrom bzw. Strom aus nicht erneuerbaren Energiequellen wie Kohle oder Atomkraft aufzeigt. Weitere Kriterien waren, ob die Firmen ihren Energieverbrauch gänzlich offen legen, ob sie Energieziele definiert haben, ob sie Verpflichtungen zur nachhaltigen Nutzung eingegangen sind, ob sie sich politisch für Nachhaltigkeit im Energiesektor engagieren und ob die Energie effizient genutzt wird.

In all diesen Bereichen hat Apple wie schon vor zwei Jahren die Nase vorn. Dennoch gebe es noch Luft nach oben, so Hanna Simons. Denn noch immer würde der Konzern 14 Prozent seiner Energie aus Kohle, Gas und Atomkraft beziehen. „Das heißt, die Anstrengungen müssen natürlich noch vergrößert werden, denn es ist möglich, den gesamten Strom aus erneuerbaren Quellen zu beziehen“, so Simons.

Unter den Schlusslichtern: Amazon

Viel Luft nach oben gibt es auch bei einigen anderen Firmen. Zu den Schlusslichtern der Rangliste gehören Adobe, Samsung und Amazon Web Services. Bei diesen Firmen mangelt es nicht unbedingt an Engagement, aber letztlich an der Umsetzung. „Was schlecht läuft, ist, dass ein sehr großer Anbieter wie Amazon Web Services, der Dienste wie Netflix oder Spotify hosted, 30 Prozent des Stroms immer noch aus schmutziger Kohle bezieht und 26 Prozent aus Atomstrom“, erklärt Simons die schlechte Bewertung.

Das sei besonders bedauerlich, weil Musik- und Videostreamingdienste große Datenvolumen zur Verfügung stellen und damit auch für einen hohen Stromverbrauch verantwortlich sind. Nur wenn die Nachfrage nach Ökostrom steigt, wird auch mehr Geld in nachhaltige Energieversorgung investiert werden, argumentiert Greenpeace.

Österreich hat ein „grünes“ Netz

In Österreich setzen einige der größten Internetanbieter und online-Plattformen zu einhundert Prozent auf Ökostrom. Dazu gehören unter anderem der digitale Marktplatz „Will haben“ oder die Preisvergleichsseite „geizhals.at“. Auch die Internetanbieter UPC und Tele2 setzen österreichweit ausschließlich auf grüne Energie. Gleiches gilt für die A1 Telekom, die ihr Netz laut eigenen Angaben darüber hinaus CO2 neutral betreibt und Ziele für eine effizientere Energienutzung definiert hat.

Dass insgesamt immer mehr Unternehmen im IT-Bereich auf nachhaltige Energiequellen setzen, überrascht die Sprecherin von Greenpeace nicht. Auf erneuerbare Energien umzusteigen sei heute auch eine Imagefrage, so Simons. Die Konsumentinnen und Konsumenten würden das auch einfordern. Nachdem sich immer mehr Aktivitäten ins Netz verlagern steigt der Energiebedarf hier rapide an. Bis 2019 soll er sich beinahe verdoppeln.

Marlene Nowotny, help.ORF.at

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